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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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viel leichter zu beschreiten ist. Armut ist risikofrei, und den meisten von uns wird es nicht schwerfallen, weniger zu arbeiten und zu verdienen.
    Ich verdiene mittlerweile weniger als die Hälfte dessen, was ich noch vor vier Jahren erhielt, aber ich habe gelernt, mit diesem Betrag zu leben, und kann in aller Ruhe meiner selbst gewählten Arbeit nachgehen. Gewiss, es gibt Engpässe, aber wir werden mit ihnen fertig. Unsere relative Armut war anfangs nicht geplant, doch wir haben gelernt, sie zu akzeptieren, mehr noch, sie mit offenen Armen zu begrüßen und uns an ihr zu erfreuen. Bescheiden und mit weniger Bedürfnissen zu leben verschafft dir enorm viel Zeit zum Nachdenken und für das Vergnügen. Schon das ist ein glücklicher Zustand. Wenn ich weiterhin ohne eine Stelle leben kann, werde ich mich in der Tat sehr glücklich schätzen.
    Um frei von Armut zu sein, müssen wir also paradoxerweise die Armut akzeptieren. Wären wir alle arm, würden wir alle reich sein. Es gilt, kreativ mit dem umzugehen, was du hast, statt sich mit dem sklavischen Zustand der immer neuen Wünsche abzufinden.
    Eric Gill praktizierte eine Art der Selbstversorgung, die er »positive Armut« nannte. In seiner Autobiografie erinnert er sich an seinen Vater, der eine Wurst in elf Scheiben schnitt, damit jedes Kind ein Stück erhielt. So etwas müssen wir bewundern, statt es zu bemitleiden. Godwin meint: »Wenn Bewunderung nicht allgemein als ausschließliches Eigentum der Reichen und Verachtung als ständiger Lakai der Armut angesehen würde, wäre die Liebe zum Gewinn nicht mehr eine allgemein verbreitete Leidenschaft.« Genau das war der Fall in der mittelalterlichen Welt, wo man den Kapitalismus (Wucher) und den Industrialismus (Sklaverei) unablässig verdammte. Natürlich gab es auch Reichtum. Manche Kaufleute wurden extrem vermögend; Dick Whittington lieferte ein berühmtes Beispiel. Aber die Liebe zum Gewinn war noch nicht zu einer »allgemein verbreiteten Leidenschaft« geworden.
    Wir müssen freiwillige Armut wieder als etwas Wünschenswertes betrachten. Ich bewundere die Idler-Mitarbeiter Chris Yates, Mark Manning, Jock Scot und Keith Allen, welche die »Herrin Armut«, wie der heilige Franz von Assisi sie nannte, mehr oder weniger freiwillig umarmt haben. Ich sage »freiwillig«, denn alle hätten mühelos eine Menge Geld verdienen können, wenn ihnen der Sinn danach gestanden hätte, denn alle sind sehr begabt. Aber sie schätzen die Kunst, die Dichtung und das Leben höher als den Mammon. Diese Menschen sollten wir verehren, wie Godwin vorschlägt. Lasst Armut cool werden! (Übrigens sollte klar sein, dass ich nicht dafür bin zu hungern.)
    Freiheit von Ärger und den Belastungen des Bargelds dürfte eines der Motive der K Foundation, bestehend aus Bill Drummond und Jimmy Cauty, gewesen sein, als sie 1977 eine Million Pfund von ihrem Konto abhoben (dieses Geld hatten sie durch verschiedene Schallplattenhits verdient), es zu einer fernen Hütte im schottischen Hochland brachten und dort alles verbrannten. Es war, wie ich meine, ein spektakulärer Akt in der Tradition Jesu und auch Abbie Hoffmans und Jerry Rubins, die in der Wall Street zum Entsetzen der Broker Fünfdollarscheine anzündeten. Aber die Aktion der K Foundation war mutiger. Sie verbrannten eine Million Pfund! Ihre Tat erinnert auch an Savonarolas Fegefeuer der Eitelkeiten. Doch während dieser einen frommen Angriff gegen das Vergnügen führte, war das Feuer der K Foundation eine von der Freiheit inspirierte Attacke gegen den Glauben an das Geld.
    Auch durch den eigenen Gemüseanbau entkommt man der Welt des Geldes. Außerdem erntest du in der Regel einen Überschuss, den du verschenken kannst. Es gibt alle möglichen Methoden, sich von den Fesseln des Geldes zu befreien. Freecycling ist eine davon: ein neues System, anderen Dinge zu schenken, die man selbst nicht mehr benötigt. Der Tauschring LETS ist ein weiteres Beispiel. Die Permakultur-Bewegung hat damit zu tun, dass man sich innerhalb eines bestimmten Raumes Freiheit und Unabhängigkeit schafft, statt vergebens auf einen Lottogewinn zu hoffen. Fang jetzt an. Verschenk Dinge, und das Geld wird seine Macht über dich verlieren.
    Betrachte das Geld einfach als etwas Unwichtiges und bau ein ganz neues Leben für dich auf. Du könntest dich an vielen unterschiedlichen Projekten gleichzeitig versuchen. Einige von ihnen werden Geld einbringen, andere nicht; einige werden funktionieren, andere nicht. Ich persönlich

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