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Die Kunst, anders zu leben

Die Kunst, anders zu leben

Titel: Die Kunst, anders zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Guillebeau
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gleichzeitig betrachteten Adam und Courtney auch den größeren Kontext ihres Problems. Schulden abzutragen war natürlich wichtig, aber andererseits wussten sie, dass das nicht ihr eigentliches Ziel war. Sie wollten die Welt sehen, und welche Zeit war besser dafür geeignet als die Gegenwart?
    »Wir wussten genau: Wenn wir noch ein Jahr länger in ­Indiana blieben, würden wir nie wieder von dort weggehen«, erklärte Adam mir. »Unser Entschluss war zwar nicht besonders logisch, nachdem wir gerade erst ein Kind in die Welt gesetzt hatten – aber für uns war er genau richtig.«
    Wenn es darum geht, sein Leben total umzukrempeln und in die Welt hinauszuziehen, sagen viele Leute: »Wenn ich Geld hätte, würde ich es tun«, oder: »Das wäre sicher sehr schön, wenn wir keine Hypothek abzuzahlen hätten.« Adam und Courtney wollten beweisen, dass man sich einen großen Traum erfüllen kann, auch wenn man nicht reich ist. Sie stellten sogar eine Liste von allem, was sie besaßen, ins Internet und zogen dann mit der damals einjährigen Millie von Indianapolis nach Neuseeland, wo sie ein Jahr lang lebten. Sie gingen nach wie vor sehr sparsam mit ihrem Geld um, und auf ihrer Webseite findet sich auch eine Rubrik mit der Überschrift »Radikale finanzielle Transparenz«, in der sie all ihre monatlichen Ausgaben genau auflisten – aber der Kampf gegen die Schulden war lediglich der Beginn des erfüllten Lebens, das die Familie Baker jetzt genießt.
    Geld, Lebensplanung und Glück
    Eigentlich ist es so selbstverständlich, dass ich es gar nicht eigens zu erwähnen bräuchte: Ihre Finanzen sind Ihre persönliche Angelegenheit. Genau wie Sie sich Ihre Ziele und Wertvorstellungen nicht von jemand anderem diktieren lassen sollten, müssen Sie auch versuchen, Ihre finanziellen Prioritäten selbst unter Kontrolle zu halten. Denn mit dem Geld ist es genauso wie mit fast allen anderen Aspekten Ihrer Identität: Wenn Sie sich nicht darüber im Klaren sind, welche Rolle es in Ihrem Leben spielt, werden Sie damit am Ende wahrscheinlich genau das Gleiche tun wie alle anderen Leute auch.
    Der typische Einwand gegen die Lebensplanungsübungen, mit denen wir uns in den vorigen Kapiteln beschäftigt haben, lautet: »Das ist ja ganz schön und gut, aber wie soll ich denn das alles bezahlen?« Ich glaube, dieser Einwand rührt von einer allgemeinen Skepsis gegenüber Menschen her, die ein selbstbestimmtes Leben führen. Wenn jeder von der Brücke springt, Sie dagegen lediglich einen kühlen Blick in den Abgrund werfen und sich überlegen, ob Sie da wirklich runterspringen wollen, ziehen Sie naturgemäß die Aufmerksamkeit anderer Leute auf sich.
    Das Wichtigste bei einer unkonventionellen Lebensplanung ist, sich darüber im Klaren zu sein, was man eigentlich will. Oder wie die Grinsekatze in Alice im Wunderland es ausdrückte: »Wenn du nicht weißt, wo du hinmöchtest, ist es egal, welchen Weg du wählst.« Auf ein selbstbestimmtes Leben bezogen, bedeutet das: Wenn du nicht weiß, was du dir wirklich wünschst, woher willst du dann wissen, wie du es bekommen kannst?
    Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund, aus dem es wichtig ist, seine Richtung klar zu definieren, egal, wie viel Geld man hat: Oft entdecken wir, dass das Leben, das wir uns wünschen, in viel greifbarerer Nähe liegt, als wir ursprünglich gedacht hatten. Wie wir bereits in Kapitel 2 besprochen haben, wollen die meisten Menschen eigentlich nicht jeden Tag faul am Strand herumliegen oder in irgendeinem europäischen Schloss die Bediensteten auf Trab halten. Stattdessen wünschen wir uns ein sinnvolles Leben mit der richtigen Arbeit und viel Freizeit für andere Dinge, die uns Spaß machen.
    Aber auch wenn Sie höchstwahrscheinlich auf den Privatjet und die Villa in der Schweiz verzichten können, kostet das Leben nun einmal Geld. Also sollten Sie sich lieber genau darüber klar werden, wie viel Sie brauchen, wie viel Ihnen wahrscheinlich zur Verfügung stehen wird und was Sie mit diesem Geld anfangen wollen, wenn Sie es haben. Ich zum Beispiel habe als Student nur 8000 Euro im Jahr verdient. Später als Entwicklungshelfer bekam ich ungefähr 12 000 Euro pro Jahr, und als Unternehmer verdiente ich dann in manchen guten Jahren ganze 250 000 Euro. Und ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass ich in den Jahren, in denen ich 8000 Euro verdiente, nicht nennenswert unglücklicher war als in den Jahren mit einem Einkommen von 250 000 Euro. In mancherlei Hinsicht erleichtert

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