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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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herabhing, wirkte das Gesicht des Lakaien geisterhaft bleich. „Stell dich nicht so an, du kleiner Feigling! “ „Gnade, Sir, bitte! Der Herr bewahrt kein Geld im Haus auf, aber ich versichere Ihnen bei der Ehre meiner Mutter, dass die Kannen da auf dem Tisch aus echtem Silber sind, und ... “
    „Die interessieren mich nicht“, entgegnete Jeremiah. „Wo ist die Lady, die Stanhope gestern hierhergebracht hat?“
    Der Mann verzog das Gesicht. „Ganz oben, in Addys altem Zimmer. Die Tür ist abgeschlossen, aber der Schlüssel hängt gegenüber an einem Haken, für Mrs Warren.“
    „Der Teufel soll dich holen, wenn du lügst!“
    „Ich schwöre, das ist die Wahrheit! Aber der Herr hat befohlen ... “
    „Glaubst du, es interessiert mich, was dieser Bastard be-fohlen hat?“ Jeremiah wies mit einer Kopfbewegung auf das nächste Zimmer. „Da hinein mit dir, und zwar schnell! “
    „Ach, nein, Sir, so möchte ich nicht sterben!“ Der Mann hielt seine Nachtmütze mit beiden Händen fest und versuchte zu fliehen, aber Jeremiah war schneller und schlug ihn mit der Pistole nieder. Der Lakai sackte zu Boden.
    Jeremiah zog ihn in den Salon und band ihn mit einem Seil, das er mitgebracht hatte, an einem Stuhl fest. Dann wickelte er ihm noch einen Stofflappen um den Mund und drehte den Stuhl zur Wand, weit entfernt von der Tür und den Fenstern. Es würde sicher mindestens eine Viertelstunde dauern, ehe man den Lakai vermisste, vielleicht sogar länger. Zeit genug, um Caro zu finden.
    Doch als Jeremiah wieder in der Halle stand und die lange, dunkle Treppe hinaufsah, kehrten die alten Ängste zurück, und der Mut verließ ihn. Er hatte damit gerechnet, dass der Lakai wenigstens mit einer Kerze an die Tür kommen würde, aber der hatte sich allein auf das Nachtlicht verlassen. Sein Herz klopfte wild, und er spürte, wie seine Hand, die auf der Pistole lag, feucht wurde. Er versuchte, die Angst zu unterdrücken. Er hatte die Wahl. Er konnte jetzt im hellen Mondlicht allein nach Hause gehen und morgen nach Jamaika segeln, so, wie seine Schwester es vorgeschlagen hatte, und niemals zurückblicken. Oder er stieg jetzt diese Treppe dort hinauf und suchte nach Caro.
    Für einen Sparhawk keine Frage.
    Er fluchte verhalten, als er versuchte, so leise wie möglich die Treppe hinaufzugehen. Dabei schlug sein Herz so heftig, dass er Angst hatte, sämtliche Bewohner des Hauses könnten allein davon aufwachen. Das Licht der Laterne, das von unten heraufschien, wurde bei jedem Schritt schwächer. Er umklammerte die Pistole fester. Der Lakai hatte von drei Stockwerken gesprochen. Gleich würde er es geschafft haben. Er konnte schon die geschlossene Tür sehen.
    „Lady Byfield?“
    Caro, die sich auf dem schmalen Bett zusammengerollt hatte, hielt den Atem an und lauschte. Hatte sie sich das nur eingebildet, oder war da jemand?
    „Sind Sie hier drin, Lady Byfield?“
    Sie sprang vom Bett auf und rannte zu der verschlossenen
    Tür. „Captain Sparhawk! Was wollen Sie denn hier?“
    „Was glauben Sie wohl?“
    Sie hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, und dann sah sie ihn, mit der Pistole in der Hand und einem Ausdruck wilder Entschlossenheit in den Augen. Unwillkürlich wich sie zurück.
    „Hat Stanhope Sie verletzt?“ Er atmete schwer, und sein Gesicht war schweißbedeckt. Sie fragte sich, was er wohl getan haben mochte, um zu ihr zu kommen. Sie hatte keine Erfahrung im Umgang mit Männern wie ihm, aber sie konnte sich vorstellen, dass er nicht gerade zimperlich war. „Hat er Ihnen etwas angetan?“
    „Oh, nein, gar nichts!“ Sie war froh, dass er im fahlen Licht des Mondes nicht sehen konnte, wie sie errötete. „Das soll heißen, mir geht es so weit gut.“
    Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und sah sich in dem winzigen Raum um. „Verdammt, hat er Ihnen nicht einmal eine Kerze gegeben?“
    Sie schüttelte den Kopf. „George hat vermutlich Angst, dass ich das ganze Haus niederbrenne.“
    „Dann lassen Sie uns jetzt von hier verschwinden, ehe der verdammte Lakai, den ich niederschlagen musste, wieder zu sich kommt. Los, kommen Sie, machen Sie schnell! “
    „Haben Sie den Verstand verloren?“ Sie warf ihm einen empörten Blick zu. „Ich kann unmöglich mit Ihnen gehen! Können Sie sich vorstellen, was George dann denken wird?“ „Das kann ich nicht, und es ist mir auch egal.“
    „Das sollte es aber nicht. George hat Sie gestern als Straßenräuber gesehen. Er hat Sie angezeigt, und ich

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