Die Läuferin von Pern
gesagt, daß die Störungen unterbleiben.« Dann fügte er mit seiner üblichen tragenden Stimme hinzu: »Genießt die Zusammenkunft, Läufer! Und den Wein.«
Damit stand er auf und entfernte sich, nickte und lächelte und ließ die drei Läufer wie betäubt zurück. Rosa erholte sich als erste. Sie nahm einen kräftigen Schluck Wein.
»Torlo hatte recht. Du hast es geschafft«, sagte sie. »Und das ist ein guter Wein.«
»Was würden sie Baron Groghe sonst servieren?« fragte Cleve und rückte das Glas, das am Platz des Burgherrn stehengeblieben war, unauffällig näher zu seinem. Der Schluck, den Baron Groghe getrunken hatte, hatte den Inhalt kaum reduziert. »Wir können uns das hier teilen.«
»Ich kann nicht glauben, daß der Burgherr sich entschuldigt hat.« Tenna schüttelte den Kopf, Hand auf der Brust. »Bei ...mir. Tenna.«
»Du bist doch diejenige, die verletzt worden ist, oder nicht?« sagte Rosa.
»Schon, aber...«
»Aber woher hat Baron Groghe es gewußt?« beendete Cleve die Frage Tennas.
»Wir haben alle gesehen, wie Haligon zur Station gegangen ist«, sagte Rosa, ehe sie noch einen Schluck Wein trank. Sie verdrehte die Augen, um den Geschmack zu würdigen. »Aber Baron Groghe ist ein gerechter Mann, auch wenn er für gewöhnlich denkt, daß Frauen Schwachköpfe sind. Aber er ist gerecht.« Dann kicherte sie wieder. »Und er hat gesagt, wie hübsch du bist, das hat auch geholfen, weißt du. Haligon mag hübsche Mädchen. Baron Groghe auch, aber der beläßt es bei Blicken.«
Die drei Läufer hatten sich so sehr auf ihre Unterhaltung konzentriert, daß sie Haligon erst sahen, als er das grüne Stück Leder von Ligands Stand vor Tenna ausrollte.
»Ich entschuldige mich hiermit ausdrücklich, Läuferin Tenna! Ich hatte wirklich keine Ahnung, daß in jener Nacht jemand auf dem Weg war«, sagte Haligon und verbeugte sich höflich, ohne den Blick von Tennas Gesicht abzuwenden.
Dann wurde seine zerknirschte Miene zu einer verdrießlichen.
»Der Stationsmeister hat mir die Hölle heiß gemacht. Und mein Vater auch.«
»Oh, hast du Tenna nicht geglaubt?« fragte Rosa ihn keck.
»Wie konnte ich angesichts der Verletzungen, die sie mir gezeigt hat, ihre Worte bezweifeln?« fragte Haligon. Er winkte den Weinhändler an ihren Tisch.
Cleve gab ihm durch eine Handbewegung zu verstehen, daß er sich zu ihnen setzen solle.
»Geht es ... deinem Bruder wieder besser?« fragte Tenna, eine Frage, die sie Baron Groghe nicht zu stellen gewagt hatte.
Haligons Augen funkelten fröhlich. »Nun, ihm hast du auch eine Lektion erteilt.«
»Normalerweise laufe ich nicht herum und schlage Leute nieder«, sagte Tenna und bekam wieder einen verstohlenen Rippenstoß von Rosa, die neben ihr saß. »Es sei denn, sie haben es verdient.« Sie beugte sich vor, weg von Rosa. »Ich wollte dich schlagen.«
Haligon rieb sich das Kinn. »Ich bin froh, daß du es nicht getan hast. Als Meister Torlo mir sagte, daß du drei Tage nicht laufen konntest, wußte ich, daß es meine Schuld war. Dann erzählte er mir von den anderen Unfällen, die beinahe passiert wären. Würdest du dieses Leder als Entschädigung akzeptieren, zusammen mit meiner Entschuldigung?«
»Dein Vater hat sich schon entschuldigt.«
»Ich entschuldige mich selbst, Läuferin Tenna«, sagte er mit einem scharfen Unterton.
»Ich akzeptiere, aber ...« Sie wollte das Leder ablehnen, als ihr Rosa wieder einen Rippenstoß gab. Wenn es in dem Tempo weiterging, würde sie blaue Flecken an den Rippen bekommen. »Ich akzeptiere.«
»Gut, denn ich hätte keine Freude an dieser Zusammenkunft ohne deine Vergebung«, sagte Haligon erleichtert. Er hob das Glas, das er gerade bekommen hatte, neigte es in ihre Richtung und trank. »Würdest du mir einen Tanz reservieren?«
Tenna tat so, als dächte sie nach. Aber insgeheim war sie ganz aufgeregt, denn trotz des unglücklichen Verlaufs ihrer ersten Begegnung hatte Haligon etwas an sich, das sie höchst attraktiv fand. Für alle Fälle rutschte sie auf ihrem Stuhl herum und rückte den Oberkörper ein wenig von Rosa ab, um einem weiteren Rippenstoß zu entgehen.
»Ich hatte gehofft, ich könnte beim Wurftanz mitmachen«, begann sie, und als Haligon eifrig den Mund aufmachen wollte, um den für sich zu fordern, fügte sie hinzu: »Aber mein rechtes Bein ist noch nicht ganz ausgeheilt.«
»Aber doch sicher gesund genug für die ruhigeren Tänze?«
fragte Haligon. »Mir schien, als hättest du ganz gut gehen
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