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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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ohne Beistand«. Rainulf von Glanville überlebte lediglich drei Wochen. Akkon wurde schnell zum Friedhof der Edlen Europas. 23
    Das Schicksal des deutschen Kreuzzugs
    Andernorts sollte ein weiterer Todesfall den Verlauf des Kreuzzugs entscheidend verändern. Ende März 1190 hatte Kaiser Friedrich Barbarossa mit den Byzantinern Vereinbarungen getroffen und führte dann den deutschen Kreuzzug über den Hellespont nach Kleinasien. Die Deutschen stießen in südöstlicher Richtung durch griechisches Territorium vor und zogen Ende April durch das türkische Anatolien. Interne Machtkämpfe innerhalb des seldschukischen Sultanats von Konya hatten zur Folge, dass frühere Versuche des Kaisers, einen sicheren Durchzug durch Syrien auszuhandeln, vor Ort kaum Wirkung zeigten, und bald trafen die Kreuzfahrer auf den vereinten Widerstand der Muslime. Trotz Nahrungsmittelknappheit [454] gelang es dem Kaiser, die Disziplin unter seinen Truppen aufrechtzuerhalten – in muslimischen Quellen wird erwähnt, dass er drohte, jedem Kreuzfahrer die Kehle durchzuschneiden, der es wagte, sich den Befehlen zu widersetzen –, und die Marschkolonne rückte weiter vor. Am 14. Mai wurde ein größerer Angriff der Türken zurückgeschlagen, und Friedrich Barbarossa zog weiter zu einem Angriff auf Konya selbst. Er besetzte die Unterstadt der seldschukischen Hauptstadt und zwang die Türken zu einer vorläufigen Unterwerfung.
    Die Durchquerung von Kleinasien war fast bewältigt, und Barbarossa zog nun in großer Eile nach Süden auf die Küste und das von Christen bewohnte kilikische Armenien zu. Sein Heer hatte beträchtliche Verluste an Männern und Pferden erlitten, doch alles in allem war er äußerst erfolgreich gewesen: Er hatte sich durchgesetzt, wo die Kreuzfahrer in den Jahren 1101 und 1147 gescheitert waren. Dann, als die schlimmsten Prüfungen vorüber zu sein schienen, kam es zur Katastrophe. Auf dem Weg nach Silifke am 10. Juni 1190 beschloss der ungeduldige Kaiser, vor seinen Truppen den Fluss Saleph zu überqueren. Sein Pferd strauchelte in der Mitte des Stromes, und Friedrich wurde abgeworfen – an einem sengend heißen Tag bewirkte das eiskalte Wasser einen Schock, und der deutsche Kaiser, der nicht schwimmen konnte, ertrank. Sein Körper wurde sofort an Land gezogen, doch es war zu spät. Der mächtigste Monarch in Westeuropa, der bedeutendste Herrscher, der je das Kreuz genommen hatte, war tot.
    Dieser unerwartete Schicksalsschlag lähmte Lateiner und Muslime gleichermaßen. Ein fränkischer Chronist notiert, dass »der Christenheit durch den Tod [Friedrichs] großer Schaden zugefügt wurde«, während im Irak ein anderer Zeitgenosse frohlockend verkündete, dass »Allah uns von diesem Übel befreit hat«. Im deutschen Kreuzfahrerheer verursachte der Tod des Kaisers eine tiefe Führungskrise, verbunden mit einer ernsthaften Erschütterung des Durchhaltewillens. Der jüngere Sohn des Kaisers, Friedrich von Schwaben, versuchte, die Unternehmung zu retten. Er übernahm das Kommando, ließ die Leiche des verstorbenen Kaisers einbalsamieren und in Tücher hüllen, dann brach er an der Spitze des Heeres nach Nordsyrien auf. Unterwegs jedoch »wurden sie von Seuchen heimgesucht, und der Tod raffte viele dahin; die Überlebenden sahen aus, als wären sie gerade ihren Gräbern entstiegen«. Tausende starben, und viele desertierten. In Antiochia wurde ein Teil der sterblichen Überreste [455] Barbarossas in der St. Petrus-Basilika, neben dem Fundort der Heiligen Lanze, beigesetzt. Seine Gebeine wurden dann in siedendem Wasser gekocht und in einem Beutel verwahrt; man hoffte, sie in Jerusalem beisetzen zu können (sie wurden später in der Kirche St. Maria in Tyros bestattet). Friedrich von Schwaben schleppte sich mit den Resten des deutschen Heeres an der syrischen Küste entlang Richtung Süden, wobei er immer wieder von ajjubidischen Truppen angegriffen wurde, die im Norden Stellung bezogen hatten. 24
    Es ist nicht genau zu rekonstruieren, wann die Nachricht vom Tod des Kaisers den Sultan erreichte – Baha ad-Din gibt an, dass er durch einen Brief Basils von Ani, des Oberhaupts der armenisch-christlichen Kirche, von dem Ereignis in Kenntnis gesetzt wurde, doch ein Datum wird nicht genannt. Natürlich lösten die Neuigkeiten Jubel unter den Muslimen aus. Ein Kreuzfahrer schrieb, dass »in Akkon die Trommeln geschlagen [. . .] und getanzt wurde«, und berichtet, dass Mitglieder der ajjubidischen Garnison voll Schadenfreude auf die

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