Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Prolog
D ie Kriegssylphen hielten Wache.
Es war Markttag im Tal, und eine große Karawane mit Händlern aus Eferem und Yed war angekommen. Daher waren mehrere hundert Fremde in der Stadt, die sich laut rufend zwischen den unzähligen Marktständen hindurchdrängelten. Das hatte die Wächter des Tals in Alarmbereitschaft versetzt. Über der Menge hockten sechzehn Krieger auf den Pfosten der Nachtlaternen wie riesige, blau-goldene Vögel. Die Leute aus dem Tal, die an die Kreaturen, die meist wie gewöhnliche Menschen aussahen, gewöhnt waren, gingen ihren Beschäftigungen nach und schauten nur hin und wieder nach oben. Neuankömmlinge allerdings starrten sie erstaunt an.
Die Krieger hingegen schienen die Leute kaum zu beachten, aber das stimmte nicht. Sie beobachteten die Fremden mit einer an Besessenheit grenzenden Intensität. Als Angehörige einer Spezies, die Veränderungen nicht mochte, waren ihnen Außenseiter fremd. Hätten sie ihren Willen durchgesetzt, wäre kein Fremder ins Tal gelassen worden, ohne vorher durchsucht zu werden, aber das hätte den Handel erheblich eingeschränkt. Ohne den Handel konnte die Stadt nicht wachsen, und wenn sie nicht wuchs, konnten sie nicht überleben. Sie hatten keine Verbündeten und standen allein gegen den Rest der Welt.
In der Hocke sitzend, die Hände auf die Knie gelegt, musterte Mace die Straße und dachte über ihre Situation nach. Natürlich gab es Leute, die mit ihnen Handel trieben, aber gab es auch andere Königreiche, die mit der Philosophie ihrer Königin übereinstimmten? Bis jetzt hatte keines von ihnen Solie auch nur anerkannt. Die Händler, die hierherkamen, betraten die Stadt nicht als Repräsentanten ihres Königs. So weit es Eferem anging, bezweifelte Mace nicht, dass sie sogar gegen den direkten Befehl ihres Königs anreisten. Aber das Tal bot gute Handelsmöglichkeiten, und die Königin stellte sicher, dass alles fair vonstatten ging. Niemand im Tal betrog. Niemand versuchte es. Nicht, während die Krieger alles kontrollierten.
Mace bewegte sich auf seinem Posten und beobachtete die Menge mit mehr als nur seinen Augen. Für jeden, der ihn so sah, war er ein großer, schwerer Mann unbestimmten Alters mit kurzgeschnittenen, dünner werdenden Haaren und einem Gesicht, das nicht davon zeugte, dass er oft lächelte. Er wirkte eher stark als attraktiv, aber er strahlte auch ein gewisses strenges Selbstbewusstsein aus, von dem er wusste, dass es Frauen ansprach. Er konnte es fühlen, auch wenn er es nie ausnutzte. Nicht mehr. Seine Loyalität gehörte zwei Frauen; der Königin, die vor allen anderen über ihn befehlen konnte, und der Witwe Blackwell, die sowohl seinen Körper als auch seine Liebe besaß. Alle Krieger hatten ihre Frauen und würden während ihrer Lebensspanne keine andere berühren. Für sie und den Stock selbst wachten sie über das Tal.
Während der Tag verstrich, studierte Mace die Leute auf den Straßen und spürte ihre Gefühle. Erheiterung, Zufriedenheit, Ungeduld, Sorge. Ein verworrenes Bild aus tausend verschiedenen Empfindungen glitt durch ihn hindurch und ließ ihn vollkommen ungerührt. Empathie besaßen Kriegssylphen im Übermaß, Mitgefühl dagegen kaum.
Mace suchte nach Wut, nach Gewalttätigkeit und Hass. Ein Mann, der darauf aus war, Ärger zu machen, strahlte dies aus und verriet sich damit an die Sylphen. Die Elementarsylphen und Heilerinnen würden darauf mit Flucht reagieren, die Krieger dagegen angreifen. Wenn ein Mann Wut empfand, kamen sie. Wenn eine Frau Angst hatte, kamen sie. Selbst die Königin versagte es ihnen nicht, diesem tiefen Instinkt zu folgen. Krieger beschützten den Stock. So war es immer gewesen.
Unter ihm ging ein Mann in einer normalen Reisetunika vorbei, ein Bündel auf dem Rücken. Er bemerkte Mace auf seinem Hochsitz nicht einmal. Der Mann strahlte … Entschlossenheit aus. Die Elementarsylphen, die in der Form von Kindern umherliefen, musterte er voller Überraschung, die schnell in Verachtung umschlug. Er bemerkte die Frauen, die Männerkleidung trugen und als Gleichgestellte mit den Männern handelten, und sah sie voller Abscheu an.
Mace beugte sich nach vorn, bis er auf den Zehenspitzen balancierte, während er den Mann anstarrte, der sich über den Marktplatz bewegte. Dann hob er den Blick zu den anderen Kriegern und bemerkte, dass sie den Neuankömmling ebenfalls interessiert im Blick behielten. Mace nickte dem Krieger neben sich zu, einer blauhaarigen, nervösen Kreatur namens
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