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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Eitelkeit betrifft, höhne dieser lieben, guten Sünde nicht, wir leben vortrefflich von ihr!«
    Schweren Herzens gab er ihr innerlich recht. »Du willst also exklusiv arbeiten?«
    »Es ist das Sicherste. Vorausgesetzt, er ist reich genug.«
    »Es gibt keinen, der reicher ist als er«, lachte Bramante bitter. Der Schmerz hatte sich in seinem Inneren eingenistet und tanzte auf seinem Herzen eine Tarantella. Er sollte auf seine Liebe verzichten, nur weil ihre Tochter nicht dem käuflichen Gewerbe nachgehen sollte. Er fühlte sich plötzlich vom Leben betrogen.
    »Der König der Bankiers und die Kaiserin der Kurtisanen, welch schönes Paar«, höhnte er. Er fühlte sich hilflos und ärgerte sich über seine kindischen Vorhaltungen. Aber er kam nicht an gegen dieses beklemmende Gefühl der Vergeblichkeit. Natürlich reagierte er ungerecht, gemein und verletzt. Er fühlte sich alt und gichtbrüchig. Und von allen verlassen. Mondo cane , so sah die Welt von der Hundeseite aus. Die Worte hatte er von Leonardo gelernt, der kein Latein konnte, auch wenn er immer so tat. Eine seiner zahllosen Spinnereien; er hatte sich sogar ein italienisch-lateinisches Wörterbuch gebastelt.
    »Wenn ich es ohnehin nicht verhindern kann, dann soll es mir wenigstens nützen«, sagte er kühl und ohne sie anzusehen. »Ich habe für heute Abend eine Einladung zu Messèr Agostino.«
    »Hol mich in drei Stunden mit einer dreispännigen Kutsche ab. Ich will vorfahren wie eine Kaiserin«, sagte Imperia, bemüht, ihre Stimme ebenfalls sachlich klingen zu lassen.
    Michelangelo wollte gerade einen Brief an seinen Vater versiegeln, als Francesco einen hohen Besucher in seine Werkstatt führte. Mit rotem Barett und einer Mozetta aus rot gefärbter Seide über dem roten Mantel aus Brokat stand Kardinal Francesco Alidosi vor ihm. Die großen, ausdrucksvollen Augen in dem schmalen Gesicht, aus dem eine schlanke, gebogene Nase ragte, lächelten gütig.
    »Maestro, der Papst schickt mich.«
    Michelangelo bat den Kardinal, Platz zu nehmen, und entschuldigte sich dafür, dass er in seiner Werkstatt, wie im ganzen Haus, nur über einfache Holzstühle verfügte.
    »Der Herr liebt die Einfachheit«, antwortete der Kardinal mit geschmeidiger Stimme. Aus dem Mund des Mannes, der in ganz Rom für seinen raffinierten Geschmack bekannt war, klangen diese Worte allerdings unfreiwillig komisch. Dieser Eindruck hielt sich nicht, denn Alidosi ließ sich mit einer Grazie auf dem Stuhl nieder, als wäre dieser der kostbarste Sessel der Welt, geschwungen, mit verschwenderisch gepolstertem Sitz und kunstvoll geschnitzter Lehne. Dann eröffnete er dem Bildhauer, dass er ihn in seiner Funktion als Schatzmeister des Heiligen Vaters aufsuche. Julius II. könne kaum erwarten, dass Michelangelo die Arbeit an dem Grabmal aufnähme, und schicke ihm daher die Anzahlung für den benötigten Marmor, den Transport und die Fertigstellung der ersten Figuren. Mit diesen Worten reichte er dem Bildhauer einen Wechsel, der auf die Bardi-Bank ausgestellt war.
    Ein Blick auf die stolze Summe verriet Michelangelo, dass er ganz oben in der Achtung angekommen war, denn sie übertraf seine kühnsten Vorstellungen bei Weitem – eintausendsechshundert Dukaten betrachtete der Papst als Anzahlung! Dafür konnte man bei guter Haushaltung zwei Mausoleen errichten und dabei noch vernünftig leben. Doch er ließ sich weder seine Freude noch seine Genugtuung anmerken.
    »Hochverehrte Eminenz, bitte richtet unserem geliebten Heiligen Vater aus, dass ich ihn nicht enttäuschen werde und mich nun, da die Anzahlung bei mir eingetroffen ist, sogleich ans Werk mache. Er möchte mich für eine Weile entschuldigen, denn ich werde den Marmor persönlich in den Steinbrüchen aussuchen.«
    Michelangelo hatte so gelassen geklungen, als wäre die ungewöhnlich hohe Summe das Selbstverständlichste von der Welt. Er brauchte sich bei dieser kleinen Dreistigkeit nicht sonderlich anzustrengen, denn im Grunde seiner Seele glaubte er sich dieser Entlohnung wert. Nur das Wort Anzahlung hatte er nachdrücklich betont, worüber der Kardinal ein wenig lächeln musste. Als der Schatzmeister des Papstes sich nach einem kleinen belanglosen Gespräch verabschiedet hatte, faltete Michelangelo den Brief an den Vater noch einmal auseinander, nahm die Feder und setzte folgende Sätze hinzu: »Vater, ich bitte Euch, sucht ein gutes Landgut in der Nähe von Florenz, und kauft es in meinem Namen. Das Geld dafür bekommt Ihr von der Bardi-Bank

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