Die Kolonie
liefen und meistens von einem Tag zum anderen
bearbeitet würden.
Die wollen mich zunächst in ihr Test- und Trainingszentrum
in Texas schicken. Ich habe eine Woche Zeit, um mich zu entscheiden,
aber ich habe mich schon entschieden. Es fällt mir
schwer, wegen Mutter und Vater, aber ich möchte für den
Rest meines Lebens nicht herumsitzen und eines Tages zum alten Eisen
geworfen werden, wie es ihnen passiert ist. Ich gehe in den
Weltraum.
Eiland Eins oder gar nichts!
- Das Tagebuch des William Palmquist
13. Kapitel
David lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und
starrte unverwandt auf den Bildschirm des Computers. Doch statt die
Daten über Passagiere, die ihre Reservierungen für die
nächste Rakete bestätigten, die zur Erde startete, zeigte
der Schirm das Bild des Dr. Cobb.
»David, das hier ist ein Band«, sagte der alte Herr.
»Ich weiß, daß du versuchst, ins
Computer-Reservationssystem einzubrechen und für dich einen
Platz in einer der Raketen für die Erde zu reservieren. Ich habe
den Computer so programmiert, daß er auf deine Versuche mit
diesem Band antwortet. Du wirst hierbleiben, mein Sohn. Es tut mir
zwar leid, aber es geht nun mal nicht anders. Ich habe jede nur
möglich Eingabe zum Computer blockiert. Für dich bleibt
kein Ausweg…«
David drückte mit saurem Gesicht den Ausschaltknopf auf dem
Tastenfeld. Der Bildschirm erlosch. Cobbs Stimme wurde mitten im Satz
abgeschnitten.
Es war bereits zum viertenmal, daß er versuchte, sich in die
Passagierliste einzuschleichen. Zunächst hatte er einen falschen
Namen benutzt. Dann hatte er versucht, seine eigenen Daten für
die eines anderen Passagiers einzusetzen und den Fahrgast
>auszutricksen<. Aber nichts funktionierte. Auch sein letzter
Versuch schlug fehl, als er versuchte, an das Basisprogramm des
Computers heranzukommen und es zu ändern.
Jedesmal stieß er auf Cobbs Band. Das Gesicht des alten
Herrn schien ziemlich amüsiert, als wüßte er,
daß er gegen sein junges Protege wieder eine Schlacht gewonnen
hatte.
Du hast ein paar Schlachten gewonnen, dachte David, aber
du wirst den Krieg nicht gewinnen. Ich werde trotzdem aus diesem
Gefängnis entkommen.
Es gab noch andere Raketen, die aus den Docks von Eiland Eins
starteten, die kleineren, etwas spartanischen Mondraketen, die die
Leute und Ausrüstungen von der Kolonie zu den Minen im Oceanus Procellarum auf dem Mond übersetzten. Wie die
Kolonie, so waren auch die Minen Eigentum der Eiland-Eins-Gruppen.
Doch am anderen ›Ufer‹ dieses dunklen, felsigen Mondozeans
saß die Untergrundkommune von Selene – ein freies,
unabhängiges Volk, ein getreues Mitglied der Weltregierung.
David grinste vor sich hin. »Du kannst vielleicht die Raketen
blockieren, die direkt zur Erde fliegen«, brummte er einem
imaginären Cobb zu, »aber ich bin bereit, einen Umweg zu
machen, um dorthin zu gelangen, wo ich hin will.«
David schaltete den Computer wieder ein und fragte nach der
Passagierliste für die nächsten Raumfähren. Der
Bildschirm flimmerte, und zeigte wieder einmal Cobbs Gesicht. Das
Lächeln des alten Herrn schien irgendwie breiter zu sein.
»David, das ist ein Band. Ich weiß, du
versuchst…«
»Es gibt Gott sei Dank gewisse Dinge, die sich niemals
ändern«, meinte Evelyn, als das Taxi um die berittene Garde
mit ihren scharlachroten glänzenden Operettenuniformen, den
polierten Degen und ihren Goldhelmen mit dem roten Federbusch
herumfuhr. Sie saßen auf stolzen schwarzen Rappen und ritten
auf den Buckingham-Palast zu. Da standen auch die üblichen
Touristengruppen mit ihren Kameras, die auf die Wachablösung
warteten.
»Also mögen Sie Eiland Eins nicht besonders?«
Der Mann, der neben Evelyn im Taxi saß, war ihr als Wilburg
St. George vorgestellt worden. Er war offensichtlich Australier,
trotz seines Tweedanzugs aus der Savile Row und seiner bemühten
Diktion. Er trug ein sonnenverbranntes Gesicht zur Schau, und seine
Sprache wie auch seine legere Art grenzten hart an
Unhöflichkeit.
»Es hat mir sehr gut gefallen«, erwiderte Evelyn.
»Ich bin nur gegangen, weil die Story, die ich gefunden habe,
viel zu schwerwiegend war, um sie zu verpassen, und weil man mir
wahrscheinlich nie erlaubt hätte, direkt von oben zu berichten.
Trotzdem ist es schön, wieder daheim zu sein.«
St. George setzte sich auf dem Rücksitz des Taxis zurecht. Er
war ein großer Mann über fünfzig, schätzte
Evelyn, und mußte wahrscheinlich mit seinen Pfunden wuchern.
»Ich
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