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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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stand auf. »Überlegen Sie sich’s gut«, sagte er. »Entweder Sie geben uns den Namen Ihres Klienten und helfen uns, den Fahrerfluchtfall aufzuklären, oder Sie können sich Ihre Lizenz in den Rauchfang schreiben.«
    »Angenommen, ich nenne Ihnen den Namen des Klienten...«
    »Strafbar gemacht haben Sie sich so und so. Aber wenn Sie sich die Flügel ein bißchen stutzen lassen und nicht mehr allzu hoch hinauswollen, wird der District Attorney vermutlich noch mal Gnade vor Recht ergehen lassen.«
    »Heißen Dank«, sagte ich.
    »Sie sind ein fixer kleiner Bursche, halbe Portion, aber irgendwann treibt ihr Intelligenzheinis es alle mal zu weit. Wir haben einen Fall von Fahrerflucht zu klären. Wir haben ein paar Hinweise, die in eine bestimmte Richtung deuten. Vielleicht würden wir auch ohne Ihre Hilfe zurechtkommen. Aber darum geht es nicht. Entweder Sie rücken mit dem heraus, was Sie wissen, oder Ihre Lizenz ist futsch.«
    »Wie lange lassen Sie mir Zeit?«
    »So lange, bis Sie Ihrem Herzen einen Stoß gegeben haben. Aber nicht länger als vierundzwanzig Stunden.« Sellers schubste die Zigarre von einem Mundwinkel zum andern und funkelte mich wütend an: »Sie haben mir ein- oder zweimal unter die Arme gegriffen — wohlgemerkt, nachdem Sie mich lange genug haben zappeln lassen —, und Sie haben mir immer den Hauptruhm gegönnt, das muß ich Ihnen lassen. Aber das eine merken Sie sich, kleiner Kläffer.« Sellers packte mit seiner riesigen Faust meinen Schlips und zog mich dicht zu sich heran. »Ich bin Polizist. Ich habe für Recht und Ordnung zu sorgen. Das Recht ist eine klare gerade Sache. Leute, die krumme Touren drehen, schätze ich nicht. Um ganz deutlich zu werden: Leute wie Donald Lam...«
    Sellers gab mir einen Stoß, der mich schwungvoll in meinen Sessel beförderte, ließ meinen Schlips los und stampfte hinaus.
    Elsie Brand war drauf und dran, in Tränen auszubrechen. »War es wirklich so, wie er sagt, Donald?«
    »Ja.«
    »Werden Sie ihm den Namen des Klienten sagen?«
    »Nein.«
    »Was wollen Sie denn sonst tun?«
    »Weiß nicht.«
    »Es wird Ihnen gar nichts weiter übrigbleiben, Donald.«
    »Weiß Bertha schon Bescheid?«
    »Ich glaube nicht. Sellers ist geradewegs hier hereingestürmt.«
    »Okay, ich verschwinde, Elsie. Wenn jemand nach mir
    fragt, wissen Sie nicht, wo ich zu erreichen bin.« Ich grinste. »Das dürfte die Untertreibung der Woche sein.«
    »Bitte, Donald, seien Sie vorsichtig.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«, erklärte ich. »Lassen Sie aus der nächsten Apotheke eine Klinikpackung Beruhigungspillen kommen und stellen Sie sie Bertha auf den Schreibtisch.«

6

    Mit einer Portion Glück erwischte ich einen Direktflug nach Denver.
    Einen muffigeren Fluggast als mich hatten die Stewardessen wahrscheinlich selten erlebt. Blind für ihre reizvolle Betreuung saß ich wie ein Klotz da und versuchte die Stücke des Puzzlespiels aneinanderzufügen.
    Wir glitten über die Orangenhaine von Kalifornien hinweg, gewannen an Höhe, sausten über die Wüste, überquerten die Seenkette des Colorado und waren bald über den Rocky Mountains.
    Die Landschaft war von atemberaubender Schönheit. Ich hatte keinen Blick dafür, sondern stierte stirnrunzelnd vor mich hin und bastelte unentwegt an meinem Puzzlespiel.
    Mein erster Weg -in Denver führte in eine Telefonzelle. Ich suchte nach der Nummer der Dawson Diskont- und Effekten-Verwertungs-AG.
    Sie stand nicht im Telefonbuch.
    Ich rief die Auskunft an und bat um die Nummer. Unter diesem Firmennamen war kein Anschluß gemeldet.
    Ich studierte noch einmal die vornehm geprägte Karte, die Clayton Dawson mir verehrt hatte, und rief unter der Nummer an, die dort angegeben war.
    Eine wohlklingende Frauenstimme meldete sich und wiederholte die Nummer, die ich gewählt hatte.
    »Ist dort das Büro der Dawson Diskont- und Effekten-Verwertungs-AG?« fragte ich.
    »Jawohl.«
    »Ich hätte gern Mr. Clayton Dawson gesprochen, den Vizepräsidenten. «
    »Einen Moment, bitte.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Dann sagte die gleiche Stimme in sachlichem Geschäftston: »Er ist augenblicklich nicht zu erreichen. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Wann erwarten Sie ihn?«
    »Darüber kann ich keine Auskunft geben. Mit wem spreche ich, bitte?«
    »Mit einem alten Freund von ihm«, antwortete ich. »Ich wollte ihm nur mal guten Tag sagen. Macht nichts.« Bevor sie weiterfragen konnte, hängte ich ein.
    Ich winkte ein Taxi heran und gab dem Fahrer die Adresse

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