Die Kunst, anders zu leben
besaß Scott noch eine E-Mail-Liste mit 12 000 Adressaten. Viele davon waren persönliche Freunde von ihm; außerdem standen Kollegen, Models und Prominente auf seiner Liste. Statt bei null anzufangen, beschloss Scott, diese Liste als Ausgangspunkt für seine Arbeit zu verwenden. Er schrieb E-Mails an alle Leute, die er kannte, und berichtete ihnen von seiner Idee, eine internationale wohltätige Organisation zu gründen, die 100 Prozent ihrer Einnahmen direkt für die Finanzierung bestimmter Projekte spendete. Das Geld sollte regionalen wohltätigen Vereinigungen in den bedürftigsten Ländern der Welt zufließen. Um Rechenschaft über die Verwendung der Spendengelder abzulegen, bewies die Organisation anhand von Google-Earth-Fotos, dass die Brunnen und Latrinen auch wirklich installiert worden waren.
Und die kleine Armee von Scotts Nachtclub-Kontakten fühlte sich tatsächlich angesprochen von diesem überzeugenden Konzept und der Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen. Scott stützte sich bei seiner Arbeit hauptsächlich auf ehrenamtliche Helfer und ein paar fest angestellte Mitarbeiter, deren Gehälter aus staatlichen Fördermitteln bezahlt wurden. Innerhalb von knapp drei Jahren baute er seine wohltätige Vereinigung »Charity: Water« auf diese Weise zu einer Vier-Millionen-Euro-Organisation aus. Das ehrenamtliche Präsidium der Organisation finanziert Scotts Gehalt und kommt für die Verwaltungskosten auf, während »Charity: Water« nach wie vor 100 Prozent seiner Einnahmen direkt an seine regionalen Partnerorganisationen weiterleitet.
WARNUNG: WOMIT SIE IHRE KLEINE ARMEE IM HANDUMDREHEN IN DIE FLUCHT SCHLAGEN KÖNNEN
Es klingt alles so einfach: Such dir ein paar Leute, die deine Arbeit wichtig genug finden, um dich dabei zu unterstützen, motiviere sie regelmäßig und gehe dann einfach zum Angriff über. Im Grunde genommen funktioniert die Sache tatsächlich so, aber wenn es so einfach ist, warum halten sich dann nicht alle Künstler, Unternehmer und anderen Leute, die ein hochgestecktes Ziel haben, an dieses Modell?
Zunächst einmal müssen Sie sich klarmachen, dass es nicht leicht ist, eine größere Anzahl von Anhängern und echten Fans zusammenzubekommen. Man kann die Aktivitäten vieler Menschen im Internet verfolgen (bei mir sind es zum Beispiel ungefähr 100 verschiedene E-Mail-Listen und Blogs), aber ein echter Fan kann man nur von ein paar Leuten oder Organisationen sein. Außerdem ist Vertrauen schwer zu gewinnen und leicht wieder zu verlieren. Wenn Sie die Beziehung zwischen sich und Ihren Anhängern zerstören wollen, brauchen Sie nur ihr Vertrauen zu missbrauchen. Wenn Sie Ihre kleine Armee in die Flucht schlagen möchten, müssen Sie nur den folgenden einfachen Ratschlag befolgen: Halten Sie sich nicht an Ihre Zusagen und entschuldigen Sie sich nicht dafür, wenn Sie einen Fehler gemacht haben. Wenn Sie Ihre Leute enttäuschen, ohne eine Erklärung dafür abzugeben oder um Entschuldigung zu bitten, werden Sie es schwerhaben, ihr Vertrauen zurückzugewinnen.
Leider ist es gar nicht so einfach, solche Fehler zu vermeiden. Niemand startet eine Kampagne, um die Welt zu verändern, mit dem Hintergedanken, seine Mitstreiter am Ende auszunutzen und im Stich zu lassen. Das Problem entsteht normalerweise am ehesten dann, wenn Sie mit Ihrem Projekt Erfolg haben. Wenn alles reibungslos läuft und Sie feststellen, dass Sie gewisse Hintertürchen benutzen können, ohne dass es irgendjemand zu merken scheint, geraten Sie mit der Zeit vielleicht in Versuchung, immer mehr Hintertürchen zu benutzen. Irgendwann merken es alle , aber dann ist es vielleicht schon zu spät. Wenn Sie die Dynamik Ihres Projekts aufrechterhalten und Ihre kleine Armee bei Laune halten wollen, sollten Sie dieser Versuchung also lieber nicht nachgeben.
Kurz gesagt: Ihr Ziel als Führungspersönlichkeit ist es, andere Menschen anzuspornen und herauszufordern, ohne sie in ihren Gefühlen zu verletzen. Schließlich wollen Sie Ihre Anhänger innerlich aufbauen und ihr Leben in irgendeiner Weise verbessern. Wenn Sie die Bedürfnisse Ihrer Fans stets erfüllen, wird es Ihnen nicht schwerfallen, ihr Vertrauen aufrechtzuerhalten. Und wenn Sie das schaffen und bereit sind, über einen langen Zeitraum hinweg kontinuierlich zu arbeiten, wird Ihre Armee erfolgreich sein, und Sie auch.
Was haben Comicstrips, internationale Wohlfahrtsorganisationen, Reiseschriftsteller, Ultramarathonläufer, Musiker und Kleinunternehmen gemeinsam? Sie alle
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