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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Altar. Holzstaub… Ich atmete tief ein, wischte mir den Schweiß von der Stim und schüttelte den Kopf. So etwas hatte ich noch nie erlebt. In einer Kirche, einer geweihten Stätte also, tobte sich eine Schwarze Magie aus!
    Ich blickte hoch zur Decke. Dünne, dunkle, träge Rauchschwaden trieben in ihre Richtung und verwehten, bevor sie die Decke erreicht hatten. Mit dem Finger rührte ich in den Resten.
    Sie waren nur warm, mehr nicht.
    Dann nahm ich das Kreuz. Ich wollte einen letzten Versuch starten und brachte den geweihten Gegenstand in die Asche hinein. Genau dort, wo es getroffen hatte, glühten die Reste auf. Schnell verschwand auch dieses Leuchten.
    Normale Holzasche blieb zurück.
    Noch vor einer halben Stunde hatte ich nicht viel von diesem Fall gehalten, nun dachte ich anders darüber. Diese Madonna war von schwarzmagischen Kräften beeinflußt worden. Sie mußten schon sehr stark sein, da sie es geschafft hatten, die wahrscheinlich geweihte Figur zu zerstören. Zudem noch innerhalb einer Kapelle.
    Hinweise oder Anhaltspunkte hatte ich bisher keine bekommen, war mir allerdings sicher, daß man mich von kompetenter Stelle noch aufklären würde.
    Ich ging den gleichen Weg zurück. Diesmal nur schneller, öffnete die Kirchentür und hielt eine Hand gegen die Stirn, weil mich das Sonnenlicht im ersten Augenblick blendete.
    Noch etwas hatte sich verändert. Auf dem kleinen Vorplatz stand nicht nur mein Bentley, auch eine dunkle Mercedes-Limousine, die direkt hinter dem Silbergrauen geparkt hatte.
    Die Tür des Mercedes schwang auf. Ein Mann im dunkelgrauen Anzug kam auf mich zu. Er trug die Mütze eines Chauffeurs.
    »Mr. Sinclair?« Seine Aussprache klang hart. So redeten Leute aus dem Ostblock.
    »Der bin ich.«
    »Legationsrat Wolstinski und ihr Chef, Sie James Powell, möchten Sie sprechen. Die beiden Herren warten im Wagen.«
    »Danke.«
    Ich schritt los, wurde von dem Chauffeur überholt, der mir die Tür öffnete.
    Zu den beiden Männern setzte ich mich in den Fond und sah das zufriedene Nicken meines Chefs. Anscheinend hatte er an meinem Gesicht abgelesen, daß mir etwas Seltsames widerfahren war. Er schloß eigenhändig die Tür. »Dann wollen wir mal weitersehen«, sagte er lächelnd…
    ***
    Wo der Wald so dicht war, daß sich kaum ein Mensch hintraute und dornige Brombeersträucher fast eine Mauer bildeten, lebte ein Mann, der von den Menschen nur der Eremit genannt wurde.
    Er kam aus dem ehemaligen Ostdeutschland und besaß deshalb einen deutschen Namen.
    Marcus St. Immel.
    Ob es sein richtiger Name war, wußte nur er selbst. Jedenfalls bezeichnete er sich als Beter, Einsiedler und Mönch. Nur sehr sporadisch verließ er seine Hütte im Wald, um in die Dörfer zu gehen. Er nahm Beichten ab, verteilte die Kommunion, gab letzte Ölungen und kümmerte sich um körperlich und seelisch Kranke.
    Ein Fahrzeug besaß er nicht. Wenn er das nächste Dorf besuchen wollte, mußte er sich schon in der Nacht oder im Morgengrauen auf den Weg machen, denn er hatte einige Kilometer zu laufen. So war es auch an diesem Tag.
    Die letzten Wochen waren warm gewesen. Sogar auf den höchsten Gipfeln der nördlichen Karpaten war der Schnee weggetaut. Allem Anschein nach versprach es, ein herrlicher Altweibersommer und ein wunderbarer Herbst zu werden.
    St. Immel schaute sich noch einmal in der Hütte um, bevor er sie verließ. Er zog die Tür ins Schloß. Die Kerze neben seiner primitiven Lagerstatt hatte er ausgeblasen. Einen Riegel oder ein Schloß benötigte er nicht. Bei ihm brach niemand ein.
    Dann machte er sich auf den Weg.
    Morgennebel wallte noch in den Tälern und stieg allmählich in die Höhe. Das feine graue Gespinst hing auch zwischen den Bäumen und Sträuchern. Die ersten Vögel erwachten aus ihrem nächtlichen Schlaf. Sie trällerten und jubilierten die aufgehende Sonne an. St. Immel mochte den Gesang der Vögel.
    Er freute sich, ihn noch hören zu können, denn die Tiere waren die einzigen, die Gottes Schöpfung, die Erde, nicht verseuchten. Wer in dem Einsiedler einen älteren Mann erwartet hätte, sah sich getäuscht. Marcus St. Immel war nicht älter als dreißig Jahre. Er hatte dunkle, sehr kurz geschnittene Haare, trug einen schmalen Oberlippenbart, der die etwas farblosen Wangen noch bleicher erscheinen ließ. Seine braunen Augen blickten stets freundlich. Dieser Pater war ein Mensch, zu dem man einfach Vertrauen haben mußte. Er trug stets ein Gewand aus dunkelbraunem, reißfestem

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