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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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mich noch volle zehn Minuten warten. Zehn Minuten, in denen ich mich wieder ins Auto setzte, Musik hörte und Sternschnuppen zählte. Sie zischten in großen Mengen über uns hinweg, inflationär. Ich hatte schon längst keine Wünsche mehr und war in eine widerstandslose Starre verfallen, als ich bemerkte, dass tatsächlich etwas mit meinen Augen geschehen sein musste. Es fiel mir auf, als ich von neuem auf die Milchstraße achtete. Das blasse Wolkenband von vorhin hatte nun eine Gestalt bekommen, eine eigene Geografie mit Hügeln und Einbuchtungen, Kurven und Schwüngen und einzelnen hellen Ausläufern, die wie leuchtende Pfade ins Dunkel führten. Deutlich sah ich den langen Einschnitt, der das Band zerteilte. Eine weitere Sternschnuppe jagte über den Himmel. Unwillkürlich stieß ich einen kleinen Schrei aus. Sie war quer über das halbe Firmament geschossen, aber anstatt augenblicklich zu verschwinden, hinterließ sie eine Spur, einen goldenen Strahl, der zu Grün verblasste, ausfranste und mir noch einen Moment dramatisch vor den Augen schwebte, um sich schließlich aufzulösen wie Rauch. Der Effekt war mir neu.
    »Willst du jetzt mal versuchen?« , rief Tom.
    Natürlich wollte ich, aber mein erster Blick durch sein Teleskop war eine einzige Enttäuschung. Die lange Vorbereitungszeit hatte meine Erwartungen wohl ins Unermessliche steigen lassen , und jetzt sah ich: einige Sterne, und, ja, schon wieder einen hellen Fleck. Im Gegensatz zu den punktförmigen Sternen sah er aus wie ein kleines Wölkchen. Und da war eine grünliche oder türkisfarbene Aura, die ihn zu umkränzen schien wie ein Heiligenschein. Oder nicht? Im nächsten Moment verschwand der Eindruck wieder , und es kam mir vor, als hätte ich mir den Schein nur eingebildet.
    »Schau noch mehr auf die Umgebung, nicht auf das Ding selbst«, riet er mir.
    Ich folgte Toms Rat und umkreiste den Fleck mit meinen Blicken. Nach einigen Runden kam tatsächlich noch etwas zum Vorschein, sogar deutlich. Es war eine Art Schleifspur aus Licht, ein mattglühender, durchsichtiger Strahl, der sich wie ein Schleier vor die Sterne schob und direkt von dem hellen Zentrum des Flecks ausging. Wenn man die Spur erst einmal bemerkt hatte, war sie nicht mehr zu übersehen. Das Objekt zog sie wie eine Brautschleppe hinter sich über den Himmel.
    »Ist das auch ein Komet?«
    »Ja, derselbe wie vorhin.«
    »Ich glaube, ich sehe seinen Schweif.«
    »Na also«, sagte Tom.
    »Vorhin sah er gar nicht so gut aus.«
    »Deswegen sind wir hier. Er hat einen weiten Weg hinter sich. Wäre doch schade gewesen, wenn du ihn verpasst hättest.«
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Livingston.«
    Tom erklärte mir, dass Livingston ein berühmter Kometenjäger sei. Dieser Komet sei schon der elfte, der seinen Namen trage.
    »Komischer Job«, murmelte ich.
    Auch während wir sprachen, ließ ich Livingston, den Kometen, nicht aus dem Auge, so als könnte die Illusion jeden Augenblick wieder verschwinden. Ich versuchte , das Ende des Schweifs zu erkennen. Er verbreiterte sich, verblasste zugleich und endete als nebliger Hauch. Oder endete er nicht? Vor meinen Augen wurde er noch ein wenig länger, zog sich durch ungefähr ein Drittel meines Bildes, drohte abzureißen, doch sobald ich glaubte , seine Spur zu verlieren, sah ich auch dort im Dunkel noch ein kaum wahrnehmbares Restleuchten und er verlängerte sich erneut in die Nacht hinein bis da nur noch eine Illusion eines Lichthauchs war. Es war wie ein Spiel. Der Komet glaubte, seinen Schmuck vor meinen räuberischen Blicken verbergen zu können, aber ich spürte ihn auf, selbst in den dunkelsten Winkeln. Ein seltsamer Stolz begann sich in mir zu regen. Livingston fest mit meinem neuen Adlerblick fixiert, kam ich mir selbst vor wie ein Jäger.
    »Wie hat er denn den Kometen gefunden?«, fragte ich. »Ich meine … Mr. Livingston . «
    »Mit einem normalen Teleskop . Es ist einfach: Du bemerkst zwischen all den Sternen einen neuen Fleck. Wenn du ihn als Erster siehst, trägt er deinen Namen.«
    Ich musste unwillkürlich lächeln.
    »Könnte ich das auch?«
    »Vielleicht.«
    »Du hast gesagt, es ist einfach.«
    »Na ja, du musst auch wissen, dass der Fleck da nicht hingehört. Sonst siehst du ihn und denkst dir nichts dabei, verstehst du? Und du musst ihn früh finden. Am besten, wenn er gerade erst angefangen hat zu leuchten. Sonst findet ihn ein anderer.«
    »Also ist es eher schwierig.«
    »Es kann ein paar Jahre dauern. Wenn du jede Nacht

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