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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ob die halbe Welt uns trennte. Am Morgen wachte ich auf und stellte fest, daß Artus mich mit verkniffenem, hageren Gesicht beobachtete, und wenn ich mich dann vor meinen Spiegel setzte, fand ich den antwortenden Ausdruck der Schuld und des Elends noch immer an mich geheftet. Ich mußte ihn sorgfältig von meinem Gesicht glätten, ehe ich mich der Welt gegenüberstellen konnte. Ich haßte es, unschuldig zu tun, ich haßte es mehr und mehr, während die Tage vergingen und die wilden Spekulationen in der Burg nach und nach neuen Geschichten und neuem Klatsch wichen. Zuerst wurde natürlich von dem einen oder anderen jede mögliche Erklärung vorgebracht: Ich hatte den Becher vergiftet, aber Artus sei durch ein Wunder verschont geblieben; Medraut hatte den Becher vergiftet, um mich zu belasten, aber Artus hatte entweder geschickt das Gift beiseite geschafft oder sei wie durch ein Wunder. Oder der Becher war gar nicht vergiftet, sondern ich oder Medraut seien von Artus dazu verleitet worden, es doch zu glauben, oder auch noch von einem Dritten. Manche Leute glaubten sogar unsere offizielle Erklärung, daß es nur ein Witz mit Untertönen war, die nach Hochverrat klangen. Ein paar Freunde von Medraut errieten sogar die Wahrheit. Und alle Interpretationen von dem, was geschehen war, wurden endlos diskutiert und besprochen, während ich mich um meine Aufgabe kümmerte und versuchte, ungerührt zu erscheinen, als ob überhaupt nichts geschehen sei. Zeitweise hatte ich den Wunsch, in der Halle aufzustehen und ihnen die Wahrheit entgegenzuschreien, einfach, um von den endlosen unausgesprochenen Fragen frei zu sein. Aber schließlich waren alle möglichen Erklärungen gesucht und gefunden worden, und die aufgeregten Fragen ebbten ab. Medrauts Abreise hatte die Spannung sehr verringert. Viele seiner früheren Gefolgsleute fingen ohne seine Anwesenheit, durch die sie angestiftet wurden, an, wieder selbst zu denken, und sie entschlossen sich zu der Ansicht, daß er zu weit gegangen war. Das wurde offensichtlich, als es nach einer Weile trotz all der ursprünglichen Fragen und all der Streitereien keine Zweikämpfe mehr gab und weniger persönliche Zerwürfnisse. Ich bemühte mich sehr hart darum, ein paar von Medrauts Freunden, die jetzt schwankten, zu überzeugen, daß sie ihrem ausgewiesenen Anführer mißtrauen müßten, und je erfolgreicher ich damit war, desto mehr haßte ich mich anschließend. Mein Leben war eine Lüge, wie mein Lächeln, und ich wünschte mir von Herzen, daß ich nie nach Camlann gekommen wäre, sondern daß ich statt dessen irgendeinen fetten Bauern aus dem Norden geheiratet hätte und dabei gestorben wäre, ihm fette Kinder zu gebären. Die Heldinnen aus den Liedern haben es gut, denn sie können aus Kummer oder Schande sterben. In Wirklichkeit ist man aber in der Lage, viel mehr Elend und Leid zu ertragen, als einem wahrscheinlich vorkommt. Wenn einem das Leben nichts mehr wert ist, wenn die Welt nur noch wie eine große, korrumpierende Falschheit aussieht, wenn selbst die Liebe flach und zwecklos wirkt - dann schleichen dennoch die Stunden ständig weiter, und man fährt fort, diese Stunden mit den täglichen Kleinigkeiten auszufüllen. Das Beste, was ich zustande brachte, war ein Fieber.
    Im Juli hatten wir schwere Regenfälle, aber am Ende des Monats kam eine Zeit des heißen, sonnigen Wetters. Die Luft war von Fiebern erfüllt. Ich bekam auch eins, lag ein oder zwei Tage im Bett, fühlte mich dann besser, stand auf und versuchte, mit den Vorbereitungen für die Ernte anzufangen. Das brachte natürlich das Fieber zurück, und diesmal schlimmer. Ich war gezwungen, wieder ins Bett zurückzugehen. Sobald ich in der Lage dazu war, ließ ich Gwyn rufen und diktierte ihm Briefe und Listen - die Erntezeit nimmt keine Rücksicht auf menschliche Schwächen. Am Ende der zweiten Woche des August kam Bedwyr und fragte, wie viele Kornvorräte zum Futter für die Reitpferde in diesem Winter zur Verfügung stehen würden.
    Ich hatte seit jenem Fest nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich hatte von Gawain erfahren, daß Bedwyr Bescheid wußte. Er hatte nah genug bei Artus gesessen, um dessen Trick mit dem Becher zu bemerken, und hinterher hatte er mit Artus darüber gesprochen. Was Artus zu ihm gesagt und was er zu Artus gesagt hatte, daran mochte ich nicht gern denken: Denn dann mußte ich mich vor beiden schämen. Ich wünschte mir mehr als je zuvor, Bedwyr aus dem Weg gehen zu können, aber als Feldherr überlappten

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