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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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weitererzählen. “
    „Dann werde ich es tun.“ Wie es sich gehörte, wandte sie sich von ihm ab, bevor sie ihren Rock hob. Als sie sich aber vorbeugte, um die Strumpfhalter zu lösen, bauschte sich das weiße Seidenkleid auf eine Art und Weise über ihren Hüften, die so reizend und einladend wirkte, dass Jeremiah diesen Anblick sehr viel herausfordernder fand, als der ihrer nackten Knöchel es jemals hätten sein können. In seiner Jugendzeit hatten sich die Frauen hinter Bergen von Unterröcken und Stoffschichten versteckt, die offenherzige Mode von heute allerdings schien überhaupt keine Scham mehr zu kennen. Und diese Frau vor ihm hätte einen Heiligen in Versuchung geführt.
    Rasch wandte er den Blick von ihr ab und sah hinauf zu den Sternen. „Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen, und wir trugen von Mai bis September niemals Schuhe, außer wenn uns Großmama sonntags für die Kirche anzog.“
    „Auf einer Farm?“, fragte sie interessiert. Sie hatte sich wieder aufgerichtet, und während sie beide gemeinsam den Hügel zum Tor und zur Straße weiter abwärts gingen, konnte er sie wieder in Ruhe betrachten. Im Licht der hin und her schwingenden Laterne bemerkte er, dass ihre nackten Zehen unterhalb des Rocksaums etwas hervorragten. In der einen Hand hielt sie ihre Schuhe, in der anderen ihre feinen Seidenstrümpfe. „Ich habe Farmen immer schon geliebt.“
    „Es war genau genommen eine Plantage.“
    „Eine Plantage? Die muss ja reichlich groß gewesen sein.“ „Für Rhode Island war sie das auch“, stimmte er zu und erinnerte sich an das letzte richtige Zuhause, das er gehabt hatte, bevor er zur See fuhr. „Mein Großvater hat mit Kaperfahrten ein Vermögen verdient, und die Hälfte davon muss er allein schon für das Haus ausgegeben haben. Aber ich denke, der Landsitz einer Countess wird noch wesentlich prachtvoller sein. “
    „Ja“, sagte sie leise, „für eine richtige Countess wird das wohl zutreffen. “
    „Sie werden das besser beurteilen können als ich.“ Die Sehnsucht in ihrer Stimme war nicht zu überhören, aber er wusste nicht, was sie zu bedeuten hatte. Er fuhr mit den Fingern sanft über ihren Arm, und sie blickte ihn an. „Warum wollten Sie mich eigentlich sehen, Caro? Sie sind doch nicht ohne Grund gekommen.“
    Sie runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass er schließlich doch noch ihren Vornamen benutzte, und strich gedankenverloren über die Stelle ihres Armes, die er berührt hatte.
    „Es spielt keine Rolle mehr“, antwortete sie dann rasch. „Ich dachte, wir könnten uns gegenseitig helfen, aber das war wohl eine törichte Idee. Nun werde ich Sie ja nie mehr Wiedersehen, daher ist das jetzt alles völlig unwichtig. Sehen Sie, da vom steht meine Kutsche, gleich hinter dem Tor. Sie müssen mich nicht weiter begleiten. “
    „Nicht doch.“ Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie entzog sich ihm. „Verdammt, ich sagte, ich bringe Sie bis zu Ihrer Kutsche! “
    „Und ich sagte, dass das nicht notwendig sei. Gute Nacht, Captain Sparhawk, und leben Sie wohl! “
    Sie drehte sich um und ging mit nackten Füßen eilig davon. Er rief ihren Namen, aber sie blickte nicht mehr zurück, und so ließ er sie gehen. Sie hatte recht: Höchstwahrscheinlich würden sie sich nie Wiedersehen. Sie war eine englische Countess, und er war ein amerikanischer Schiffskapitän, und in acht Tagen, spätestens in zwei Wochen, würde er nach Rhode Island zurückkehren, um wieder Ordnung in sein Leben zu bringen.
    Er sah sie durch die Tür neben dem großen Eingangstor verschwinden und musste unwillkürlich lächeln, als er an ihre nackten rosafarbenen Zehen dachte. Er hoffte, Frederick würde ihr nicht die Hölle heiß machen, wenn sie nach Hause kam. Dieser Mann sollte gefälligst besser auf seine Frau aufpassen.
    Aber dennoch wünschte sich Jeremiah, dass sie noch etwas länger bei ihm geblieben wäre.

2. Kapitel
    Caro rutschte über das feuchte Gras und wollte schon einen Fluch ausstoßen, doch im letzten Augenblick zügelte sie ihr Temperament und unterließ es. Seit Jahren bemühte sie sich, nicht mehr zu fluchen. Es war eine ihrer schlechten Angewohnheiten gewesen, die sie Frederick zuliebe hatte aufgeben müssen. Damen fluchten nicht, und sie war eine Dame, eine Countess, die Frau eines Peers des englischen Königreichs.
    Aber gewöhnlich ließen sich Damen auch nicht von fremden Männern küssen. Jetzt erst wurde ihr bewusst, was sie da getan hatte: Sie hatte sich in das

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