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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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einstreichen. Wenn er allerdings den Täter nicht erwischt, muß er die ganze Sache fallenlassen und hat dann natürlich einen Verlust.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis sie das verdaut hatte. Als sie mich dann ansah, war ich offensichtlich in ihrer Achtung raketenartig gestiegen.
    »Ich soll ihr also den Anspruch abkaufen?«
    Ich zuckte die Schultern. »Wenn Sie glauben, daß es sich lohnt? Es ist eine heiße Sache. Durchaus möglich, daß wir die Fahrerin nie finden.«
    »Aber wenn?«
    »Dann hätten Sie ja den Anspruch.«
    »Könnte man nicht ein solches Dokument als — nun, sagen wir: als belastend ansehen?«
    »Die Überschreibung ginge auf meinen Namen«, erläuterte ich. »Ich würde als Vermittler fungieren für den Fall, daß etwas herauskommt.«
    »Wäre das nicht ein bißchen riskant, wenn jemand unbequeme Fragen stellt?«
    »Mir stellt man dauernd unbequeme Fragen. Kein Gesetz besagt, daß ich allen Fragern bis aufs I-Tüpfelchen genaue Informationen geben muß.«
    »Aber wenn die Polizei fragt...«
    »Ich bin nicht verpflichtet, die Namen meiner Klienten zu nennen.«
    »Donald«, sagte sie, »ich finde, Sie sind einfach fabelhaft.«
    »Vielen Dank.«
    »Wollen Sie wissen, was das alles für mich bedeutet?«
    »Das fehlte mir gerade noch.«
    Sie wurde ein bißchen rot, dann lachte sie. »Verstehe: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
    »Was ich nicht weiß, macht Sie nicht heiß«, verbesserte ich.
    »Und Sie möchten nicht, daß mir zu heiß wird?«
    »Sie sind meine Klientin.«
    »Warten Sie einen Augenblick«, bat sie. Sie ging ins Schlafzimmer. Es kam mir vor, als hörte ich eine Männerstimme flüstern. Als sie zurückkam, hielt sie ein Bündel Hundertdollarscheine in der Hand, hübsche, knisternde Scheinehen.
    Sie zählte sie mir auf den Schoß. Von Zeit zu Zeit, wenn sie die Scheine hinlegte, streiften ihre Finger meine Schenkel.
    »Hier sind also hundert Hundertdollarscheine. Insgesamt zehntausend Dollar. Nun sagen Sie mir eins: Was passiert, wenn die Polizei dem Wagen auf die Spur kommt, der die Frau überfahren hat?«
    »Sie wird Mrs. Chester nahelegen, Strafantrag zu stellen.«
    »Und wenn sie die Sache vor Gericht bringt?«
    »Wenn genügend Beweise vorliegen, kann der Fahrer verurteilt werden. Wenn sie keinen Strafantrag stellt, sieht die Sache für unseren Freund schon ein bißchen schwieriger aus.«
    »Bisher hat die Polizei keine Beweise?«
    »Sie hat ein Kleid, aus dem ein Fetzen Stoff fehlt. Vermutlich hat sie auch Scherben aus dem Scheinwerfer. Das ist so das übliche...«
    »Tja, man muß eben etwas riskieren, nicht wahr?« sagte sie lächelnd.
    »Allerdings«, bestätigte ich.
    Ich stellte das leere Glas ab und stand auf.
    Sie sah mich nachdenklich an. »Donald, ich finde Sie einfach wundervoll.«
    Ich grinste. »Wenn ich mich erst auf eine Widerrede einlasse, wird das Gespräch zu lang. Gute Nacht, Phyllis. «
    »Gute Nacht, Donald.«

4

    Ich parkte wieder zwei Querstraßen vor der Behausung von Mrs. Chester, ging um das große Haus herum zu dem Bungalow auf dem Hof und klopfte an.
    »Herein«, klang es grämlich.
    Mrs. Chester saß im Bett und sah mich aus dunkel geränderten Augen an.
    »Ich habe eine schreckliche Nacht hinter mir«, sagte sie.
    »Hatten Sie keine Nachtschwester?«
    »So etwas kann ich mir nicht leisten. Ja, wenn meine Tochter nach mir sehen könnte. Aber sie kann nicht herkommen, und ich habe nicht das Geld, hinzufahren.«
    »Wo wohnt sie denn?«
    »In Denver.«
    »Sie fühlen sich also noch nicht besser?«
    »Es muß eine Nervenquetschung sein«, jammerte sie. »Anscheinend hat’s die Nervenschäfte, oder wie man das nennt, erwischt. Ich werde fast verrückt vor Schmerzen. Haben Sie schon mal Zahnschmerzen gehabt?«
    »Ja.«
    »Es ist, als wenn’s in tausend Zähnen bohrt, das ganze Bein hinunter. Und bei jedem Atemzug geht’s mir durch und durch.«
    »Der Arzt hat aber keine Knochenbrüche festgestellt?«
    »Sie wissen ja, man kann sich heute auf die Ärzte nicht mehr verlassen.«
    »Auf irgend jemanden muß man sich aber verlassen.«
    »Na, wissen Sie...«
    »Hat der Arzt Ihnen keine Beruhigungsmittel gegeben?«
    »Schlaftabletten habe ich bekommen, aber die vertrage ich nicht.«
    »Ich habe übrigens mit dem Bekannten gesprochen, der manchmal Schadensersatzansprüche übernimmt. Er würde es in Ihrem Fall riskieren.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ich hab’s mir überlegt«, erklärte sie. »Ich brauche zwölftausend Dollar. Bar auf den

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