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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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gefahren.
    Ein Roch war einfach nicht zähmbar. Das Beste, was man mit ihnen tun konnte, war, sie zu füttern und zu versuchen, sie nicht zu reizen. Wenn sie nicht hungrig oder verärgert waren, benahmen sie sich meistens. Außer in der Paarungszeit. Oder wenn sie ein lautes Geräusch hörten. Oder wenn etwas Glänzendes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Oder wenn sie ein Huhn rochen. Oder wenn sie dachten, sie würden Huhn riechen. Oder wenn ihnen einfach danach war, etwas unter ihren gewaltigen Füßen zu zertrampeln. Für so riesenhafte Kreaturen waren sie furchtbar schreckhaft.
    Gabel suchte den Himmel ab. Der Flug hatte zehn Minuten Verspätung. Das konnte eine übliche Verzögerung sein. Es konnte aber auch bedeuten, dass das Transportmittel zwischenzeitlich Hunger bekommen hatte. Es wäre nicht der erste Offizier, der gefressen wurde, bevor er die Festung erreichte.
    Kobolde bildeten den Stab des Roch-Programms und auch beinahe den jedes anderen Projekts, das Personal erforderte, das gleichermaßen furchtlos und entbehrlich war. Ihre wagemutige Beschränktheit war dabei ein günstiger Umstand. Andernfalls hätten sie so, wie sie sich fortpflanzten, die Welt schon vor langer Zeit überrannt.
    Gabel hielt einen vorbeikommenden Kobold an. Dieser trug einen Helm mit dem Wappen eines Pilotengeschwaders. Gabel kannte das Zeichen nicht. Entweder die Fliegenden Brünens oder die Störrischen Kaubaren. Dieser spezielle Pilot hatte drei Kratzer an seinem Helm, was bedeutete, dass er dreimal ohne umzukommen einen Roch in die Luft und wieder zurück geflogen hatte. Dies qualifizierte ihn als einen bewährten Veteranen.
    »Ja, Sir!« Der Pilot salutierte salopp, doch Gabel ignorierte das.
    »Was vom Kommandeur gehört?«
    »Nein, Sir!«, brüllte der Pilot. »Aber ich bin sicher, es geht ihm gut, Sir!«
    Gabel sah zum Pferch hinüber. Vier Rochs schritten darin auf und ab. Ihre langen, schlangenartigen Schwänze wirbelten Staubwolken auf. Ihre unbarmherzigen Augen funkelten. Der größte Vogel, ungefähr zehn Meter hoch, hackte nach einem anderen. Der angegriffene Roch kreischte und hackte zurück. Sofort waren alle vier Monster damit beschäftigt, zu kreischen und aneinander zu zerren. Getrocknete Blutflecken und riesige Federn von früheren Zankereien bedeckten den Boden des Pferchs.
    Drei Kobolde eilten mit ihren langen Stöcken, die mit Stacheln versehen waren, »Abreger« in der Rochführer-Terminologie genannt, in die Einzäunung. Ein Pfleger wurde unter dem plumpen Schritt eines Vogels zermalmt. Ein zweiter wurde geschnappt und verschluckt. Einige weitere Pfleger nahmen ihre Stelle ein, und nach ungefähr einer Minute wütenden Gekreisches und panischer Schreie beruhigten sich die Rochs. Die beiden Kobolde, die dabei nicht gefressen oder zerstampft worden waren, verließen den Pferch mit einem breiten, zufriedenen Grinsen.
    Sie würden Gabel niemals in die Nähe eines dieser verdammten Dinger bekommen.
    Der Pilot spürte seine Unruhe. »Eines Tages werden Rochflüge die sicherste Form des Reisens sein, Sir!«
    In seinen Worten schwang nicht die leiseste Spur eines Zweifels mit. Gabel bewunderte den ewigen Optimismus der Kobolde, selbst wenn er es hasste, für einen von ihnen gehalten zu werden.
    »Ich würde mir keine Sorgen um den Kommandeur machen, Sir! Ace ist unser bester Pilot, Sir!«
    Gabel trat einen Schritt zurück. Das Gebrüll des Kobolds schmerzte ihn allmählich in den Ohren. »Wie viele Flüge hat er schon absolviert?«
    »Sieben, Sir!«
    Gabel war beeindruckt. »Er muss gut sein.«
    »Ja, Sir! Er weiß, was er tut! Außerdem mögen Rochs seinen Geschmack nicht so recht, Sir! Haben ihn schon dreimal verschluckt, Sir! Haben ihn aber jedes Mal wieder ausgespuckt, Sir!«
    »Was für ein Glück für ihn.« Gabel winkte den Kobold fort. »Sie können gehen.«
    Der Pilot salutierte erneut. »Danke, Sir!«
    Als das Klingeln in Gabeis Ohren verhallt war, erschien endlich der Roch am Himmel. Sein Flug wirkte erstaunlich gleichmäßig, seine gewaltigen Flügel schlugen mit Kraft und Anmut. Aber die Landung war der schwierigste Teil. Die Eleganz der Rochs in der Luft stand im Gegensatz zu ihrer Schwerfälligkeit am Boden.
    Der Pilot straffte die Zügel und trieb den Roch zu einem scharfen Sinkflug. Gerade als es so aussah, als würde der Vogel mit Sicherheit zu Boden stürzen, zog er an und setzte stolpernd auf. Rochführer warfen dem Piloten ein Seil hinauf, das er am Halsband des Rochs festmachte. Grinsend glitt

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