Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Licht, dass ihn erdrückte und ihm den Weg eines Irren aufzwang. Die mächtige Klinge hatte für ihn gekämpft, aber jetzt wollte sie, dass er für sie kämpfte, wollte ihren Teil der Beute, ihren Teil der mentalen Energie. Ein für und Wider... Ein Hin und Her... Ein Geben und Nehmen... Himmel und Hölle, Hölle und Himmel, und dazwischen die Erde. Eine Ebene zwischen den Welten, eine Existenz dort, wo keine sein sollte. Dorthin rettete er sich schließlich, entrang sich der lähmenden Kraft, und entkrampfte seine klammen Finger.
Mit einem ungeheuer schweren Schlag prallte die Waffe auf den Boden, rutschte zwischen seinen verkohlten Fingern hindurch, und fiel in regenfeuchtes, matschiges Laub. Es war, als würde ihm eine teuflische Hand plötzlich seine Seele entreißen, sie ihm abnehmen und in sich aufnehmen, sie ihm stehlen. Schwarze Klauen griffen ins Leere, lange, scharfe Nägel schneiden in seine Hirnhaut... Kopfweh. Brüllendes Kopfweh. Aber er hatte es geschafft. Entgeistert starrte auf seinen Schwertarm, der verkohlt und von schwarzen Blasen übersät war, hier und da war der Knochen auf groteske Weise herausgetreten, Haut war aufgeplatzt und die feinen Härchen hatten sich wie ein zweiter Anzug um sein restliches, nun dunkles Fleisch gelegt. Wie ein zäher Schleim tropfte Blut aus den eitrigen Wunden, aber er fühlte sicher wieder beseelt, die taube Leere war von dannen, das erste Mal wieder, seit dem er Azraìl in den Händen gehalten hatte. Damals war er immer ein Veteran auf dem Gebiet der Magie gewesen, hatte entschlossen und ohne Hemmungen gekämpft. Aber jetzt, da ihn die Energie eines höheren Wesens verlassen hatte, war er wieder Gefühlstreu. Er fühlte wieder, war nicht mehr durchzogen vom schrecklichen Pulse des Zaubers. Die Hexerei war unterbrochen und hatte alles aus seinem Körper an Magie geholt, was sie hatte finden können, hatte es mit sich genommen, und verarbeitet. Wieder steckte neue Kraft in der Waffe, die nun - keine zehn Yard entfernt - im grauen Schlickboden steckte, und nun wieder matt glänzte.
Arborak Dun war tot. Und mit ihm des Königs Geist im Schwerte.
Nie mehr, so schwor er sich, während er bereits wieder zu seinen Männern in die Schlacht schritt, nie mehr würde er die Hand auf dieses verteufelte Ding legen. Lieber würde er mit dem Rest seiner vorhandenen, eigenen Kraft gegen die Schattenorks antreten, als mit dieser giftigen Klinge, eine Waffe wie eine Lanze aus Eis.
Und so ging er, und das Schlachtengetümmel umfing ihn, und von da an, war er für die Elfen des südlichen Westens verschwunden, eine Legende bereits noch zu Lebzeiten, der Elfenkönig Irmin Bar Óus Eszentir...
59
DER HADESFELSEN
War es die Dunkelheit, die mich rief,
oder war es die Nacht?
Ich glaube, es war beides,
denn jetzt, bin ich erwacht...
Es forme sich ein Wesen,
grau und felsig in der Nacht.
Man hört es sich bewegen,
doch Trauer hält die Wacht.
So blass und schweflig, wie es scheint,
so hell und gleißend, wie es weint,
voll Staub und Blut und Schweiß,
es wartet auf den Greis.
Wird er kommen?
Wird er gehen?
Man glaubt, man sieht verschwommen,
aber erst dann, wird er vor ihm stehen.
Thronn hob den Blick. Die endlose Leere im Nichts vor ihm, gespickt mit scharfen Felsen, Brücken- und Turmbauten, wurde plötzlich erhellt von einem beruhigenden Säuseln, einem wunderbaren Gesang in der Stille, dem Oden einer höheren Macht, der zwischen den Scharten und Hohlwegen der Felsen wühlte, Staub und glimmende Kristalle von Eis aufwirbelte. Es war, als würde die Natur einen raschen Rücktritt machen, als würde sie sich verziehen in den letzten Winkel, der ihr blieb, auf den Frühling den Winter folgen lassen, nur, um Melwioras Gefolge erhaben zu sein. Nur darum kroch die zu Kreuze, buckelte und überreichte dem Herrn der Winde den Stab der Zeit. Und er dankte nicht einmal, sah sie nur aus leeren, kalten, allwissenden Augen an, und nahm ihn, ergriff ihn fest, zog ihn hinein in die Schwärze seines Raumes. Und während die größte aller Schlachten im Süden tobte, von Osten immer mehr Schattenorks heraneilten, lag der Druide Warrket zusammengekauert wie ein Fötus auf den steinernen Schwellen des schwarzen Landes, unter ihm eine erstarrte Pfütze aus Blut und Schweiß, sein Lebenssaft, der sich immer schneller verflüchtigte. Sein Atem kondensierte zu einer dunstigen Wolke über seinem blassen Gesicht, und er spürte, wie seine Zeit schwand. Sein Blick
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