Die Kunst, frei zu sein
pedantischen, methodistischen Variante, in der die Gier der Fabrikanten zum Ausdruck kam. Sie predigten ihren Arbeitern den Wert des kargen Lebens und lehrten sie, mit ihrem kümmerlichen Lohn auszukommen, damit sie ihre eigenen Profite erhöhen konnten. Ich empfehle nicht Sparsamkeit als Selbstverleugnung; nicht Nüchternheit, Fleiß, Bedürfnislosigkeit und Tugend für die niedrigeren Stände, sondern vielmehr eine energische Verbesserung der eigenen Finanzlage. Je sparsamer du bist, desto weniger Geld benötigst du, und je weniger Geld du benötigst, desto weniger Lohnarbeit musst du verrichten. Sparsamkeit ist also mit Müßiggang und der Freiheit von Chefs, Angst und Schulden gleichzusetzen.
Auch mit unserer Zeit sollten wir sparsam umgehen, was bedeutet, nichts zu übereilen und seine Zeit an keinen Arbeitgeber zu verschwenden. Das ist der Aspekt ganztägiger Arbeit, der mich am meisten ärgerte: die Zeitverschwendung. Ob du noch genug Arbeit für sieben Stunden hattest oder nicht, war gleichgültig – du musstest in jedem Fall sieben Stunden am Arbeitsplatz sitzen bleiben. Einen Monitor anzustarren und so zu tun, als würde man arbeiten, während draußen die Sonne schien, kam mir verrückt vor. Ich hätte stattdessen etwas Nützliches unternehmen können: Beispielsweise wäre es mir lieber gewesen, eine Kette aus Gänseblümchen zu flechten oder Ukulelespielen zu lernen.
Im Bereich der Mode protestiert Cheap Date, die Zeitschrift meiner Freundin Kira Jolliffe, gegen den gedankenlosen Erwerb der allerneuesten Sachen und macht stattdessen Reklame für Kleidung aus Gebrauchtwaren- und Wohltätigkeitsläden. Wenn du ein gut aussehendes Stück in einem Trödelladen finden kannst, beweist du, dass du echten Stil hast und nicht bloß automatisch der Mode folgst. Stil hat mit dir selbst zu tun, während Mode bedeutet, so sein zu wollen wie die anderen.
Die Mutoid Waste Company hat die schöpferische Kraft der Sparsamkeit aufgezeigt. Damit, dass sie für den Schrotthaufen bestimmte Fahrzeuge zu erstaunlichen Skulpturen verarbeitete, gab sie ein radikales Statement gegen die Verschwendung ab.
Schockiert durch John Seymours Aussage über die Müllabfuhr, beschloss ich, den Abfall in unserem Haushalt zu reduzieren. Seymour verweist darauf, dass der Kleinbauer einen umweltfreundlichen Stoffkreislauf aufbaut, in dem nichts verschwendet wird. Lebensmittelreste verwandeln sich in Kompost oder werden an Tiere verfüttert, genau wie altes Fleisch. Mit tierischen Abfallstoffen düngt man die Felder. Es gibt kaum Verpackungsmaterial, da die meisten Dinge zu Hause produziert werden; Marmeladengläser kann man mehrfach benutzen, Papier und Pappe können verbrannt oder für den Kompost geschreddert werden. Flaschen kann man ebenfalls häufig verwenden oder recyceln, und alte Kleidungsstücke lassen sich zu Patchwork- Decken verarbeiten. Holz kann zur Herstellung von Dingen benutzt oder verbrannt werden. Sogar Küchenabfälle können als Kompost dienen, statt in teure Kläranlagen abgeleitet zu werden. So hätte es beim mittelalterlichen Kleinbauern ausgesehen: keine Verschwendung, kein Müll; keine Abhängigkeit von Gemeinderäten und ihren komplizierten Entsorgungstechniken. Müll liefert uns ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das System abmüht, Probleme zu korrigieren, die es selbst geschaffen hat. Wir verursachen das Abfall- und das Plastikproblem, und dann beglückwünschen wir uns zur Erfindung von schwerfälligen Strukturen zur Beseitigung dieses Abfalls. Besser wäre es, die Schwierigkeiten gar nicht erst entstehen zu lassen.
Unser erster Schritt bestand darin, Kompost zu machen, das heißt, unseren organischen Abfall verwesen zu lassen, bis er sich in nützliche Nahrung für den Boden verwandelte. Es gibt viele Bücher über die Kunst der Kompostherstellung, und wenn man richtig vorgeht, wird durch den Verwesungsprozess Wärme freigesetzt, so dass sich der Abfall innerhalb von Wochen in saftigen Kompost verwandelt. Aber selbst wenn man nicht richtig vorgeht, erhält man in einem Jahr Kompost. Falls du zur Kompostherstellung jedoch keine Lust hast, dann heb einfach einen Graben in deinem Gemüsebeet aus und wirf den Abfall hinein. Er wird in der Erde verfaulen und dem Boden all seinen organischen Glanz zurückgeben.
Plastik ist nicht unproblematisch, doch es kann auch für bestimmte Zwecke genutzt werden. Ich verwende durchsichtige Plastiktöpfe als Glocken, um kleine Sämlinge zu schützen. Wenn du zum Beispiel
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