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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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und Euer Wissen hier erworben habt.«
    »Er weiß von der Abtei?« Isabella staunte. Nur wenige Au ßenstehende wussten, was innerhalb der Klostermauern gelehrt wurde. König Henry wusste es, wie ihr einfiel, und er traute der Abtei ebenso wenig wie seiner Königin.
    »Mein Neffe weiß nur wenig von der Abtei. Als Kind kannte seine Neugierde keine Grenzen, und ich bezweifle, ob ihm dieser Wesenszug abhandengekommen ist. Soviel ich weiß, ahnt er, was sich in St. Jude’s Abbey abspielt.«
    »Und wenn er Fragen dazu hat?«
    »Ich vertraue darauf, dass Ihr nur das Nötigste preisgebt, Lady Isabella, und nur sagt, weshalb Ihr gekommen seid und seinen Beistand sucht. Sagt ihm, dass Ihr der Königin dient und in Lincoln seine Hilfe bei der Beschaffung einiger Dokumente benötigt. Mehr ist nicht nötig.«
    »Aber warum sollte er mir helfen, wenn ich ihm nicht mehr sagen darf?«
    »Er wird Euch helfen. Mein Neffe ist ein Ehrenmann und wird nicht zögern, einer Frau im Dienst der Königin beizustehen.« Die Äbtissin lächelte kühl. »Ebenso glaube ich, dass ihr beide Stärken und Schwächen besitzt, die einander ergänzen. Ihr könnt viel von ihm lernen und er von Euch.«
    »Lernen? Wie meint Ihr das?«
    »Auch Ihr verfügt über lebhafte Neugierde. Leugnet es nicht, und Ihr werdet auf Eurer Reise viel gewinnen.« Sie ging an den Tisch zurück. »Ihr solltet jetzt zu Bett gehen, Lady Isabella, da es früh tagt, wenn Ostern naht.«

    Sie nickte, in ihrem Kopf drehte sich alles. Von der Explosion oder von allem, was die Äbtissin gesagt hatte? Als sie sich zum Gehen wandte, hielt sie inne und fragte: »Wie heißt Euer Neffe?«
    »Jordan, Lord le Courtenay.«
    Wieder nickte sie. Sie hoffte, Lord le Courtenay würde eine Idee haben, wo sie ihre Suche in Lincoln beginnen sollten. Sie hatte nämlich keine.

2
    J ordan le Courtenay war nicht weiter verwundert, dass es regnete, als er das kleine Waldstück hinter sich ließ. Zudem schufen die Tropfen, die aus dem Nebel kamen, das perfekte Wetter für sein grausiges Vorhaben.
    Er führte seinen Grauen im Schlepptau von Bruder Maurice über das tote Gras. Der Mönch, der so klein war, dass seine Tonsur kaum an Jordans Schulter heranreichte, hatte seine weißen Gewänder vom feuchten Boden angehoben. Breeches, für einen viel größeren und massiveren Mann gedacht, rutschten ihm bei jedem Schritt herunter.
    Aber Jordan war gar nicht nach Lachen zumute. Er hatte die Priorei Kenwick aufgesucht, um seinem im letzten Herbst zu Tode gekommenen Freund Ryce de Dolan die letzte Ehre zu erweisen. Als er auf dem Friedhof der Priorei das Grab gesucht hatte, war die Ruhestätte seines Freundes unauffindbar geblieben. Eine Frage an einen der Brüder hatte ihn zu Bruder Maurice gebracht, der ihn durch ein Wäldchen und über eine
Wiese führte. Der massive Hauptturm von Kenwick Castle beherrschte den Horizont, wiewohl er fast eine Meile von der Priorei entfernt aufragte.
    »Wohin gehen wir?«, rief er dem Rücken des Mönches nach.
    Bruder Maurice warf ihm einen verdutzten Blick über die Schulter zu. »Ich dachte, Ihr wollt an das Grab Eures Freundes gehen.«
    »Allerdings, warum aber gehen wir diesen Weg?«
    Der Mönch deutete auf eine Stelle, wo im Schatten der ausladenden Äste des Waldes die Umrisse eines Hügels kaum auszumachen waren. Unkraut hatte die bloße Erde in Besitz genommen und wucherte üppig.
    »Euer Freund ist hier«, sagte Bruder Maurice und zerrte an seinen Breeches, um sie daran zu hindern, zu seinen Fußknöcheln hinunterzurutschen. »Wo er starb, Mylord.« Ein missbilligender Ton schlich sich in die Worte des Mönches ein. »Wer an Turnieren teilnimmt, kann nicht christlich beerdigt werden.«
    Jordan kniff die Lippen zusammen, ehe er die Worte, die ihm auf der Zunge brannten, hervorstoßen konnte. König Henrys verstorbener Erbe, der junge König, hatte seine letzten Jahre damit zugebracht, von einem Turnier zum anderen zu eilen, wenn er nicht eben gegen seinen Vater rebellierte. Der junge König war in einer prunkvollen Gruft in der Kathedrale zu Rouen bestattet. Ryce de Dolan aber war Ritter und nicht Königssohn gewesen.
    »Er starb hier?«, fragte er, als er merkte, dass der Mönch auf seine Antwort wartete. Er machte die Zügel seines Pferdes an einem Ast fest, um das Tier daran zu hindern, auf dem Grabhügel
zu grasen, und setzte hinzu: »Nach Kenwick Castle ist es sehr weit.«
    »Nicht für Männer hoch zu Ross, die entschlossen sind, einander zu besiegen.« Bruder

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