Die Kunst, gelassen zu erziehen
verzweifelt, was er alles getan hat, um zu innerem Frieden und Glück zu finden. Der Meister lacht und antwortet: »Auf deiner Suche nach Glück eilst du so schnell durch dein Leben und bist ständig so beschäftigt, dass das Glück dich nie einholen kann. Du musst nämlich wissen: Dein Glück läuft immer hinter dir her, aber es erwischt dich einfach nicht, wenn du ständig in Bewegung bist. Halte inne, und es wird dich erreichen.«
Wer war Buddha?
Wie essenziell Buddhas Einsichten sind, zeigt sich vor allem an der unverminderten Aktualität und Anziehungskraft, die bis heute von der buddhistischen Lehre ausgeht. Doch Buddha war nicht von Geburt an ein Erleuchteter, sondern erlangte erst im Laufe seines Lebens durch viele Umwege seine WEISHEIT .
Vor über zweieinhalbtausend Jahren wurde er als Königssohn Siddhartha Gautama im Himalajagebiet geboren. Nach seiner Geburt prophezeite ein Weiser seinem Vater, dem König, dass dieses Kind eines Tages entweder ein erleuchteter Weltenlehrer oder ein großer König sein werde. Weil er sicherstellen wollte, dass er einen großen Nachfolger bekäme, hielt der König alles Leid von dem heranwachsenden Jüngling fern. Nur Schönheit, junge Menschen und Luxus umgaben ihn.
Doch eines Tages ritt er mit einem Bediensteten aus und begegnete das erste Mal in seinem Leben Armut, Krankheit und dem Tod – und zum ersten Mal sah er einen Wandermönch, der diese Welt aufgegeben hatte, um nach der Wahrheit zu suchen. Dies beeindruckte ihn so tief, dass er sein Luxusleben hinter sich ließ und einen Weg suchte, das Leiden zu überwinden. Er unterwarf sich strenger Askese, bis er nur noch Haut und Knochen war.
Eines Tages erinnerte er sich wieder an seine Tante und das Gefühl von innerer Freiheit, das er in seiner Kindheit durch ihre Liebe und ihr Mitgefühl erfahren hatte. Da seine Mutter bei seiner Geburt gestorben war, hatte diese Tante ihm die Gefühle vermittelt, die er als Kind gebraucht hatte. So gab er die Askese auf, fing wieder an zu essen, wurde erleuchtet und begann, seine EINSICHTEN an andere weiterzugeben. Eines Tages begegnete er einem Mann, dem die besondere Ausstrahlung des Buddha auffiel. So fragte er ihn: »Was bis du? Ein Gott?« »Nein«, antwortete der Buddha, »ich bin wach!« Und dies drückt auch sein Name aus, denn Buddha heißt übersetzt »der Erwachte«.
Ein neuer Blick auf unsere Kinder
Wenn wir von da ausgehend, wo wir gerade stehen, uns einfach immer wieder erinnern, etwas mehr Aufmerksamkeit, Einfühlsamkeit und Geduld mit uns und unseren Kindern aufzubringen, werden sich unser Leben und die Beziehung zu unseren Kindern entscheidend verändern. Wir können versuchen, unsere eigene INTUITION zu entwickeln und ihr mehr und mehr zu vertrauen und zu folgen.
Im Zen-Buddhismus wird diese innere Haltung der »Anfänger-Geist« beziehungsweise der »Don´t-know-mind« genannt. Er kennzeichnet
die Fähigkeit, alles, was wir schon zu wissen glauben, beiseitezulassen, die innere Leere des »Ich-weiß-nicht« zuzulassen und uns immer wieder völlig
neu und ohne vorgefertigte Meinungen auf eine Situation oder einen Menschen einzulassen.
Im Geist eines Anfängers gibt es unendlich viele Möglichkeiten, im Geist eines Experten nur wenige.
[ Shunryu Suzuki | japanischer Zen-Meister (1905–1971) ]
Jedes Kind ist ein Geheimnis
Normalerweise ist unsere Sicht auf das Leben stark durch unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit oder angelerntes Wissen geprägt. Dieses Wissen kann auf der einen Seite durchaus hilfreich sein, es kann aber auch unsere Sicht auf das, was wir tatsächlich gerade vor uns haben, verschleiern. Denn nur im Hier und Jetzt können wir unsere Kinder so sehen, wie sie sind, und ihnen wirklich begegnen. Die wichtigste Vo-raussetzung dafür ist, dass wir mit unseren Kindern in Kontakt sind. Bei einer von Buddhas Lehregeprägten Haltung unseren Kindern gegenüber geht es nicht darum, diese so zu erziehen, dass sie sich an uns anpassen und so werden, wie wir uns das erträumen. Natürlich kann es zunächst einmal enttäuschend sein, wenn sich der Sohn so gar nicht fürs Theaterspielen oder Musizieren im Kindergarten oder in der Schule interessiert. Aus der Traum, den Nachwuchs jemals auf der Bühne erleben und voller Stolz seinen Auftritt beklatschen zu dürfen. Sicher mag es auch schwer zu akzeptieren sein, wenn die Tochter den Übertritt aufs Gymnasium nicht schafft, wenn alle in der Familie Akademiker sind.
Doch jedes Kind bringt sein eigenes Wesen
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