Die Kunst, gelassen zu erziehen
eines naturtrüben Apfelsaftes die schwereren Partikel nach einiger Zeit am Bodenabsetzen, so setzen sich auch unsere Gedanken nieder, wenn wir ihnen die Zeit dafür geben. Je häufiger Sie mit Achtsamkeit einfach nur wahrnehmen, was ist, umso besser können Sie das, was Sie wahrnehmen, AKZEPTIEREN . Es wird Ihnen gelingen, einmal ganz im Moment, in der kurzen, flüchtigen Gegenwart zu sein, ohne zu beurteilen oder zu verurteilen. Mit der Zeit können Sie diese Erfahrung auch auf Ihren Alltag übertragen.
Nahrung für Körper und Seele
Die Praxis der Achtsamkeit ist eine Möglichkeit, aus unseren alltäglichen Mustern auszusteigen, einen Moment innezuhalten und mit unserer inneren Erfahrung in einen direkten Kontakt zu treten. Zu Beginn muss eine solche Zeit des Innehaltens nicht lang sein. Zwei bis fünf Minuten sind ausreichend für den Anfang, da wir erst einmal trainieren müssen, unsere Konzentration länger zu halten. Mit der Zeit kann die Übungsdauer auf rund eine halbe Stunde erweitert werden. Wichtig ist, dass Sie sich diese Übung nicht als zusätzliche lästige Pflicht aufzwängen, sondern sie sich als AUSZEIT für sich selbst gönnen, in der Sie nichts tun, nichts leisten, nichts erreichen müssen. Augenblicke des Nichtstuns nähren Körper und Seele, und gerade für Eltern sind diese Momente des Rückzugs mehr als notwendig. Für den Anfang ist es sehr hilfreich, wenn Sie für die Zeit, die Sie der Übung widmen wollen, alles zurückstellen, was Sie gerade beschäftigt. Sie können sich vorstellen, alle wichtigen Dinge, die zu erledigen sind, in eine Schachtel zu packen, die Sie dann nach der Übung wieder öffnen dürfen. Vielleicht hilft Ihnen das, sie zumindest für kurze Zeit beiseitezulassen.
Bei der Meditation geht es nicht darum, irgendetwas zu erreichen, sondern mit unserem Zustand in Kontakt zu kommen, wie er eben gerade ist. Sie können im Liegen oder im Sitzen üben, allerdings sind wir im Sitzen wesentlich aufmerksamer (siehe auch >) .
ÜBUNG
Achtsamkeit für den Körper und den Atem
Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit. Dann kommen Sie erst einmal bei sich und in Ihrem Körper an. Finden Sie eine Art des aufrechten Sitzens, die Ihnen entspricht, ohne dass Sie sich zu sehr anstrengen müssen.
Achten Sie nun auf Ihren Atem. Wählen Sie den Ort aus, an dem Sie ihn am besten wahrnehmen können – das kann die Nase sein, der Bauch oder auch die Brust. Bleiben Sie dann für die Dauer der Übung bei dieser Stelle. Kontrollieren oder beeinflussen Sie Ihren Atem nicht, sondern lassen Sie ihn so, wie er ist, und begleiten Sie ihn einfach sanft.
Wenn es Ihnen anfangs sehr schwer fällt, Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem zu richten, ohne diesen willentlich zu beeinflussen, achten Sie einfach auf Ihre Körperempfindungen, die Sie im Kontakt mit Ihrer Unterlage wahrnehmen. Die Kunst besteht darin, sich nicht von Gedanken forttragen zu lassen, sondern immer wieder sanft zum Atem oder Ihrem Körpergefühl zurückzukommen.
Lassen Sie sich Zeit, bis sich langsam die rechte Aufmerksamkeit einstellt. Es ist keine Frage der Anstrengung, sondern es geht darum, immer wieder sanft, aber beständig neu zu beginnen.
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Geist sich wie eine wilde Affenhorde gebärdet, die mal hierhin, mal dorthin springt, ärgern Sie sich nicht darüber, sondern sehen Sie es als eine wichtige Selbsterkenntnis an, als ersten Schritt, sich von Ihren automatischen Denk- und Gefühlsmustern zu befreien. Selbst wenn Sie in einer Minute hundertmal von Ihrem Atem oder Ihrem Körper abschweifen, so ist das kein Problem. Bewerten Sie nichts, sondern kehren Sie jedes Mal sanft und freundlich zu Ihrem Atem oder Ihrem Körpergefühl zurück.
Wenn Sie so weit sind, schließen Sie die Übung für sich ab, wenn Sie mögen, rekeln Sie sich ein wenig und kehren dann in Ihren Alltag zurück.
Wie erging es Ihnen bei dieser Übung? Haben Sie zwischendurch Ärger oder Ungeduld verspürt, weil Sie sich gar nicht gut konzentrieren konnten? Oder wurde Ihnen vielleicht langweilig? Das ist vollkommen in Ordnung. Erinnern Sie sich, wenn Sie diese Achtsamkeitsmeditation wiederholen, immer wieder WOHLWOLLEND daran, dass alles einfach so ist, wie es ist. Sie brauchen nichts zu verändern – auch Sie dürfen so bleiben, wie Sie sind. Mit dieser Einstellung beginnen Sie, sich selbst freundliches Interesse entgegenzubringen.
Wenn Sie während der Übung einmal ungeduldig oder rastlos sind, nehmen Sie das einfach nur wahr, ohne es
Weitere Kostenlose Bücher