Die Kunst, anders zu leben
es einem sicherlich das Leben, viel Geld zu haben, aber dafür werden andere Dinge wiederum schwieriger. 17
Von Mae West ist der berühmte Ausspruch überliefert: »Ich war in meinem Leben sowohl reich als auch arm. Glauben Sie mir: Reich ist besser.« Sie hatte recht damit, dass es nicht gerade erstrebenswert ist, arm zu sein, aber weiter geht die Korrelation zwischen Geld und Glück nicht. Wie viel Einkommen jemand braucht, um glücklich zu sein, ist individuell verschieden und hängt außerdem auch von der geografischen Region ab, in der man lebt; doch wissenschaftliche Untersuchungen haben übereinstimmend gezeigt, dass es ein relativ niedriges Limit gibt, oberhalb dessen Glück und Einkommen nicht mehr in einem direkten Zusammenhang miteinander stehen. Um als Beispiel einen ungefähren Schätzwert herauszugreifen: Wenn jemand erst einmal so weit ist, dass er 40 000 Euro pro Jahr verdient, wird er mit einem höheren Einkommen nicht mehr viel glücklicher. Ihr Ziel besteht nun darin, herauszufinden, in welchem Bereich der Geld-Glück-Skala Sie angesiedelt sind, damit Sie Ihr Leben dementsprechend planen können.
GENÜGSAMKEIT UND GELDAUSGEBEN
Ich persönlich schätze Genügsamkeit; aber genügsam zu sein bedeutet für mich nicht, dass ich unbedingt in allen Bereichen meines Lebens jeden Cent zweimal umdrehen muss. Es geht mir vielmehr darum, bewusst mit meinem Geld umzugehen und es nur für die Dinge auszugeben, die mir wirklich wichtig sind. Nachdem ich meine Miete bezahlt habe und anderen festen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen bin, läuft dieser bewusste Umgang mit Geld bei mir nach folgenden Spielregeln ab:
Für Dinge, die wirklich einen Wert für mich haben, gebe ich gerne Geld aus.
Für Dinge, die mir nicht wertvoll erscheinen, gebe ich so wenig Geld wie möglich aus.
Lebenserfahrungen sind mir wichtiger als materieller Besitz.
Geld in andere Menschen zu investieren ist mindestens ebenso wichtig, wie etwas für mich selbst anzusparen.
Der teuerste Posten in meinem Budget ist das Reisen: Ich gebe regelmäßig etwa 20 Prozent meines Jahreseinkommens dafür aus. Viele Menschen investieren 20 Prozent ihres Einkommens oder noch mehr Geld dafür, Schulden abzuzahlen; ich dagegen habe stets darauf geachtet, erst gar keine Schulden zu machen. Wenn ich etwas nicht sofort bezahlen kann, verzichte ich lieber darauf.
Neben großen Ausgaben wie Round-the-World-Flugtickets genieße ich aber auch das Privileg, regelmäßig kleine Summen für Dinge auszugeben, die mir besonders viel Freude machen. Ich gehe gerne zum Mittagessen in ein thailändisches oder mexikanisches Restaurant und gönne mir nachmittags auch gern eine Kaffeepause bei Starbucks oder in irgendeinem Geschäft. Ich esse zwar nicht jeden Tag auswärts, aber als ich ein so hohes regelmäßiges Einkommen erzielt, dass ich es mir hätte leisten können, überall essen zu gehen, wo ich wollte, war ich sehr glücklich.
In dieser Hinsicht unterscheidet meine Genügsamkeit sich von konventionellen Interpretationen dieses Begriffs. Wenn Sie gerne jeden Morgen eine Latte Macchiato trinken und das Gefühl haben, dass das Geld, das Sie dafür ausgeben, es wert ist, dann sollten Sie sich auf jeden Fall auch weiterhin jeden Morgen diesen kleinen Genuss gönnen. Es ist viel wichtiger, sich darüber Gedanken zu machen, wie man seine Schulden abbaut (oder erst gar keine macht), und nicht den Überblick über seine Gesamtausgaben zu verlieren.
Ich plane bewusst Round-the-World-Tickets in mein Budget ein und habe auch kein schlechtes Gewissen dabei, mehrmals in der Woche zum Mexikaner zu gehen. Aber ich bin strikt dagegen, Geld für Dinge auszugeben, die mir nichts bedeuten. Zum Beispiel habe ich nicht das Bedürfnis, ein Auto zu besitzen, und bin extra in eine Stadt gezogen, in der die öffentlichen Verkehrsmittel zuverlässig und erschwinglich sind. Außerdem gebe ich auch nur 100 bis 200 Euro pro Jahr für neue Kleidung aus.
Zugegebenermaßen gibt es auch ein paar Ausnahmen von dieser Regel, dass ich nur Geld in Dinge investiere, die mir wichtig sind. Zum Beispiel bleibt mir nichts anderes übrig, als jeden Monat meine Stromrechnung zu bezahlen, aber ich gehe zumindest möglichst sparsam mit Elektrizität um. Es macht mir auch keinen Spaß, 400 Euro im Monat für eine Krankenversicherung zu bezahlen, in der Hausbesuche noch nicht einmal inbegriffen sind; aber da ich selbstständig bin und in den Vereinigten Staaten lebe, habe ich leider keine andere Wahl.
Weitere Kostenlose Bücher