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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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zehntausend Dollar der als Treuhänderin eingesetzten Reserve National Bank alle Ihre Ansprüche gegen jegliche bekannte oder unbekannte Personen, die Ihnen im vergangenen Jahr Verletzungen zugefügt haben, übertragen und abtreten, insbesondere aber jegliche Personen, die an einem Zustammenstoß eines Kraftfahrzeuges mit Ihnen in irgendeiner Weise schuldig waren. Eingeschlossen sind hierbei Schadenersatzansprüche jeder Art, die Sie aus irgendeinem Grunde wegen eines von beliebigen Personen an Ihnen begangenen Deliktes geltend machen können.«
    »Was ist ein Delikt?« fragte sie.
    »Eine unerlaubte Handlung«, sagte ich, »üblicherweise verbunden mit Gewaltanwendung oder Beeinträchtigung der persönlichen Rechte.«
    »Geben Sie mir die zehntausend Dollar und einen Füller«, sagte sie. »Ich unterschreibe. Helfen Sie mir hoch.«
    Ich gab ihr das Schriftstück, sie setzte zur Unterschrift an.
    »Lesen Sie es erst.«
    »Dazu bin ich noch nicht kräftig genug.«
    »Dann komme ich heute abend noch einmal vorbei, wenn Sie sich wieder besser fühlen.«
    »Nein, nein, es wird schon gehen. Heute abend will ich ja schon in Denver sein.«
    Sie arbeitete sich mühsam durch das Schriftstück, mit dem Zeigefinger Zeile für Zeile verfolgend und Wort für Wort flüsternd mitlesend.
    Endlich war sie fertig. »Geben Sie mir die zehntausend Dollar.«
    Ich gab ihr das Geld, und sie zählte es sorgfältig. Dann setzte sie ihre Unterschrift unter das Dokument.
    »So, das wäre erledigt«, seufzte sie befriedigt. »Rücken Sie mir das Telefon ans Bett, junger Mann. Ich rufe jetzt einen Krankenwagen und lasse mich zum Flughafen fahren. Ich muß auch noch das Ticket bestellen.«
    »Glauben Sie, daß Sie den Flug nach Denver gut überstehen werden?«
    »Ich muß es versuchen. Die Sitze sind schön bequem, und die Stewardess läßt mich sicher ganz hinten sitzen, wo ich es mir gemütlich machen kann, besonders wenn das Flugzeug nicht voll ist. Ich komme schon zurecht. Es ist erstaunlich, wie rücksichtsvoll die Leute sind, wenn man einen schwachen, hinfälligen Eindruck macht. Rücken Sie mir das Telefon heran.«
    »Soll ich nach dem Krankenwagen telefonieren?«
    »Nein, das mach’ ich schon selber. Ich muß nur noch warten, bis die Wirkung der Tabletten einsetzt. Dann bin ich für drei bis vier Stunden ziemlich schmerzfrei. Der Arzt sagt, ich soll sie nicht öfter als nötig nehmen, weil Gewöhnungsgefahr besteht, aber auf dem Flug nach Denver werde ich sie feste schlucken, darauf können Sie sich verlassen.«
    Ich rückte ihr das Telefon heran. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, danke. Nichts.«
    Ich ging zum Wagen, holte einen Umschlag heraus, schob die Verzichterklärung hinein, schrieb meine Büroadresse darauf, frankierte ihn und steckte ihn in den Briefkasten.
    Dann schickte ich meinem Klienten in Denver ein Telegramm: »Karre läuft. Donald Lam.«

5

    Als ich am nächsten Morgen das Büro betrat, standen die Zeichen auf Sturm. Unsere Vorzimmerdame hob mir die Hand mit der Handfläche nach außen entgegen, und in meinem Posteingangskorb lag auf dem Briefstapel ein roter Briefbeschwerer. Das war unser geheimes Warnzeichen zwischen Elsie Brand und mir.
    Solchermaßen gewarnt, konnte ich mich auf die bevorstehenden Unerfreulichkeiten seelisch vorbereiten. Im allgemeinen bestanden diese Unerfreulichkeiten darin, daß ein großer, kräftiger Zeitgenosse mir in Aussicht stellte, mich zu Brei zu schlagen, wenn ich nicht sofort meine gerade rollende Aktion einstellte.
    Ich holte tief Atem, öffnete die Tür zu meinem Büro und trat ein.
    Neben Elsie Brand saß Sergeant Frank Sellers, und Sellers hatte eine Stinkwut.
    Sellers war einer jener großen, kräftigen Zeitgenossen, außerdem Polizist aus Leidenschaft, selber nicht sehr redselig und daher von einem tiefen Mißtrauen allen Mitmenschen gegenüber beseelt, die wie ich der Meinung waren, daß man seinen Mund zum Sprechen hat.
    Sellers glaubte an die Maxime: »Wer rastet, der rostet.« Bei ihm mußte es immer rundgehen. Auch er selber war immer in Bewegung. Am liebsten öffnete und schloß er unaufhörlich seine Riesenfäuste oder kaute an einem feuchten, kalten Zigarrenstummel.
    Im Augenblick tat er beides.
    »Tag, halbe Portion«, sagte er unheildräuend.
    »Tag, Sergeant.«
    »Sie sitzen in der Tinte.«
    »Ich?«
    »Sie!«
    »Wie das?«
    »Mimen Sie bloß nicht den Unschuldigen. Darauf falle ich nicht rein.«
    »Tue ich ja gar nicht. Aber es würde mich

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