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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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bezweifeln.«
    »… und Ziegen sind hier besonders nützlich. Als
Weidetiere und als Lieferanten für Milch, Fasern und
Fleisch.«
    »Trotzdem würde ich ein Hühnchen
vorziehen.«
    David schenkte den Wein in ein vorgekühltes Glas, das er aus
dem Kühlschrank geholt hatte. Dann mixte er sich einen Whisky
mit Wasser. Er ging hinüber zur Feuerstelle und beugte sich
nieder, um Evelyn das Glas zu reichen. Er spürte die Wärme
des prasselnden Feuers, das die Haare auf seinem nackten Arm
versengte.
    Sie streckte eine Hand nach dem Weinglas aus, während sie mit
der anderen ihr Badetuch zusammenraffte. Innerlich mußte David
über ihre Schamhaftigkeit lächeln. Das korallenrote
Badetuch bedeckte sie wie ein Sarong und ließ eine ganze Menge
weißer Haut sehen: Schultern, Arme, Oberschenkel. Ihr Hals
ist wunderschön, dachte er und fragte sich, wie es wohl
wäre, wenn er ihn küssen würde.
    Statt dessen trat er zur Tiefkühltruhe und holte zwei
Hühnchen-Fertiggerichte heraus. Er legte sie in den
Mikrowellenherd und stellte die Zeituhr ein.
    Dann sagte er, während er neben Evelyn auf dem Boden
saß: »Nun, das Essen ist in einer halben Stunde
fertig.«
    »Dauert es so lange?«
    »Es könnte auch in drei Minuten fertig sein, aber ich
dachte mir, Sie möchten zunächst Ihr Getränk und das
Feuer genießen.«
    Über Evelyns Gesicht huschte ein Schatten. Schließlich
meinte sie: »David, ich sterbe vor Hunger! Ich habe seit
elf Uhr nichts mehr gegessen.«
    »Oh, ja… es tut mir leid.« Er rappelte sich hoch.
»Ich nahm nicht an…«
    »Haben Sie keinen Hunger?«
    »Doch, ein wenig. Aber ich kann lange Zeit ohne Essen
auskommen.«
    »Nun, ich nicht.«
    Er schnitt etwas Käse ab, fand ein paar waffeldünne
Cracker und brachte es ihr. Sie saßen am Feuer und schauten den
tanzenden Flammen zu. David schmunzelte, als Evelyns Knabbern das
Knistern der brennenden Scheite übertönte. Die Wärme
des Feuers und die Glut des Whiskys in seinem Innern entspannten ihn
allmählich und vermittelten ihm ein gewisses
Glücksgefühl. Er saß nahe genug bei Evelyn, um ihre
nackte Schulter berühren zu können, wenn er einfach den Arm
ausstreckte, und um den Duft ihres Parfüms zu atmen. Doch er
hütete sich, sie anzufassen. Wer weiß, wie sie
reagiert.
    Alsbald lag er auf dem Rücken und erzählte ihr über
seine Vorhersagen.
    »Dann ist es also etwas anderes als eine
Wettervorhersage«, meinte Evelyn.
    »Nichts dergleichen«, erwiderte er. »Vorhersage
– Vorhersage in dem Sinne, wie ich es meine, ist die
Zusammenfassung aller wirtschaftlichen, sozialen und technologischen
Strömungen, um daraus die Zukunft deuten zu können –
in allen Einzelheiten, und auf eine Weise, daß die Vorhersage
von Nutzen ist.«
    »Nützlich für wen?« fragte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Wer es gerade brauchen kann. Das
Gremium, nehme ich an.«
    »Das Gremium?«
    »Ich meine die Gruppe, der Eiland Eins gehört«,
sagte David. »Fünf der größten multinationalen
Gesellschaften der Erde, die sich zu einem Konzern zusammengetan
haben, um Eiland Eins zu erbauen.«
    »Ach, ja… und die Weltregierung hat versucht, diese
Gesellschaft zu überreden, ihre Eigentumsrechte an der Kolonie
aufzugeben und diese den Völkern der Welt zu
übereignen.«
    »Da hat die Weltregierung aber so gut wie keine Chancen
– nicht, solange das Gremium jene Energie kontrolliert, die an
die Erde geliefert wird und die von dem Sonnenkraftwerk stammt, das
wir gebaut haben.«
    »Hmm.« Evelyn stützte den Kopf auf die Faust, und
ihr weißer Arm wirkte wie ein lebendiger Kontrast zu den
orientalischen Mustern der Kissen, auf denen sie lag.
    »Sind Sie ein guter Wahrsager? Treten Ihre Vorhersagen auch
ein?«
    »Vorerst habe ich noch keine Vorhersagen gemacht«,
erklärte David. »Zumindest keine für die
Öffentlichkeit. Zunächst einmal versuche ich, alle Faktoren
zu begreifen, die zusammenwirken. Dann aber werden meine Vorhersagen
ganz natürlich kommen – wie ein warmer Regen.«
    Sie zog die Brauen hoch und zwinkerte ihm zu. »Gelegentlich
– gelegentlich haben Sie aber doch schon dies und jenes
vorausgesagt.«
    »Gelegentlich – ja.«
    »Zum Beispiel?«
    Er überlegte einen Augenblick lang. »Im letzten Jahr lag
meine Vorhersage über das Brutto-Regionalprodukt für
Westeuropa, Eurasien, den Mittleren Osten und Nordamerika innerhalb
von einem halben Prozent. Bei China und Südostasien habe ich
etwas danebengetippt. Für Südamerika und Afrika gab es
keine Vorhersage. Dort geht es

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