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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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ab, dann holperten wir noch etwa zweihundert Meter durch Schlaglöcher einen Berg hinauf. Schließlich fuhr Tom rechts ran, setzte den Wagen einfach auf die Wiese, schaltete die Scheinwerfer aus , und wir saßen nebeneinander im Stockfinstern. Nur in der Mitte des Armaturenbretts glomm weiter die Skala mit dem Zeiger. Tom drehte die Musik herunter.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich.
    »Wir warten ein bisschen.« Er legte die Arme hinter den Kopf und lehnte sich entspannt in den Sitz.
    »Worauf warten wir?«
    »Na, bis du im Dunkeln siehst.«
    Am Horizont lag ein fahler orangefarbener Schimmer – ein letztes Lebenszeichen der Stadt. Rings um uns standen Obstbäume, die ihre verkrümmten Gliedmaßen reckten. Doch all diese Eindrücke waren nebensächlich gegen den Nachthimmel. Es war gar nicht möglich, nicht nach oben zu sehen.
    »Wie viele sind das?«, fragte ich.
    »Was, Sterne?«
    »Ja.«
    Er reckte den Hals, als müsste er sich noch einmal vergewissern. »Das sind so tausend. Vielleicht auch zwölfhundert.«
    »Was? So wenig?«
    »Wir sind noch viel zu nah an der Stadt.« Er sah wieder empor. »Hast du mal auf die Farbe des Himmels geachtet?«
    »Was für eine Farbe?«
    »Na den Hintergrund , auf dem die Sterne liegen.«
    »Schwarz, oder?«
    »Nein, du musst nur auf den Hintergrund achten. Du musst dir die Sterne wegdenken.«
    »Keine Ahnung …Blau?«
    »Ach was, Blau. Es ist ein mittleres Grau!«
    Ich musste ihm Recht geben. Der Himmel sah wirklich grau aus.
    »Das nennt man Hintergrundleuchten. Es ist ein Leuchten, das du nur im Dunkeln siehst. Sonst wäre es auf der Erde nachts stockfinster.«
    Ich drehte meinen Kopf zu seiner Silhouette.
    »Ich dachte, es ist auf der Erde nachts finster.«
    »Nein, es wird nie richtig dunkel. Bei Nacht fängt die Ionosphäre an zu glühen. Sonst wäre der Himmel schwarz und wir könnten noch viel mehr Sterne sehen, mehr als ein paar tausend.«
    »Blöd, dass man nicht auf die Atmosphäre verzichten kann, was?«
    »Ja.«
    »Wie lange müssen wir noch warten?«, fragte ich.
    »So zwanzig Minuten.«
    »Ich vertret mir mal kurz die Beine, okay?«
    »Pass auf, dass du nicht in ein Loch fällst.«
    Ich stieg aus und tappte ein wenig über die Wiese, milde verstimmt über Toms letzte Bemerkung. Hielt er mich für einen Trottel? Meine Beine kamen mir schwer vor, als ich so herumlief. Die donnernde Fahrt hatte mich wach gehalten, aber nun spürte ich zusammen mit der Müdigkeit auch ein harsches Gefühl der Einsamkeit. Entfernte man sich von dem Auto und den Stimmen aus dem Radio, wurde es schnell ungemütlich. Der Wind pfiff hier draußen schneidender als in der Stadt. Plötzlich wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass ich den Freitagabend auf einer dunklen Kuhwiese verbrachte. Und was sollte das »Bis du im Dunkeln siehst«? Ich sah längst, was zu sehen war. Traktorenspuren, Brennnesseln. Ich sah sogar, dass der Kuhzaun vor mir ein elektrischer war. Die Schönheit des Himmels war fast überwältigend. Aber auch die Einsamkeit hier draußen – man konnte eine Überdosis bekommen. Man konnte überschnappen, wenn man zu lange allein auf so einem Acker herumlief.
    »Das mit den tausend kann nicht sein«, rief ich noch einmal laut. »Es sind viel mehr.«
    »Nein, das bildest du dir nur ein«, kam es aus seiner Richtung. »Es sieht immer nach mehr aus.«
    Als ich wieder beim Wagen war, hatte Tom die Klappe des Kofferraums geöffnet. Aus dem Inneren fiel rotes Licht auf sein Gesicht. Er nahm eine Art Gestänge heraus, stampfte mehrmals mit einem Fuß und stellte mit wenigen Handgriffen ein dreibeiniges Stativ auf. Dann holte er etwas hervor, das aussah wie eine Designerlampe, ein silbern lackiertes Metallobjekt mit einer Öffnung auf der einen Seite und einem kugelförmigen Ende auf der anderen, nicht dicker als eine Flasche Wein. Er setzte es auf das Stativ, schraubte, rüttelte, wirkte zufrieden. Die Gewissenhaftigkeit der Arbeitsschritte kam mir provozierend vor, Tom wusste vielleicht, dass die Dauer der Prozedur meine Neugierde steigern würde , und nun, wo er allein vor dem Teleskop stand und hindurchsah, hätte ich ihn am liebsten weggedrängelt wie ein ungeduldiger Schüler.
    »Was siehst du?«
    »Wart’s doch ab . «
    »Klar, aber was siehst du?«
    Tom schüttelte den Kopf. Er erinnerte mich an meinen Vater, wenn er an Heiligabend die Wohnzimmertür verschlossen hielt. Aber ich war kein Kind, sondern ein müder Erwachsener. Meine Uhr zeigte dreiviertel eins.
    Tom ließ

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