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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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hob die Augenbrauen.
    »Ich wollte Ihnen persönlich begegnen, um Sie mit Herz
und Mund einzuladen, sich der Weltregierung
anzuschließen.«
    »Aber das ist unmöglich.«
    »Wieso? Sie sind der Führer einer großen Nation.
Alle Völker dieser Erde gehören ausnahmslos zur
Weltregierung. Warum muß Argentinien abseits stehen? Ich lade
Ihre Regierung ein, sich wieder unserer Organisation
anzuschließen, wie es Ihr Vorgänger getan hat.«
    Villanova erwiderte ruhig: »Einer der Gründe, warum wir
die frühere Regierung in Argentinien gestürzt haben, war
die Tatsache, daß sie Befehle aus Messina
entgegennahm.«
    »Befehle? Ich bitte Sie um alles in der Welt…«
    »Und Steuern an die Weltregierung zahlte. Riesige Summen, die
besser im Land geblieben wären, um unseren Armen zu
helfen.«
    »Aber Sie zahlen ja weniger Steuern an die Weltregierung, als
was Sie für Ihr Militärbudget aufwandten, bevor wir die
Abrüstung einleiteten.«
    Villanova schüttelte den Kopf. »Das war vor vielen
Jahren. Die Steuern aber, die wir bezahlt haben, wurden dieses Jahr
bezahlt. Die Kinder, die vor Hunger sterben, sterben heute.«
    »Aber wir schicken doch Lebensmittel für die
bedürftigen Völker. Wir haben Programme…«
    »Ihre Programme erreichen das Volk nicht. Da werden nur die
Reichen immer reicher, während die Armen leer ausgehen. Warum,
glauben Sie, ist das argentinische Volk, ist so manches Volk rund um
die Welt bereit, El Libertador zu folgen? Etwa weil sie die
Weltregierung lieben und mit ihr glücklich und zufrieden
sind?«
    De Paolo dachte einen Augenblick lang nach, dann sagte er langsam:
»Warum kommen Sie dann nicht zu uns und kümmern sich um
unsere Programme für die Notleidenden?«
    Villanova warf den Kopf zurück und keuchte, als hätte er
einen Stromschlag erhalten. »Das… das ist ein sehr
großzügiges Angebot.«
    »Es ist ein ehrliches Angebot«, meinte De Paolo.
    »Aber ich bin Soldat, kein Verwaltungsmensch. Ich wäre
hinter einem Schreibtisch verloren.«
    »Sie sind der Führer«, drängte De
Paolo. »Die Schreibtischarbeit können andere erledigen. Sie
können die Leute dirigieren.«
    Villanova schwieg für einen Augenblick. Doch dann fragte er:
»Und wer dirigiert mich?«
    De Paolo zuckte die Achseln. »Der Weltrat
natürlich.«
    »Die gleichen blassen Figuren, die jetzt die Weltregierung
dirigieren. Dieselben, die zulassen, daß die Dörfer
verkümmern und die Städte zur Hölle werden.«
    »Wir versuchen…«
    »Und versagen.«
    »Das wäre nicht der Fall, wenn wir uns Ihre
Zusammenarbeit sichern könnten«, sagte De Paolo mit
erhobener Stimme, »und die Mitarbeit derjenigen, die Sie
unterstützen.«
    »Die mich unterstützen? Ich habe keine
Unterstützung außer den Hungernden und Armen.«
    De Paolo winkte ab und erwiderte: »Nun kommen Sie,
Señor. Ist es vielleicht Zufall, daß die Dürre, die
jene Gebiete Argentiniens jahrelang heimgesucht hat, wo die meisten
Rinder gezüchtet werden, spurlos verschwunden ist, seit Ihre
neue Regierung am Ruder ist? Ist es vielleicht Zufall, daß man
in den Trinkwasserreservoirs von Santiago einen so hohen
Bakterienstand feststellte, daß die chilenische Hauptstadt
jetzt gezwungen ist, das Trinkwasser in Argentinien zu kaufen?«
    Villanova zögerte. »Was sagen Sie da? Wessen
beschuldigen Sie mich?«
    »Die Multis haben zu Ihren Gunsten etwas mit dem Wetter
gespielt – Wasserreservoirs verseucht, Krankheiten ausgestreut
– all dies, um jenen Hunger und jene Armut zu verursachen, aus dem Sie Kapital schlagen, um auf diese Weise zum Sieg und zur
Macht zu gelangen!«
    »Das ist nicht wahr!« sagte Villanova. Aber es war die
kraftlose Antwort eines Mannes, der seiner selbst nicht sicher
ist.
    »Die Stürme in Indien, die Überschwemmungen in
Schweden, der Aufruhr und die Epidemien… und überall auf
der Welt tragen Revolutionäre und Guerillas Ihr Bild und
demonstrieren gegen die Weltregierung.«
    »Heilige Mutter Gottes, bin ich vielleicht für das
Wetter verantwortlich?«
    »Irgend jemand ist es.«
    »Ich habe noch nie von so etwas gehört.«
    De Paolo spürte deutlich, wie das Blut in seinen
Schläfen hämmerte. »Dann sind Sie entweder ein
Lügner oder ein Narr. Die Multis haben am Wetter gedreht und
sich überall auf der Welt einer ökologischen
Kriegführung bedient, um die Weltregierung zu ihren Gunsten zu
schwächen. Und Sie sind derjenige, der von all dem profitiert.
Sie sind derjenige, dem geholfen wird.«
    »Ich? Ihre Weltregierung ist es, die die Multis

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