Die Krieger von Gordolon (German Edition)
die Freitruppe von Antarus als Gast auf unserem Schloss bleibt, nicht als Vorbeireisende. Nun, so oder so werden Eure Wünsche erfüllt, Truppführer!“ Mit einem Ruck machte sich der König von ihm los und huschte wie ein lautloser Schatten die Wendeltreppe hinab. Der Krieger folgte ihm fast ebenso tonlos.
Der König war eben nur alt, dachte er sich, und von der Welt verschmäht. So ein verbitterter, kleiner Mann war ihm noch nie unter die Augen gekommen. Mit einer einzigen, blitzenden Bewegung hätte er den Kerl töten können und das wusste auch der König. Doch warum hielt er sich nicht zurück, wenn er in Situationen hineinschlitterte, die ihm einfach über waren? Vielleicht war eben genau das seine Taktik, seine Gegner einzuschüchtern. Bei ihm hatte er es jedenfalls geschafft. Es musste etwas sein, dass Valbrecht beunruhigte, ihn wiederstreben ließ ihm dem Weg zu den Gemächern des Zauberers zu zeigen.
Der Schein des Königs Kerze, die er aus einer Vertiefung in der Wand mitgenommen hatte, um die dunklen Stellen der Treppe zu beleuchten, loderte vor ihm immer heller, das Zeichen, dass sie bald auf gleicher Höhe sein mussten. Als das geschah, fragte der Truppführer verständnisvoll:
„Was... ist passiert?“
„Er war mein Freund.“ Der Feldherr war erstaunt, der König musste offensichtlich an genau das gleiche gedacht haben wie er. „Im Krieg haben wir oft zusammengekämpft, Rücken an Rücken... Er mit der Magie und ich mit dem Schwert. Ein ungleiches Paar, findet Ihr nicht?“
Das erstaunte ihn jetzt noch mehr, Valbrecht war völlig offen und ehrlich zu ihm, sprach frei über seine Gefühle. Als Antwort schüttelte er den Kopf. „Nein, nein, ganz und gar nicht, ein Zauberer sollte seinem König beistehen!“
„Ich war damals noch nicht König.“ sagte der König stockend. Das schüttere Haar hing ihm ins Gesicht und er streifte er beiseite. Auf seinem Kopf saß eine kleine, goldene Krone, die fast nur ein verzierter Reif zu sein schien. Der König selbst war in roten Samt gehüllt, trug offensichtlich seinen Morgenmantel, obwohl es bereits Mittag war.
Kajetan schluckte. Das, was der Mann ihm gerade anvertraute, war mehr als nur eine Geschichte, die gerade so passiert war.
„Wie wurdet Ihr König?“, fragte er. „Wenn nicht durch Euer Erbe, dann doch anders...“
„Es war genau wie du sagst, Truppführer.“ Plötzlich sprach der König wieder mit Abscheu von ihm. „Ich wurde nicht als Prinz oder so etwas ähnliches geboren. Ich war...“ Er zögerte und wählte seine Worte genau. „...ein Gesetzloser.“
„Und wer hat Euch zu einem Träger des Gesetzes gemacht? Wie ich weiß ist das nicht einfach. Ich saß drei Jahre hinter Gitter und Stahl, bevor sie mich zu einem Soldaten beförderten.“
Die Augen des Königs funkelten beurteilend, wollten nicht alles glauben, was der seltsam neue Mann da vor ihm berichtete. Wollte er ihn etwa zu einem längeren Gespräch einladen? Gab es etwa Jemanden, der sich für seine Gräueltaten in der Vergangenheit interessierte? Er beschloss, ihm einen Anhaltspunkt zu geben, um die Sache spannender zu machen.
„Ich sage nur so viel: Timotheus hat mir geholfen und ewige Treue geschworen. Ob er dabei geblieben ist, stellt Ihr und Eure Nachricht heute in Frage.“
Es waren die letzten Worte des Königs, die er im Zusammenhang mit diesem Thema hörte, dann herrschte lange Zeit Stille unter ihnen.
Als sie bei der normalen Treppe angelangt waren, legte Valbrecht die flache Hand auf einen bestimmten Steinquader und drückte. Mit einem knackenden Geräusch schwang die Wand aus grob gehauenen Felsbrocken zur Seite und gab den Weg in eine düstere, von der Natur geschaffene Höhle frei.
„Ganz Krakenstein ist aus einem Berg gebaut worden. Die Höhle gab es schon lange und außerdem liebt er diese Umgebung.“, erklärte er und leuchtete in den Gang. Die Kerze erhellte Stalaktiten und Stalagmiten, die jeweils von der Decke herunterhingen oder von unten nach oben verliefen. Die meisten jedoch waren zusammengewachsen und bildeten eine große Säule, die von der Decke bis zum Boden reichte. Die Wände glitzerten feucht und das Aufschlagen von Wassertropfen auf den seichten unterirdischen See hallte in regelmäßigen Abständen.
Josias staunte nicht schlecht und betrachtete voller Eifer seine Umgebung.
„Hole jetzt deine Freunde, ich werde hier auf dich warten!“
Die Stimme des Königs war wieder vertrauensvoll und nett. Kajetan bedankte sich mit einem
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