Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
könnte das Lügen bis morgen oder bis zum nächsten Tage oder bis zur nächsten Woche verschieben. »Stehe ich euch hier im Weg?« fragte ich.
    »Aber nein«, erwiderte Gawain. »Aber stell dich auf meine linke Seite, denn möglicherweise muß ich die Peitsche benutzen, wenn die Möwe vergißt, gleichmäßiges Tempo zu halten.« Er schnalzte dem Pferd mit der Zunge zu, und die Stute stellte die Ohren auf und drehte sie dann wieder rückwärts, um auf Gwyn zu horchen. Der
    Junge lächelte stolz und wendete das Pferd und ließ die Stute in den Kreis laufen, der schon in das Gras auf dem Hof eingetrampelt war.
    »Soll ich den Ring hier niederlegen?« rief er uns zu. »Ja, genau da. Aber nimm dir Zeit, und sorg dafür, daß der Ring in der bequemsten Entfernung liegt.«
    Gwyn nickte, und nach einem Augenblick der gesammelten Konzentration wendete er die Stute und ließ sie im Schritt um den Kreis herumgehen, um festzustellen, ob die Entfernung wirklich passend war.
    »My Lady«, sagte Gawain mit leiser Stimme, »gestern abend.« Er zögerte, schaute mich an, und seine dunklen Augen waren unergründlich.
    »Es war ein böser Witz«, sagte ich und wappnete mich.
    Er schaute noch einmal schnell weg. »So sagt Medraut jetzt selbst, und man wiederholt es überall in der Burg, wenn auch unsicher. Medraut deutet an, daß Tieferes dahinter liegt, noch während er das abstreitet. Und dennoch hat Artus den Becher ausgetrunken, und es ist ihm nichts geschehen, obwohl manche behaupten, es sei ein Wunder.«
    »Medraut unter anderem auch?«
    »Nein, my Lady.« Gawain sah mich wieder an. »Ich habe es von Gruffydd, dem Chirurgen gehört. Er hat es mir im geheimen gesagt, mir allein.«
    »Gruffydd? Aber er. ich dachte, er sei Medrauts Feind.« Ich unterbrach mich, wandte mich ab und kämpfte um Haltung. Gwyn hatte den Kreis jetzt vollendet und hakte sein Knie um den Sattelknopf und übte vorsichtig die ersten Stufen des Fallenlassens. Den Ring hielt er mit der Hand umklammert.
    »Er ist Medrauts Feind. Er glaubt, es wäre eine ehrenhafte, ja sogar eine heldenhafte Tat, meinen Bruder zu vergiften. Er sagte mir, wenn das in der Tat dein Plan gewesen wäre, dann sei es ein vernünftiger und mutiger Plan gewesen, und er wünschte, er wäre gelungen. Und er sagte mir auch, er hätte bemerkt, daß aus seinem Lagerraum ein Teil der Eibenmixtur verschwunden sei. All dies sagte er mir natürlich streng unter vier Augen. Gruffydd kann den Mund halten.«
    Gwyn ließ sich aus dem Sattel sinken, legte den Ring ins Gras und richtete sich dann mit einer Bewegung wieder auf, die schon jetzt von der Übung geglättet war. Er wandte sich zu Gawain um und strahlte, und Gawain nickte. Gwyn ließ die Stute traben.
    »Nimm dir Zeit«, rief Gawain ihm zu. »Wenn du zu eilig bist oder aus Unsicherheit zögerst, dann ist alles ruiniert.« Gwyn nickte.
    »Warum erzählst du mir das?« fragte ich flüsternd.
    »My Lady. my Lady, ich habe Mitleid mit meinem Bruder Medraut. Früher einmal. früher einmal war er so wie Gwyn. Es hat mich tief geschmerzt, ihn so verzerrt zu sehen und in solchem Haß. Wenn ich wüßte, daß einer meiner Freunde sich dazu gedrängt gefühlt hätte, ihn zu vergiften, dann würde ich. es würde mich bekümmern. Aber ich kann es verstehen. Vielleicht wäre es sogar, wie Gruffydd sagte, vernünftig und mutig. Ich bin kein Herrscher. Ich kann es nicht sagen.«
    »Gawain.« begann ich, und dann fiel mir nichts mehr ein, was ich noch sagen wollte. Er schaute mich an und wartete, und derselbe ernste Ausdruck lag in seinem Blick, und endlich erkannte ich den Ausdruck als Mitleid.
    »My Lady, ich weiß, daß du dich für so etwas niemals leicht entscheiden würdest oder ohne Qual. Du würdest es dir auch nicht wünschen, außer aus den reinsten Motiven. Aber jetzt, wo es fehlgeschlagen ist. he! Zurück dahinter!« denn Gwyn hatte die Übung versucht, und die Stute war in Trab verfallen, als er sich aus dem Sattel niedersinken ließ. Sie galoppierte jetzt wieder, und der Junge richtete sich mühsam auf und schaute bedrückt drein.
    »Ich hab’ den Ring nicht gekriegt«, sagte er Gawain.
    »Beim ersten Versuch. Du selbst, mein Vetter, hast gesagt, daß Gereint mindestens zwei- oder dreimal versuchen muß, und könntest du, kleiner Welpe, ein besserer Reiter sein als er? Komm, versuch’s noch einmal. My Lady«, er senkte die Stimme wieder, »gleichgültig, was geschehen ist, ich bin dein Freund und Diener wie immer.«
    »Mein Bruder und Herr«,

Weitere Kostenlose Bücher