Die Kreuzzüge
staufischen Hof. Fakhr ed-Din und Friedrich verkehrten dort freundschaftlich miteinander, und als Zeichen ihrer Freundschaft schlug der Kaiser den Hauptmann sogar zum Ritter. 10
Im Jahr 1227 war Friedrich II. dann wohlvorbereitet, zu seinem Kreuzzug aufzubrechen: Er verfügte über eine ganz einzigartige, bislang ungekannte militärische und poilitische Machtfülle und war durch einen vielversprechenden Pakt mit den Ajjubiden abgesichert. Seine deutschen und sizilischen Kreuzzugstruppen versammelten sich im August erwartungsgemäß in Brindisi, um ins Heilige Land aufzubrechen, doch dann schlug das Schicksal zu. In der Sommerhitze begann sich eine verheerende Krankheit (möglicherweise Cholera) unter den Kreuzfahrern auszubreiten. Dem Kaiser drohte die Exkommunikation, er wusste also, dass er sich keine Verspätung mehr leisten konnte, daher begann der Aufbruch nach Plan. Friedrich selbst stach am 8. September in See, in seiner Begleitung befand sich der deutsche Edelmann Ludwig IV. von Thüringen, aber beide wurden innerhalb weniger Tage krank. In Sorge um seine Gesundheit kehrte der Kaiser um und ging bei Otranto (südlich von Brindisi) wieder an Land. Es kann kaum bezweifelt werden, dass die Sorge und die Verspätung berechtigt waren – Ludwig immerhin starb auf See. Friedrich erklärte, er wolle im Mai 1228 erneut aufbrechen, nachdem er sich in Süditalien erholt hatte, und schickte Hermann von Salza in die Levante voraus; er sollte an seiner Statt das Kreuzfahrerheer anführen. Besorgt um die Wirkung der Ereignisse auf Rom schickte der Kaiser außerdem einen Boten an den Papst. 11
Honorius III. war im März jenes Jahres gestorben, und sein Nachfolger Gregor IX. war ein radikaler Reformer und Verteidiger der päpstlichen Rechte, der für die Sache des Staufers kaum oder gar keine Sympathie aufbrachte. Schon zuvor hegte er Argwohn gegenüber den wahren Beweggründen Friedrichs und reagierte daher auf die Neuigkeiten mit sturer, verständnisloser Konsequenz. Er nutzte die Gelegenheit, dem nach seiner Ansicht übersteigerten Machtstreben des Kaisers die Spitze zu nehmen, setzte unverzüglich die Bedingungen des Vertrags von San [608] Germano in Kraft und exkommunizierte Friedrich am 29. September. Das war ein äußerst ernstzunehmender Zensurakt, vor allem, weil der Kaiser immerhin ein von Gott gesalbter Monarch war; theoretisch schloss der Papst ihn damit aus dem Leib der christlichen Gemeinschaft aus, der Kaiser war nun eine Unperson, die von den Gläubigen gemieden werden musste. Wahrscheinlich erwartete der Papst, dass Friedrich sich um Versöhnung und Absolution bemühen – dass er sich Rom unterwerfen und damit stillschweigend die päpstliche Vormachtstellung anerkennen werde.
Aber Friedrich dachte gar nicht daran. Er weigerte sich, seine Exkommunikation anzuerkennen, und schickte im April 1228 Riccardo Filangieri, einen seiner führenden Militärs, mit 500 Rittern nach Palästina voraus. Am 28. Juni folgte der Kaiser, er brach mit einer Flotte von rund 70 Schiffen von Brindisi aus auf. Indem er Sizilien verließ, ging er ein sehr hohes Risiko ein, denn das Land blieb der Habgier eines ehrgeizigen und skrupellosen Papstes wehrlos ausgeliefert – doch Friedrich scheint nun endgültig entschlossen gewesen zu sein, sein Kreuzzugsgelübde zu erfüllen. Er sollte im Heiligen Land als der mächtigste Herrscher eintreffen, der je das Kreuz genommen hatte, aber ebenso als Ausgestoßener, als aus dem Schoß der Kirche Verbannter.
Friedrich II. im Vorderen Orient
In den vorausgegangenen Monaten hatten sich die Dinge in eine Richtung entwickelt, die die Erfolgsaussichten des Kaisers in der Levante noch weiter schmälerten. Zwei Todesfälle spielten dabei eine entscheidende Rolle. Ende 1227 starb al-Muazzam an einem akuten Anfall von Ruhr, was die geplante Allianz des Kaisers mit al-Kamil faktisch aufhob. Dann, im Mai 1228, starb Friedrichs junge Ehefrau, Königin Isabella II. von Jerusalem, nachdem sie einen Sohn geboren hatte. Das Kind, Konrad, war nun der Erbe sowohl des Stauferreichs als auch – über seine Mutter – des Königreichs Jerusalem. Diese Entwicklung schwächte die Machtposition Friedrichs in gewisser Hinsicht. Er war nun nicht mehr der Ehemann einer Königin, sondern amtierte nur noch als Regent des minderjährigen Erben.
Diese deutlichen Rückschläge konnten den Kaiser nicht aufhalten. Er traf am 21. Juli 1228 auf Zypern ein und machte sich sofort daran, die [609] Herrschaft der Staufer über
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