Die Kundschafter
enthält sowohl sehr reiche als auch sehr ärmliche Siedlungen. Wenn wir uns umsehen wollen, wäre das vielleicht ein guter Ort, um damit anzufangen.«
»Wir werden ihm helfen?«, fragte Anakin verblüfft. »Ich dachte, die Firmenallianz versuche den Brolfi die Bergbaurechte zu stehlen.«
»Genau das sollen die Verhandlungen entscheiden«, erinnerte ihn Obi-Wan. »Aber das geht uns nichts an. Unsere Aufgabe als Jedi ist es, in der gesamten Republik das Leben zu schützen und zu erhalten.«
»Ich weiß nicht«, warf Lorana vorsichtig ein. »Meister C'baoth war nicht allzu froh darüber, Euch und Anakin hier zu sehen. Er mag wahrscheinlich nicht, dass wir uns auf diese Weise in die Dinge einmischen. Riske und seine Leute scheinen zurechtzukommen - sollten wir das alles nicht ihnen überlassen?«
»Wer mischt sich denn irgendwo ein?«, fragte Obi-Wan ausdruckslos und stand auf. »Wir sehen uns die Stadt an, genau wie es Meister C'baoth vorgeschlagen hat. Wenn wir dabei Ärger bekommen, ist das wohl kaum unsere Schuld.«
Bis zum Rand des Patameene-Viertels war es ein Fußweg von knapp zehn Minuten. Obi-Wan sah sich ununterbrochen um und hoffte, irgendwo zwischen den Passanten Riske zu entdecken. Aber nachdem er schon einmal aufgefallen war, war der Leibwächter offenbar vorsichtig geworden, damit dies nicht ein zweites Mal geschah.
»Das hier sollte der Rand des Viertels sein«, sagte Obi-Wan, als sie eine niedrige dekorative Steinmauer mit einem Bogengang erreichten, durch den man das Viertel betreten konnte. »Anakin, vergiss nicht, dass wir nur hier sind, um uns umzusehen.« »Sicher«, sagte Anakin, der sich bereits mit dem Eifer eines Taed-Darokil umsah, das an der Leine zerrt. »Ist es in Ordnung, W enn ich ein bisschen vorgehe?«
»Also gut, aber nicht zu weit«, mahnte Obi-Wan. »Ich will nicht, dass du dich verläufst.«
»Das wird nicht passieren.« Der Junge schlüpfte zwischen zwei Karfs hindurch und verschwand in der Menge.
»Seid Ihr sicher, dass ihm nichts zustoßen kann?«, fragte Lorana.
»Er ist in Sicherheit«, beteuerte Obi-Wan. »Er ist ein bisschen draufgängerisch, aber er ist stark in der Macht, und für gewöhnlich benimmt er sich auch einigermaßen.«
»Ihr müsst großes Vertrauen zu ihm haben«, murmelte Lorana.
Obi-Wan warf ihr einen Seitenblick zu. In ihrem Ton hatte beinahe so etwas wie Sehnsucht gelegen. »C'baoth traut dir offenbar nicht sehr viel zu.«
»Meister C'baoth hatte schon mehrere Padawans«, sagte sie, angestrengt um Neutralität bemüht. »Er weiß, was er tut.«
»Ja, selbstverständlich. Er ist wirklich eine recht überwältigende Persönlichkeit, oder?«
»Und hat einen sehr guten Ruf, den er sich auch verdient hat.« Wieder wählte sie ihre Worte sehr sorgfältig. »Er ist fähig, weise und intelligent. Ich habe viel von ihm gelernt.«
»Aber manchmal verlangt er auch ein wenig viel, oder?«
»So würde ich es nicht nennen«, sagte sie, und ihre Stimme wurde ein wenig kühler.
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Obi-Wan und bedachte sie mit einem beschwichtigenden Lächeln. »Ich selbst dachte das jedoch mitunter über meinen Meister. Und ich weiß, dass Anakin so über mich denkt.«
Einen Moment lang zögerte sie. Dann lächelte sie beinahe widerstrebend zurück. »Manchmal frage ich mich, ob ich ihm je etwas wirklich recht machen kann«, gab sie zu.
»Ich kenne dieses Gefühl«, sagte Obi-Wan. »Vergiss einfach nicht, dass auch das vergehen wird. Und sobald du ein Jedi- Ritter bist, wird deine Aufgabe nicht mehr darin bestehen, es einem einzelnen Meister recht zu machen oder auch nur einer Gruppe von ihnen. Dann wirst du stets und immer das Richtige tun müssen.«
»Das ist ja gerade das Problem«, gestand sie. »Wie weiß man denn je, was wirklich richtig ist?«
Obi-Wan zuckte mit den Schultern. »Wenn du in Frieden mit dir bist«, sagte er, »und wirklich auf die Macht eingestellt.«
»Falls das jemals geschehen sollte.«
Obi-Wan verzog das Gesicht. Einerseits war da Anakin, der so eifrig vorwärtsdrängte, dass er immer wieder seine Grenzen überschritt, obwohl der Jedi zugeben musste, dass sein Schüler öfter Erfolg hatte, als dass er versagte. Und andererseits war da Lorana, so in Ehrfurcht versunken vor C'baoths Präsenz und seinem Ruf, dass sie Angst hatte, über jene Grenzen hinwegzusteigen, die sie längst erreicht hatte.
Irgendwo musste es doch einen Mittelweg geben!
Sie gingen minutenlang schweigend weiter, drängten sich an
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