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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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haben die Methoden und Ziele des Staufers große Ähnlichkeit mit Richards I. Strategien während des dritten Kreuzzugs. Außerdem bleibt festzuhalten, dass Friedrich ebenso wie Richard darauf angewiesen war, seine Friedensgespräche mit militärischer Einschüchterung zu unterfüttern. Friedrich entschied sich für den diplomatischen Weg nicht aus einem wie auch immer gearteten tief empfundenen Bedürfnis, Blutvergießen zu vermeiden, sondern weil dieses Vorgehen sich als das effektivste anbot.
    [611] Als der Vertrag dann im Jahr 1229 unterzeichnet war, ging alles sehr schnell. Ein muslimischer Chronist beschrieb, wie »der Sultan nach der Vereinbarung eine Proklamation verbreitete, wonach die Muslime Jerusalem verlassen und den Franken übergeben mussten. Die Muslime zogen weinend, seufzend und wehklagend ab.« Friedrich zog am 17. März 1229 in Jerusalem ein, er besuchte den Felsendom und die al-Aqsa-Moschee in Begleitung eines muslimischen Führers. In der Grabeskirche setzte er sich im Rahmen einer zeremoniellen Bestätigung seiner einzigartigen Erhabenheit eigenhändig stolz die Kaiserkrone aufs Haupt. Um seine Leistung bekanntzumachen und zu feiern, schrieb der Kaiser am selben Tag aus Jerusalem einen Brief an König Heinrich III. von England. In diesem Schreiben verglich Friedrich sich mit König David und erklärte, dass »[Gott] Uns hoch über die Fürsten der Welt erhoben« habe. Nach diesem eiligen Besuch kehrte der Kaiser nach Akkon zurück. 12
    Wenn Friedrich nun aber angenommen hatte, sein Erfolg werde mit großem Jubel begrüßt, so täuschte er sich. In einem eigenen Brief verurteilte der Patriarch Gerold das Verhalten des Kaisers als »beklagenswert« und stellte fest, dass er »der Sache Jesu Christi großen Schaden zugefügt« habe. Zum Teil rührte sein Ärger daher, dass Friedrichs Vereinbarung mit den Ajjubiden »nach langen und geheimnisvollen Gesprächen« formuliert worden war, »ohne die Hinzuziehung auch nur eines einzigen [einheimischen Franken]«. Wie die Templer und Johanniter beklagte auch Gerold, dass die Zahl der verbliebenen Festungen – von denen viele zuvor den Ritterorden gehört hatten – nicht ausreichte, um die Heilige Stadt zu verteidigen, und er wies darauf hin, dass der Kaiser auch nichts unternommen habe, um den Wiederaufbau der Befestigungsanlagen Jerusalems zu organisieren. Unter der Oberfläche all dieser Angriffe jedoch war die zunehmende Sorge spürbar, dass Friedrich sich nun in der Lage sehen könnte, seine ganze autokratische Autorität über das lateinische Königreich auszuspielen.
    Es mag sein, dass der Kaiser diese Absicht hegte, doch nun trafen beunruhigende Nachrichten aus Europa ein. In Friedrichs Abwesenheit hatte Papst Gregor IX. einen vernichtenden Angriff auf Süditalien unternommen, er wollte Sizilien erobern und damit der Bedrohung Roms durch staufische Herrschaftsgebiete ein Ende machen. Selbst vor dem Hintergrund der Exkommunikation des Kaisers war das ein zynisches, offensichtlich eigennütziges Manöver, das dann später in ganz Europa [612] auch auf Kritik stieß. Um alles noch zu verschlimmern, bot der Papst denjenigen, die sich seiner Sache anschlossen, geistigen Lohn als Entgelt an, der an den Ablass für die Kreuzfahrer erinnerte. Unter denen, die dem Papst folgten, befanden sich – jetzt in trautem Einvernehmen – auch die beiden Rivalen des fünften Kreuzzugs, Kardinal Pelagius und Johann von Brienne.
    Da sein abendländisches Reich nun unter solchem Druck stand, drängte Friedrich auf einen schnellen Kompromiss mit der lateinischen Aristokratie des Königreichs Jerusalem. Er setzte keinen Mann aus den Reihen seiner eigenen von außen kommenden Gefolgsleute ein, sondern zwei einheimische Barone, die Palästina während seiner Abwesenheit regieren sollten. Das war kaum mehr als ein zeitweiliger Notbehelf, doch es ermöglichte dem Kaiser einen schnellen Aufbruch nach Italien. Trotzdem gab es unter den levantinischen Franken nach wie vor viele Vorbehalte und Ressentiments gegen Friedrichs herrisches Vorgehen. Der Kaiser, im Wissen um diese aufgeheizte Atmosphäre, wollte am 1. Mai 1229 so unauffällig wie möglich von Akkon aus aufbrechen, indem er schon im Morgengrauen ein Schiff bestieg. Doch nach dem Bericht eines lateinischen Chronisten blieb ihm auch eine letzte Demütigung nicht erspart, als eine Gruppe von »Metzgern und alten Leuten von der Straße« ihn auf seinem Weg hinunter zum Hafen ausfindig machten, und der aufgebrachte Mob

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