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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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»lief neben ihm her und bewarf ihn mit Eingeweiden und Fleischstücken«. Der Kaiser hatte die Heilige Stadt für die Christenheit zurückgewonnen, doch er verließ den Orient als ein, wie es hieß, »verhasster, verfluchter und geschmähter« Mann. 13
    EIN NEUER HORIZONT
    Friedrich II. kam rechtzeitig in Süditalien an, um das Heer zurückzuschlagen, das im Namen Gregors IX. kämpfte. Trotz einer Atmosphäre wechselseitiger Verstimmung und Verärgerung erkannten beide Seiten, dass irgendeine Art von Versöhnung zum jetzigen Zeitpunkt im gemeinsamen Interesse liegen musste. Im Jahr 1230 wurde die Exkommunikation des Kaisers aufgehoben. Gregor erklärte den Vertrag für gültig, den Friedrich mit al-Kamil im Osten ausgehandelt hatte, und es kam zu einer wenngleich noch immer spannungsgeladenen Wiederannäherung. [613] Gleichzeitig kehrten in Palästina die Franken allmählich wieder nach Jerusalem zurück. Trotz ihrer vormaligen Kritik gründeten der Patriarch Gerold, die Templer und die Johanniter jeweils neue Niederlassungen in der Stadt, und man begann mit dem langwierigen Wiederaufbau der Festungsanlagen. Die Ajjubiden waren nach wie vor in interne Machtkämpfe verstrickt, die Richtlinien des Vertrags von 1229 wurden daher eingehalten, und die Lateiner blieben von Bedrohungen weitgehend verschont.
    Allerdings dauerte es nicht lange, bis auch unter den Christen Streitigkeiten ausbrachen. Da Friedrich im Jahr 1229 in aller Eile nach Europa zurückkehren musste, war er gezwungen gewesen, gegenüber seiner Wunschvorstellung einer direkten staufischen Herrschaft über das Heilige Land Kompromisse einzugehen. Als nun die Konflikte in Sizilien beigelegt waren, entsandte er 1231 Riccardo Filangieri, der den Anspruch des Kaisers auf Zypern und Palästina bekräftigen sollte. Dieser rücksichtslose Autokrat war bei den meisten fränkischen Baronen verhasst und stieß vor allem heftig mit Johann von Ibelin zusammen, der nun zum Wortführer des antistaufischen Widerstands wurde. Während des gesamten Jahrzehnts und darüber hinaus schwelte der Widerstand gegen die kaiserliche Autorität weiter – das ging so weit, dass die Regierenden in Akkon ihre Stadt sogar zu einem unabhängigen Gemeinwesen erklärten, das nicht mehr zum Königreich Jerusalem gehörte. Diese erbitterten Streitereien nahmen die Lateiner so in Anspruch, dass sie kaum irgendwelche Versuche unternahmen, ihre momentanen territorialen Zugewinne zu sichern oder die Schwäche der Ajjubiden auszunutzen.
    Die Situation wurde noch dadurch verschlimmert, dass die kaum gezügelten Animositäten zwischen Friedrich II. und Gregor IX. im Jahr 1239 erneut aufflammten. Wieder wurde der Kaiser exkommuniziert, und diesmal rief der Papst zu einem regelrechten Kreuzzug gegen seinen staufischen Gegner auf; dieser wurde nun als Feind der Christenheit und Verbündeter des Islams verunglimpft. Ein weiterer Kreuzzug gegen den Kaiser wurde im Jahr 1244 ausgerufen, und er führte zu offenen Kriegshandlungen, die bis zu Friedrichs Tod im Dezember 1250 anhielten. Das Papsttum zeigte keinerlei Kompromissbereitschaft in seinem Bestreben, die Macht der Kirche zu erhalten und zu vermehren, und hatte sich nun also am Ende die Idee des heiligen Krieges in der Form zu eigen gemacht, dass der Papst ihn gegen die eigenen politischen Feinde einsetzte. Vergleichbare [614] militärische Aufrufe sollten in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder vorkommen. Das führte zu Protesten bis hin zu gelegentlichen lautstarken Verurteilungen; dennoch fanden sich viele, die sich bereitwillig anwerben ließen, die das Kreuz nahmen und nichts dagegen einzuwenden hatten, auf lateinischem Boden gegen christliche Glaubensbrüder zu kämpfen, um einen Ablass für ihre Sünden zu erwerben. Das aufschlussreichste Argument gegen die Verwässerung der »Kreuzzugsidee« durch den Papst war die häufige Klage, dass das eigentliche Schlachtfeld des heiligen Krieges im Orient befand. Und es trifft mit Sicherheit zu, dass im Lauf der Zeit die Umleitung der Kreuzzugsheere, wie sie von Rom vorgenommen wurde, sowohl innerhalb Westeuropas als auch zu anderen Konfliktherden wie der Iberischen Halbinsel, dem Baltikum und dem kränkelnden lateinischen Kaiserreich Romania, dazu führte, dass das fränkische Outremer weiter isoliert und geschwächt wurde.
    Der Kreuzzug der Barone
    Trotz dieser Entwicklungen gab das Papsttum den lateinischen Orient nicht mit einem Schlag verloren. Die Levante wurde vielmehr zu

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