Die Kraft gelebter Gegenwart

bedingungslos fühlen, wirken wir direkt auf die Ursache ein. Die Folgen sind damit vorgezeichnet.
    Es ist nicht von Bedeutung für uns, wie lange die Integration der Emotionen dauert und wie unsere Erfahrung infolge der Integration aussehen wird. Es dauert so lange, wie es dauert. Das bedingungslose Fühlen soll auch nicht »die Erfahrung« oder »eine Erfahrung« sein, sondern ein Werkzeug, das wir einsetzen. Das bedingungslose Fühlen der stark aufgeladenen Emotionen hat Folgen. Es führt dazu, dass alle möglichen Erfahrungen in unser tägliches Leben treten und uns verschiedene notwendige Einsichten enthüllen. Es bringt uns das Notwendige, um diese Prägung zu integrieren.
    Wir können erkennen, dass wir mit der Integration unserer unbewussten Definition von Liebe begonnen haben, wenn wir nicht mehr nach Personen suchen, damit wir uns geliebt fühlen können. Das Verhalten des »Suchens nach Liebe« tritt nur auf, wenn wir durch eine unbewusste Definition von Liebe getrieben sind. Wenn diese Integration vollzogen ist, können wir zulassen, dass die Liebe zu uns kommt, so wie es erforderlich ist .
    Die Liebe, die wir uns selbst bedingungslos geben, ist genug . Wenn jemand in unser Leben tritt, mit dem wir teilen können, was wir zu geben haben, ist das himmlisch. Bei der Liebe geht es dann nur darum, bedingungslos zu geben. – Und im bedingungslosen Geben liegt das Empfangen .
    Manipulation
    Ein Junge wird geboren. Und sofort wird ihm die Brustwarze seiner Mutter ins Gesicht geschoben. Er nuckelt daran und erhält über diese Erfahrung sämtliche Nahrung. Dann wird ihm die Brustwarze nach einer relativ kurzen Zeit weggenommen und auf immer vor ihm verborgen.
    Armer kleiner Kerl! Ohne dass es ihm bewusst ist, verbringt er den Rest seines Lebens damit zu versuchen, die Brustwarze zu sehen und wieder daran zu nuckeln. Jede Frau, die er trifft, wird zur potenziellen Kandidatin für diese sehnlichst erwünschte Wiedervereinigung. Aufgrund dieses Dilemmas ist er ständig hungrig und ruhelos.
    Eines Tages trifft er eine weise Frau, die zu ihm sagt: »Ich bin nicht deine Mutter. Keine Frau ist das. Lass meine Brüste in Ruhe. Die Quelle ist deine einzige Mutter. Geh und suche die Brustwarze der Quelle und komm erst zurück, wenn du weißt, was ich bin. Erst dann werde ich wieder nackt in deinen Armen liegen.«
    Das bringt seine Welt ins Schwanken. Bis zu diesem Augenblick hatte er sein Leben in der Annahme gelebt, dass er wüsste, was Liebe sei, und warum er die Dinge tut, die er in der Welt tut. Die Offenbarung schockiert ihn: Manipulation!
    Mit dieser Offenbarung kann er klar erkennen, dass er nichts als ein unersättlicher Sauger und Trottel ist, solange er die Frauen so behandelt – solange er alle und alles so behandelt.
    Wir können nicht zwischen einem Bedürfnis, einem Bedarf und einem Erfordernis unterscheiden, bis wir unsere unbewusste Definition von Liebe integriert haben. Ohne es zu erkennen, manipulieren wir daher bewusst und unbewusst jede Erfahrung in dem Versuch, die Resonanz der stark aufgeladenen Emotionen neu zu erschaffen, die wir fälschlicherweise mit unserer Definition von bedingungsloser Liebe verknüpfen.
    Die Sichtweise in The Presence Process ist:
    Ein Bedürfnis ist etwas, das absolut notwendig ist, um weiter Erfahrungen als Mensch machen zu können – wie Nahrung, Wasser, Sauerstoff usw.
    Ein Bedarf ist etwas, das wir anstreben, damit wir uns angesichts der unbehaglichen Bedingungen unserer Prägung besser fühlen. Die Absicht des Bedarfs ist, das Bewusstsein des Unbehagens aus unseren stark aufgeladenen Emotionen zu verringern, indem wir es ruhigstellen oder kontrollieren. Da der Ursprung dieses Verhaltens im Unbehagen liegt, ist das Ergebnis unweigerlich ebenfalls Unbehagen.
    Ein Erfordernis ist daran erkennbar, dass es das ist, »was geschieht«. Erfordernisse sind vorgegeben, ob wir es wollen oder nicht. Sie sind all die Aspekte der Erfahrung, die von der Präsenz ins Spiel gebracht werden und die persönliche Weiterentwicklung ermöglichen sollen. Ein Erfordernis ist selten eine Erfahrung, die wir anstreben, aber wenn wir achtsam darauf reagieren, folgt daraus persönliches Wachstum.
    Wenn wir durch unsere unbewusste Definition von Liebe angetrieben sind, sind wir nur an unserem Bedarf interessiert. Aus diesem Grund manipulieren wir alles, um das zu bekommen, von dem wir annehmen, es sei unser Bedarf. Aber egal wie viele der Objekte unseres Bedarfs wir erwerben, es werden nie genug