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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Gold aushändigen. Ganz entscheidend war das Versprechen des Kaisers, um den 15. August 1227 zum Kreuzzug aufzubrechen; bei Zuwiderhandeln drohte ihm die Exkommunikation. Friedrich erklärte sich mit diesen Bedingungen teilweise deswegen einverstanden, weil er selbst bereit und willens war, einen Feldzug in den Orient zu unternehmen, aber auch, weil er innerhalb des staufischen Königreichs für eine Kreuzzugssteuer Unterstützung gewinnen wollte – eine Abgabe, die alles andere als populär war, weil viele befürchteten, die Erträge würden früher oder später in der kaiserlichen Schatztruhe enden. Indem Friedrich dem Vertrag von San Germano zustimmte, machte er unmissverständlich klar, dass er diesmal seine Gelübde zu erfüllen gedachte. Das gewann ihm die Unterstützung seiner Untergebenen, doch war er dadurch gleichzeitig an einen gefährlich engen Zeitplan gebunden.
    Zu dieser Zeit hatte der Kaiser schon begonnen, seinen Zug in den Vorderen Orient durch diplomatische Schritte vorzubereiten. Er knüpfte Kontakte mit zwei Herrschern in der Levante, Johann von Brienne und al-Kamil, die offenbar beide annahmen, sie könnten Friedrich für ihre eigenen Pläne einspannen. Allerdings hatten sie nicht mit einem derart versierten Politiker und Verhandlungsführer gerechnet, einem Mann mit der bemerkenswerten Fähigkeit, Pragmatismus und energisches Vorgehen zu verbinden. In den frühen 1220er-Jahren beanspruchte Johann von Brienne nach wie vor aufgrund seines Amtes als Regent für seine Tochter Isabella II. den Titel »König von Jerusalem«, befand sich wegen der [606] Anerkennung seiner Rechtmäßigkeit jedoch ständig in erbitterten Auseinandersetzungen mit den fränkischen Baronen Outremers, die auf ihre Unabhängigkeit bedacht waren und mittlerweile eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt hatten, die Gesetze und Gebräuche des Königreichs in Anschlag zu bringen, um die königliche Autorität einzuschränken. Im Jahr 1223 stimmte Johann daher – im Glauben, der Staufer werde seine Position als König ein für allemal stärken – einer Heirat Isabellas mit Kaiser Friedrich zu. Die Verbindung wurde im November 1225 mit einer Zeremonie in Brindisi formell geschlossen und abgesegnet; anwesend waren neben Johann auch die führenden Mitglieder der Aristokratie Jerusalems. Wie überrascht und bestürzt war Johann dann aber, als Friedrich, kaum waren die Feierlichkeiten beendet, seinerseits Rechte auf die Herrschaft über das fränkische Palästina anmeldete und die versammelten lateinischen Adligen zwang, sich seiner Autorität zu unterwerfen. Johann stand nach diesem Manöver nicht nur verärgert und seiner Rechte enthoben da, auch die Regeln für die Führungsrolle in einem Kreuzzug wurden neu formuliert, und die Bühne war nun bereitet für das Eintreffen des Kreuzzugs und seines Anführers, der auf einzigartige Weise die Aufgaben des Kreuzfahrers, des Römischen Kaisers und des Königs von Jerusalem in sich vereinte.
    Außerdem trat Friedrich um das Jahr 1226 herum mit dem Sultan al-Kamil in einen Dialog ein, wobei nicht auszumachen ist, wer ihn begann. Al-Kamil scheint von der geplanten Unternehmung des Kaisers gewusst zu haben und schlug, um gleich von vornherein etwaigen Angriffen auf die Nilregion vorzubeugen, einen ungewöhnlichen Pakt vor. Wie sein Vater al-Adil vor ihm war auch der neue Sultan wesentlich mehr daran interessiert, mit den Franken in einen ersprießlichen diplomatischen Kontakt zu treten und so die gemeinsamen kommerziellen Interessen zu schützen, als sich in einen blutigen, destruktiven Dschihad zu stürzen. Außerdem war im Jahr 1226 al-Kamils Stellung als Herr über das Bündnis der Ajjubiden bedroht. Nach dem Ende des fünften Kreuzzugs hatten sich die Beziehungen zu seinem Bruder al-Muazzam, dem Emir von Damaskus, verschlechtert, und dieser hatte den reichlich drastischen Schritt gewagt, sich mit den Choresmiern zu verbünden, einer Bande wilder türkischer Söldner, die durch den Mongolensturm aus Zentralasien vertrieben worden waren und nun vom Nordirak aus operierten. Um dieser Gefahr zu begegnen, lud al-Kamil den Kaiser ein, mit seinen [607] Truppen nach Palästina zu kommen; als Gegenleistung für das Versprechen, ihn gegen al-Muazzam zu unterstützen, bot er dem Kaiser an, Jerusalem an die Lateiner zurückzugeben. Um die Details dieser bahnbrechenden Vereinbarung auszuhandeln, schickte der Sultan einen seiner zuverlässigsten Hauptleute, Fakhr ed-Din, als Gesandten an den

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