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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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stieß sie mit dem Fuß an, als die Schwester ihren Kopf wieder auf die Hände sinken ließ. »Rasch!«
    Schwester Charlotta kam auf die Beine, schwankend, als hätte sie den im Gewölbe gelagerten Wein bis zum letzten Tropfen ausgetrunken. Irgendwie gelang es Isabella, sie aus der Tür zu bugsieren, die gottlob nicht zusammengebrochen war.
    Aus allen Richtungen ertönten Schreie, Nonnen eilten aus
dem Klostertrakt, von den Stallungen, den Falkenkäfigen und durch das Tor auf sie zu. Isabella gab ihnen durch Gesten zu verstehen, sie sollten sich fernhalten. Ihre heisere Warnung ging unter, als abermals eine Explosion das Gebäude erschütterte. Eigenartig gefärbte Flammen züngelten durch die kläglichen Reste des Daches.
    Die Erschütterung warf Isabella auf die Knie. Sie kämpfte darum, wieder aufzustehen. Hände kamen von überall, halfen ihr und führten sie weg vom Feuer. Sie vernahm ihre eigene Stimme wie aus den Tiefen des Klosterbrunnens, als sie den anderen befahl, sie sollten fliehen. Dann hörte sie nur mehr das nicht enden wollende Läuten und versank in tiefer Dunkelheit.
     
    Isabella stand im Amtsraum der Äbtissin und unterdrückte ein Zusammenzucken, als sie die Schlinge um ihren linken Arm zurechtzog. Sie konnte von Glück reden, dass sie mit dem Leben davongekommen war. Ebenso Schwester Charlotta und Zuki. Beide befanden sich im Krankenrevier, das Isabellas Assistentin Schwester Marthe unterstand. Schwester Charlotta hatte Verbrennungen am linken Arm und einen Bruch des Handgelenks davongetragen. Zuki hatte es am ärgsten erwischt. Ihre Stirn zierte eine faustgroße Beule. Das Mädchen war über eine Stunde bewusstlos gewesen, nun aber war sie wieder bei sich und erkannte sich und die anderen.
    Isabella, die lieber bei den Kranken geblieben wäre, hatte jedoch der Aufforderung der Äbtissin Folge leisten und zu ihr kommen müssen. Es war eine knappe Wiederholung dessen, was Schwester Charlotta ihr hatte sagen wollen. Die
Äbtissin von St. Jude’s Abbey wollte sie sehen, und keine Schwester durfte die Äbtissin warten lassen. Als Isabella jedoch zur Stelle war, fand sie den Raum leer vor.
    Der Raum war der größte im Haus der Äbtissin, da sie hier Gäste empfing. Vor dem breiten Kamin stand ein Tisch mit zwei Bänken, doch hatte Isabella außer der Äbtissin noch nie jemanden dort sitzen sehen. Das Betpult vor dem Fenster bot Aussicht auf den Kreuzgang, in dem sich die Schwestern nach dem Abendbrot bald einfinden würden. Ein Porträt Königin Eleanors schmückte die eine Wand, ein Kruzifix die andere.
    Die Äbtissin trat ein. Sie war klein und ebenso rundlich wie Schwester Charlotta. Anders als Charlotta aber bewegte sie sich mit einer Agilität, um die sie eine halb so alte Frau beneidet hätte. Als sie den Raum durchschritt, hatte Isabella das Gefühl, sie selbst würde schrumpfen. Obschon sie die Äbtissin überragte, fühlte sie sich in deren Gegenwart immer ganz klein.
    »Es freut mich, Euch hier zu sehen«, sagte die Äbtissin und durchdrang mit ihrer klaren Stimme das Klingen, das in Isabellas Kopf zurückgeblieben war. »Endlich.«
    Isabella schluckte schwer. Die Äbtissin forderte von den Schwestern nicht mehr als von sich selbst, nämlich Vollkommenheit. »Es war ein Unfall und wird nicht wieder vorkommen. Ich …«
    »Schwester Isabella, wie ich hörte, sind die Verletzungen nicht schwer.«
    »So ist es.« Dass ihre Schulter stark schmerzte, verschwieg sie lieber.
    »Ihr sagtet, Ihr würdet innerhalb der Abtei nicht versuchen,
das gefährliche Pulver zu finden, von dem Nariko Euch berichtete.«
    Die Äbtissin war nicht so weit gegangen, Isabellas Versuche, die Formel für die Mischung zu finden, zu verbieten. Sie hatte jedoch darauf bestanden, dass durch die Experimente niemand gefährdet werden durfte, auch nicht die heiligen Stätten der Abtei.
    Zwar hatte es dieser Einschränkung nicht bedurft. Isabellas Mixturen, auf den freien Flächen außerhalb der Abtei hergestellt, hatten geblubbert und gezischt. Nicht mehr.
    »Ehrwürdige Mutter«, beeilte Isabelle sich zu versichern, »die Explosion in der Scheune war ein Unfall. Ich habe Euren Anordnungen nicht zuwidergehandelt.«
    »Das freut mich zu hören.« Sie furchte die Stirn. »Darüber werden wir noch sprechen, nachdem Ihr zurückgekehrt seid.«
    »Zurück? Woher?« Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Die Schwestern von St. Jude’s verließen die Abtei nur aus einem einzigen Grund: wenn Königin Eleanor die Hilfe einer

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