Die Kunst, anders zu leben
Geld in eine bestimmte Sache zu investieren, sollten Sie genau darüber nachdenken, was Sie dafür zurückbekommen. Etliche Freunde aus meiner Studienzeit sind sich mittlerweile darüber einig, dass ihre Zeit im Elfenbeinturm für sie eigentlich nicht besonders rentabel war, weil das Studium ihnen im Endeffekt doch relativ wenig eingebracht hat. Natürlich gibt es auch Leute, die mit ihrem Studium sehr zufrieden sind und jederzeit noch einmal denselben Weg wählen würden. Deshalb sollten Sie jede Hochschulausbildung und auch jedes Selbststudium ausschließlich nach Ihren persönlichen Kriterien bewerten.
BITTE NICHT VERGESSEN:
Wählen Sie Ihre Ausbildung im Hinblick auf die Tätigkeit aus, die Sie später einmal ausüben möchten.
Missbrauchen Sie das Universitätsstudium oder irgendwelche anderen Studien nicht zum Zweck der Lebensvermeidung. Wählen Sie diesen Weg nur, wenn Sie einen guten Grund dafür haben.
Bei einem Universitätsstudium geht es hauptsächlich darum, zu lernen, wie man einen guten Eindruck macht. Das ist zwar eine wichtige Fähigkeit, aber wenn Sie schon einmal an der Uni sind, sollten Sie nach Möglichkeit auch noch etwas anderes lernen.
Egal, was Sie vom College oder von der Universität halten – Sie sollten auf jeden Fall irgendeine Form des Selbststudiums ins Auge fassen, um Ihr Wissen zu erweitern.
KAPITEL 7
Die Macht Ihrer kleinen Armee
Ich gehe davon aus, dass die Aufgabe des Führens darin besteht, mehr Führungspersönlichkeiten und nicht mehr Untergebene zu produzieren.
– RALPH NADER
Nun wollen wir uns wieder der Geschichte zuwenden, die ich in Kapitel 1 zu erzählen begonnen habe. Wie viele Leute machte ich nach der Tragödie vom 11. September 2001 eine depressive, nachdenkliche Phase durch. Ich war ein paar Tage vor dem Einsturz der beiden Türme in Lower Manhattan gewesen. Dieser Umstand veranlasste mich naturgemäß dazu, über den Wert des Lebens nachzudenken und zu überlegen, welchen sinnvollen Beitrag ich eigentlich in der Welt leistete.
Zu jener Zeit war ich vormittags in meinem eigenen Unternehmen tätig und spielte abends in verschiedenen Bands Jazzmusik. Beides machte mir viel Spaß, aber ich wurde den Gedanken nicht los, dass das doch eigentlich nicht alles sein konnte. Eines Abends las ich im Internet von dem furchtbaren Bürgerkrieg in Sierra Leone, der das Land vollkommen verwüstet hatte. In den letzten zehn Jahren hatte dort ein gewaltsamer Konflikt zwischen Rebellen und Regierungstruppen geherrscht und dem Land und seinen Bewohnern enormen Schaden zugefügt.
Als Nächstes las ich etwas über einen gewissen Dr. Gary Parker, einen plastischen Chirurgen aus Kalifornien, der seine lukrative Praxis aufgegeben hatte, um als ehrenamtlicher Helfer nach Westafrika zu gehen. Viele Ärzte fliegen ab und zu ans andere Ende der Welt, um dort ein paar Wochen lang ehrenamtlich tätig zu sein, doch Garys Engagement ging weit darüber hinaus: Er lebte nun schon seit über 17 Jahren in einer kleinen Kajüte eines Klinikschiffs. Statt wohlhabenden Damen in Santa Barbara ein Facelifting zu verpassen, brachte er seine Tage damit zu, Gesichter zu rekonstruieren, die durch Tumore oder Kriegsverletzungen entstellt worden waren.
Dabei lernte er Susan kennen, die ebenfalls ehrenamtlich in Afrika tätig war und inzwischen seine Frau ist. Gary und Susan bekamen zwei Kinder und leben jetzt als Familie auf dem Schiff. Während ich jeden Morgen ausschlief, um anschließend bei Starbucks meinen Kaffee zu trinken, waren die Parkers in Sierra Leone stationiert – laut Human Development Index der Vereinten Nationen dem ärmsten Land der Welt.
Wenn du andere Menschen mit deinen Taten dazu inspirierst, mehr zu träumen, mehr zu lernen, mehr zu tun und mehr zu werden, dann bist du ein Anführer.
JOHN QUINCY ADAMS
Als ich Garys Geschichte las, dachte ich mir: »Wenn ein Chirurg eine seit 17 Jahren bestehende Praxis in Kalifornien aufgeben kann, um in vom Krieg gebeutelten Ländern zu arbeiten, dann kann ich zumindest dorthin reisen und mir die Sache einmal ansehen.« Garys selbstloses Handeln faszinierte mich, und ich wollte gerne auch so etwas machen. Natürlich begeisterte mich dabei auch die Idee, anderen Menschen zu helfen, doch meine Motive gingen über reinen Altruismus hinaus. Nach dem Attentat vom 11. September war ich wie betäubt durch die Gegend gelaufen. Nun sah ich in der Chance, mich für etwas zu engagieren, das größer war als ich selbst, einen möglichen Ausweg
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