Die Krieger der Königin: Falkenherz
und sog an Lizzys Energie, um sich zu nähren. Aber er konnte nicht viel aufnehmen – sie war zu weit entfernt. Er hatte nicht mehr genug Energie, um noch lange zu kämpfen, nicht einmal, wenn sie im Raum war. Sein Körper schmerzte vor Müdigkeit, und seine Augenlider wurden schwer. Aber seine Wut hielt ihn auf den Beinen. Er knurrte und das Geräusch hallte in dem kleinen Raum wieder. Die Wärter zuckten zusammen, zogen sich aber nicht zurück. Es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnten. Nur Lizzy starrte ihn an. Sie hatte Angst
um
ihn.
Es gab zwölf Wärter, sowohl männliche als auch weibliche. Die Männer trugen längere Schwerter als die Frauen. Ril zischte und versuchte, seine Arme wieder in Schwerter mit mehreren Klingen zu verwandeln, aber sie weigerten sich, sich zu verändern, und Schmerzen durchschossen seinen Körper. Weil sie seine Schwäche spürten, entschlossen sich die Wärter wie ein Schwarm Vögel, der im selben Moment auffliegt, zum Angriff.
Knurrend sprang Ril nach vorn, um sich ihnen zu stellen, bevor sie ihn aus dem Raum drängen konnten. Wenn es ihnen gelingen sollte, ihn zurück in den Flur zu drängen, könnten sie ihn aufhalten, bis seine Energie verbraucht war. Er rammte seine Faust in das Gesicht des ersten Mannes, drehte sich, um dem Schlag eines anderen auszuweichen – und geriet so direkt in den Schlag eines dritten, dessen Klinge sich tief in seine Seite bohrte.
Lizzy schrie auf, und Ril riss in einem Bogen seinen Ellbogen herum. Die Nase des Wärters brach, und der Mann fiel mit einem Aufschrei nach hinten. Ril rang nach Luft, als er sich auf ein Knie fallen ließ und das andere Bein herumschwang, um die in der Nähe stehenden Wärter zu Fall zu bringen. Drei von ihnen stolperten und wären fast auf ihm gelandet, während ein vierter Mann zur Seite springen konnte. Ril rollte herum, um seinem Gegenangriff auszuweichen, und stieß gegen die nächste Gruppe. Alle stolperten gegeneinander oder fielen aufeinander.
Er war viel langsamer und erschöpfter, als er es im Harem gewesen war. Er war zwar immer noch schneller als ein Mensch, aber es gab zu viele Feinde. Ein anderes Schwert grub sich tief in seine Schulter. Er packte die Klinge und ignorierte den Schmerz, als er sie der Frau aus der Hand riss und mit dem Knauf mehrere andere Wärter schlug. Als sie aufschrien, nahm er das Schwert in seine unverletzte Hand und erhob sich.
Er versuchte, sich an Leons Unterricht auf dem Schiff zu erinnern, daran, wie man wie ein Mensch kämpfte. Hier ging es nicht um Stärke – was gut war, da er kaum noch Kraft besaß. Seine Schnelligkeit war ebenfalls fast verschwunden, aber Treffsicherheit war wichtiger. Er starrte die übrigen Kämpfer an und konzentrierte sich auf sie, auf ihre Angst und Sorge und auf die Gefühle, die ihren nächsten Schlag verraten konnten. Er musste seine eigene Wut gehen lassen. Sie lenkte ihn zu sehr ab.
Er fühlte, dass sie angreifen wollten und wann jeder Mann zuschlagen würde. Er bewegte sich ein kleines bisschen schneller und kam ihren Angriffen zuvor, so dass der Erste mit durchstoßenem Bauch zu Boden fiel, bevor Ril sich an eine Wand zurückzog. Als Nächstes griffen die beiden seitlich von ihm an, und er schlug sie beide nieder. Lizzy war nur ungefähr sechs Meter von ihm entfernt, aber sie hätte sich genauso gut auf der anderen Seite des Meeres befinden können.
Rashala warf ihm einen Blick voller Hass und Trauer zu. »Tötet ihn!«, rief sie.
»Nein!«, bettelte Lizzy. »Ril!«
Ril fühlte die Angst und Wut der Wachen, einen chaotischen emotionalen Cocktail. Es waren so
viele.
Und sie machten sich bereit, wieder anzugreifen. Aber dann fühlte er plötzlich über allem anderen etwas Neues, und jede andere Sylphe spürte es auch. Für einen Moment verstand Ril nicht, was vor sich ging, aber dann begriff es. Irgendwo stieg eine Königin auf, und ihr Muster überlagerte das von allen Sylphen in der Stadt.
Die Sylphen erstarrten und lauschten freudig und aufgeregt. Sie ließen sich übernehmen. Ril fühlte, wie das Muster durch ihn glitt, aber er besaß bereits ein solches Muster. Er hatte seine Verbindung zu Solie nicht verloren. Unter Leons Kontrolle lag Solie immer noch in den Tiefen seiner Seele, eine unüberwindbare Realität, welche die neue Königin abblockte, während sie ihn mit ihrer Ankunft ablenkte.
Ein Wärter sprang nach vorn und Ril hörte, wie Lizzy aufschrie. Als er nach unten sah, entdeckte er, dass ein Schwert in seiner Brust
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