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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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konnte ich es absolut nicht glauben. So, wie ich Mia kannte, schien es ganz unmöglich. Sie konnte nicht gesprungen sein.« Er schüttelte den Kopf. »Aber dann war da die Sache mit Harley. Ich hab mitangesehen, was die Geschichte mit seinem Selbstmord bei ihr angerichtet hat. Es war, als ob sein Tod ihr Leben in eine Bahn gelenkt hätte, in der sie nichts mehr steuern konnte. Und meine E-Mail hat das noch verschlimmert.«
    Er trat mit dem Fuß mehrmals gegen die Balkonbrüstung. »Seit ich hier bin und wir darüber reden, verstehe ich viel mehr von Mia. Offenbar hat sie geglaubt, dass sie alle enttäuscht hat, die ihr wichtig waren – eure Mutter, Noah, dich, mich. Und dann diese Zeichnung in ihrem Tagebuch«, stieß er keuchend hervor, »ich glaube, am Ende mochte sie sich selbst nicht mehr. Ich möchte glauben, dass sie nicht gesprungen ist, denn sonst müsste ich mir eingestehen, dass ich als Freund versagt habe.«
    Katie umklammerte das Geländer, es drückte sich schmerzhaft gegen ihre Handknochen. Finns Miene war entschlossen, doch seine Augen lagen im Schatten des Mondes.
    Â»Trotzdem, Katie – und es tut mir leid –, glaube ich, dass es Selbstmord war.«
    Der Boden schien zu schwanken. Monatelang hatte sie nach Antworten gesucht. Und nun lösten sich all die Hoffnung und die Spannung in rasender Geschwindigkeit auf, in einem einzigen Augenblick. Ihre Finger lösten sich von dem Geländer, ihre Beine gaben nach.
    Finn brachte sie zu einem Stuhl, dann spürte sie ein weiches Kissen unter sich, ein weiterer Stuhl schabte über den Boden. Er glaubte, dass es Selbstmord war.
    Und plötzlich war es Katie klar, dass auch sie es glaubte.
    Ersticktes, schmerzerfülltes Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Sie sah Mia auf der Klippe, vor der Entscheidung. Sie sah, wie sie dort stand, die Schultern gestrafft, barfuß, Furcht in ihren grünen Augen. Es gab keinen Abschiedsbrief, weil sie vielleicht noch nicht entschieden hatte, es zu tun. Vielleicht hatte sie erst das einsame Wispern des Windes hören müssen und in dem Moment an Katies Worte gedacht – und hatte dann den Schritt getan.
    Â»Es ist meine Schuld.« Katie weinte, hoffnungslos.
    Â»Katie«, sagte Finn bestimmt, nahm ihre Hände und drückte sie so fest, bis sie ihn ansah. »Wir werden niemals Gewissheit über ihre Gründe haben. Sie hat sich so entschieden. Doch es ist nicht deine Schuld. Hörst du? Niemand trägt die Schuld.«
    Katie schluckte die Tränen hinunter und versuchte zu nicken.
    Â»Wir stehen das gemeinsam durch.«
    Sie konzentrierte sich auf seine letzten Worte, eine Insel inmitten einer großen, weiten See. Sie kämpfte sich in diese Richtung und schleppte sich an das sichere, schützende Ufer. Plötzlich suchten ihre Lippen nach den seinen, klammerten sich ihre Hände an ihn. Durch den salzigen Geschmack der Tränen spürte sie, dass sich seine Lippen bewegten, sie küssten, sie trösteten. Sie musste sich an ihm festhalten, er musste sie vor dem Ertrinken retten.
    Dann strich ein kalter Lufthauch über ihre Lippen. Er senkte den Kopf und drückte seine Stirn an ihre. »Es tut mir leid. Ich kann das nicht.«
    Katie wich zurück und schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Â»Das ist nicht der richtige Moment. Es gibt zu viel –«
    Â»Bitte, keine Erklärungen.« Dem Gespräch war sie nicht gewachsen. Sie stand abrupt auf. »Ich möchte jetzt duschen und dann schlafen gehen.«
    Â»Tu das nicht. Schaff jetzt bitte keine seltsame Stimmung zwischen uns. Gott, Katie, wir haben so viel gemeinsam durchgemacht. Ich bin nur nicht bereit, dich zu küssen, solange wir beide nicht wissen, was wir fühlen.«
    Â»Das weiß ich«, sagte sie leise.
    Â»Okay. Gut. Dann lass uns einfach –«
    Â»Nein, ich meine, ich weiß, was ich fühle. Ich habe es immer gewusst.« Nun musste die Wahrheit heraus. Ihm jetzt noch etwas vorzumachen, das schien grotesk nach all den Worten, die zuvor gefallen waren. »Ich liebe dich.«
    Seine Augen weiteten sich: Er hatte es nicht gewusst. »Aber du hast doch –«
    Â»Mit dir Schluss gemacht. Ja.«
    Â»Wieso?«
    Â»Mia.«
    Er runzelte die Stirn.
    Â»Sie hat dich mehr gebraucht als ich.«
    Â»Aber ich dachte … Du hast doch gesagt, es war nur eine nette Zeit.«
    Â»Ich musste dir doch irgendetwas

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