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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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bestrich einen Maiskolben mit einem Klecks Butter und biss in die süßlich schmeckenden Körner.
    Â»Was macht dein Kopf?«, fragte Grace.
    Â»Ist noch da.«
    Â»Wo warst du denn mit Finn?«
    Â»Im alten Steinbruch. Klippenparty.«
    Â»Aha.« Ihre Mutter nickte wissend. Zu einer Klippenparty gehörten Hunderte von Menschen, Generatoren und DJ-Equipment, kistenweise Bier und ein Heimweg über den Strand am frühen Morgen. »Ich wünschte, meine Kopfschmerzen kämen von der Party, aber ich glaub, ich kämpfe gegen einen Virus an. Ich leg mich lieber wieder hin.«
    Katie schaffte nur einen halben Maiskolben und wischte sich mit einer Serviette die Butter von den Lippen.
    Mia griff quer über den Tisch, nahm Katies linke Hand und zog sie zu sich. »Warst du bei der Maniküre?«
    Â»Ich hatte einen Gutschein.«
    Â»Steht dir«, sagte Mia, aber Katie konnte den Ausdruck ihrer Augen hinter der Sonnenbrille nicht erkennen.
    Mia streckte die Beine aus, rollte die Hosenbeine hoch und ließ sich zurücksinken. »Gott, tut das gut, endlich wieder Sonne.«
    Katie hatte plötzlich Lust, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, neben ihre Schwester in den frühlingshaften Sonnenschein zu legen und sich einen kleinen Schwips anzutrinken. Es musste Monate her sein, dass sie sich in Ruhe unterhalten hatten.
    Katie holte eine Picknickdecke von der Veranda und legte sie aufs Gras. »Soll ich uns Mojitos machen? Mum hat eine Flasche weißen Rum, und frische Minze ist auch im Kühlschrank.«
    Â»Ich muss bald wieder zur Uni.«
    Â»Du willst schon fahren? Du bist doch erst gestern Abend gekommen, und morgen ist Feiertag. Ich dachte, du bleibst das ganze Wochenende.«
    Â»Ich hab Prüfungen.«
    Â»Du willst zurück und lernen? An einem Sonntagabend?«
    Â»Ich fahr zu ’nem Konzert.«
    Enttäuscht begann Katie, die Teller wegzuräumen, kratzte die Reste in eine Schüssel und stapelte das Geschirr.
    Mia gingen das Geklapper und die Unruhe auf die Nerven, sie floh auf die Decke, rollte ihr T-Shirt hoch und streckte die Arme zu den Seiten aus.
    Â»Wäre nett, wenn du ein bisschen helfen würdest.«
    Â»Ich trockne ab. Nachher.«
    Â»Nachher bist du weg.«
    Â»Dann davor.«
    Â»Nein, Mia, jetzt.«
    Sie setzte sich auf. »Was ist dein Problem?«
    Â»Mum hat den ganzen Morgen lang in der Küche gestanden, obwohl sie sich nicht gut fühlt –«
    Â»Ich hab sie nicht darum gebeten.«
    Â»Es wäre nett, wenn auch du mal helfen würdest.«
    Â»Ich kann dir ja einen Button besorgen, auf dem Perfekte Tochter steht. Hilft dir das?«
    Â»Vielleicht bekommst du Rabatt, wenn du gleich Scheißschwester mitbestellst.«
    Sie funkelten einander an. Katie sah, dass Mias Mundwinkel zuckten. »Du hast Mais zwischen den Zähnen.« Beide lachten.
    Katie stellte die Teller ab und ging zu Mia. Sie rutschte zur Seite, dann legten sie sich nebeneinander auf die Decke. Es roch nach Wolle und feuchter Erde. Katie drehte den Kopf und bleckte die Zähne. »Weg?«
    Â»Weg.«
    Die ersten Wolken zogen über den weiten blauen Himmel. In einer Stunde, dachte Katie, ist die Sonne weg. »Kommst du im Sommer nach Hause, nach den Prüfungen?«
    Â»Meine Mitbewohnerinnen machen den MA. Vielleicht bleib ich auch.«
    Â»Und beschäftigst dich womit?«
    Â»Drogen. Prostitution. Diebstahl.« Sie seufzte. »Ich weiß es nicht, Katie. Ich hab noch nicht den großen Plan.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, der schwache Geruch von Holzkohle zog zu Katie.
    Â»Wenn du willst, kann ich in unserem System mal nach offenen Stellen suchen. Die wären allerdings in der Stadt.«
    Â»Gott, schon der Gedanke, London im Sommer – Anzugträger, Bürotürme und die überfüllte U-Bahn –, ich würde wahnsinnig.«
    Â»Sieben Millionen Menschen werden es nicht.«
    Â»Vielleicht fahr ich im Sommer nach Frankreich oder so.«
    Katie lachte.
    Â»Was ist?«
    Â»Wie willst du das denn finanzieren? Dein Dispo ist am Limit, und ich bekomme auch noch fünfhundert Pfund von dir.«
    Â»Danke für die Schuldenberatung.«
    Â»Im Ernst, Mia, ich hätte mein Geld gern in absehbarer Zeit zurück.«
    Â»Sag bloß, dein fettes Gehalt reicht nicht mehr für Filofax und Leuchtstift?«
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne. »Manchmal bist du echt

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