Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
er das Seil hinunter.
    Ace war klein, selbst für einen Kobold - etwas über sechzig Zentimeter groß. Nichtsdestoweniger machte er eine schneidige, unbekümmerte Figur. Beinahe heldenhaft. Er schob seine Fliegerbrille hoch und warf den langen Schal zurück. Eines seiner Ohren fehlte, wahrscheinlich war es von einem Roch abgeknipst worden. Oder vielleicht war auch etwas anderes geschehen. Kobolde lebten eben gefährlich.
    »Sir.« Er salutierte nicht, zog nur sein Messer und schnitt eine weitere Kerbe in seinen Helm. Die Pfeife, die zwischen seinen Zähnen klemmte, stank nach irgendeinem widerlichen Kraut, das Gabel nicht recht einordnen konnte. Was auch immer es war, es stank nach verfaultem Fleisch und verdorbenem Obst. Kaum verwunderlich, dass die Rochs ihn nicht fressen wollten.
    Eine Stimme rief vom Rücken des Vogels herab: »Entschuldigung? Wie komme ich hier runter?«
    »Tja, Sie könnten springen!«, rief Ace. »Oder Sie können die Leiter benutzen! Ihre Sache.«
    Eine Strickleiter entrollte sich auf einer Seite und Ned begann mit dem Abstieg. Er war auf halbem Weg, als ein vorbeihuschendes Eichhörnchen den Roch erschreckte. Die Bestie drehte sich, verlor das Gleichgewicht und fiel um. Gabel und Ace befanden sich außerhalb der Quetschreichweite, Ned aber hatte nicht so viel Glück. Der Aufprall von drei Tonnen Vogelmasse schnitt seinen angstvollen Aufschrei ab. Der Roch ließ sich Zeit, bis er wieder auf die Füße taumelte.
    Gabel näherte sich dem zerquetschten Kommandeur. »Verdammt, was für eine Sauerei.«
    »So hat er vorher schon ausgesehen«, sagte Ace, »nur sein Hals war nicht so verbogen.«
    »Sir?« Gabel stupste Ned an. »Sir?«
    »Der ist ziemlich sicher tot.« Ace gab dem Leichnam einen Fußtritt.
    »Aber das ist Never Dead Ned.«
    »Schätze, sie werden seinen Namen in Forever Dead Ned abändern müssen.« Ace trat die Leiche ein zweites Mal, sprang mehrfach auf seiner Brust herum und wackelte mit dem gebrochenen Genick. »Jau, der ist hin.«
    Gabel runzelte die Stirn.
    Dann lächelte er. Es war praktisch, wenn sich Probleme von selbst lösten.
     
    ZWEI
     
    Die Kupferzitadelle besaß keinen richtigen Friedhof. Ihre Belegschaft bestand hauptsächlich aus Ogern, Orks und Kobolden, die eine Leiche im schlimmsten Fall für etwas hielten, über das man stolperte, und im besten als Munition für »Katapultiere den Kadaver« verwendeten, ein beliebtes orkisches Trinkspiel. Es waren jedoch auch ein paar Menschen in der Zitadelle stationiert, und weil es als offizieller Grundsatz der Unmenschlichen Legion galt, alle Kulturen zu respektieren, selbst die sentimentale Albernheit der Menschen, war ein rudimentärer Friedhof auf einem nutzlosen Flecken Dreck angelegt worden.
    Zwei Oger, Ward und Ralph, waren die offiziellen Totengräber. Der Posten brachte ihnen ein paar zusätzliche Münzen ein. Sie hätten ihre Aufgabe mehr schlecht als recht erledigen können und keinen außer den Toten hätte es interessiert. Doch Ward erledigte den Job mit einem gewissen Stolz und das färbte auch ein wenig auf Ralph ab. Beide waren typische Oger: große, breite, rote, haarige Kreaturen mit breiten Mündern und winzigen, eng stehenden Augen. Ralph war ein wenig behaarter als Ward, und Ward war etwas größer. Das war der auffallendste Unterschied zwischen ihnen.
    Ralph schippte eine weitere Schaufel Dreck und sah zur untergehenden Sonne hinüber. »Es wird dunkel. Das ist tief genug.«
    Ward zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Sieht nicht so tief aus wie beim letzten Kommandeur.«
    »Das kommt, weil ich den Kerl mochte.«
    »Den hier hättest du auch mögen können, Ralph.«
    Sie studierten Neds Leiche mit ihrem wulstigen Auge und der violetten Zunge, die zwischen den blauen Lippen hing.
    Ralph runzelte die Stirn. »Für mich sieht er nach einem Arschloch aus.«
    »Die sehen alle so aus, wenn sie tot sind.«
    Ralph hob Ned an einem Bein hoch und schlenkerte den Leichnam. »Ja, aber welcher Idiot nennt sich selbst Never Dead Ned und stirbt dann einfach?«
    »Arschloch«, entschieden sie unisono.
    Ralph warf die Leiche in das Loch. Die beiden stämmigen Totengräber brauchten nicht lange, um die Arbeit zu Ende zu bringen. Dunkle Wolken breiteten sich über ihnen aus. Erste schwere Regentropfen fielen. Ward rammte einen einfachen Grabstein in die Erde.
    »Der ist nett«, lobte Ralph. »Wann hast du ihn gemacht?«
    »Als ich hörte, dass der neue Kommandeur kommt. Dachte aber nicht, dass er ihn so früh

Weitere Kostenlose Bücher