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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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streiften sich zart, bevor sie tiefer in den weichen Mund des anderen sanken.
    Als Katie am nächsten Tag im Zug nach London saß, den Kopf an das Fenster gelehnt, und Cornwall grün und blau an ihr vor­überzog, reiste der Kuss in Gedanken mit. Einige Tage später rief sie Finn an und verabredete sich mit ihm auf einen Drink nach Dienstschluss. An dem Abend war es noch so warm, dass sie sich in Covent Garden an einen Tisch im Freien setzen konnten. Katie trank Weißwein und aß Oliven mit den Fingern, Finn gönnte sich ein kaltes Bier. Sie beobachteten die Angestellten, die mit hochgekrempelten Ärmeln und gelockerter Krawatte vorbeischlenderten. Die ersten Sommertage hatten auch in Katie hineingestrahlt, und ihr Lachen hatte sich aufrichtig und echt angefühlt. Sie aßen Hühnchen mit gerösteten Süßkartoffeln, und als die Sonne hinter die Häuserreihen tauchte, gingen sie hinein in das Lokal.
    Von da an trafen sie sich regelmäßig. Mit Finn entdeckte Katie eine völlig neue Stadt – sie picknickten im Battersea Park unter einer Andentanne, nahmen an einer kostenlosen Führung durch Londons Spukhäuser teil, aßen Sushi in einem Kellerrestaurant in Bank. Sie liebten sich in seiner kleinen Wohnung, und Katie staunte, wie hungrig sich ihr Körper Finns Berührungen entgegenbog.
    Und dann war da Mia. Sie hatte sich seit ihrem Streit vor etwa einem Monat nicht gemeldet. Das war nicht ungewöhnlich, Mia hatte immer Mühe gehabt, sich eine Entschuldigung abzuringen, aber diesmal kam ihr Schweigen Katie recht, denn so musste sie nicht ansprechen, was zwischen ihr und Finn geschah.
    An einem Sonntagnachmittag, als Katie und Finn im Hyde Park spazieren gingen, die Finger ineinander verschlungen, rief Mia an. Sie hatten gerade überlegt, wo sie zu Abend essen sollten.
    Â»Hey«, erwiderte Finn lässig und ließ Katies Hand los. »Schön, von dir zu hören … Danke, gut … Tut mir leid, ich hatte viel um die Ohren … Nein, natürlich nicht! … Im Hyde Park, spazieren … Ja, verdammt heiß. Ich hab Shorts an … Nein, noch ist niemand umgekippt … Nein, ich bin mit Katie unterwegs.«
    An seinem Hals bildeten sich rote Flecken.
    Â»Nein, wir waren verabredet«, sagte er und legte eine Hand über sein Ohr, um das Lärmen einer Gruppe von Studenten auszublenden. »Wir sehen uns ziemlich oft in letzter Zeit … So in der Art … Nein, ich scherze nicht … Seit einem Monat oder so … Na ja, ich denke schon.«
    Mia hatte offenbar sehr viel zu sagen, denn Finn gelang es nur, den Kopf zu schütteln und hin und wieder einzuwerfen: »So ist das nicht … Ach, komm, Mia … Das ist nicht fair …« Schließlich hielt er Katie das Handy entgegen. »Du bist dran.«
    Mias Stimme war leise, schneidend, reduziert auf Wut. »Das ist ein Witz?«
    Â»Nein«, sagte Katie ruhig. »Keinesfalls.«
    Â»Du und Finn, ihr seid … was, ein Paar?«
    Â»Ja.« Ihr Magen flatterte aufgeregt.
    Â»Das fass ich nicht!«
    Katie schaute sich um. Finn war einige Schritte hinter ihr geblieben, damit sie ungestört telefonieren konnte. »Wir – ich weiß nicht – wir verstehen uns eben gut.«
    Â»Er ist mein bester Freund.«
    Â»Dann freu dich für ihn.«
    Â»Wir wissen doch beide, dass du das bloß tust, um es mir heimzuzahlen.«
    Es stimmte schon, dass sie ihrer Schwester gegenüber zu Anfang ein gewisses Triumphgefühl empfunden hatte, doch das hatte sich längst gelegt. »Ich mag ihn sehr«, wagte sie zu sagen.
    Â»Bullshit. Mir hast du jahrelang erklärt, er sei ein Flachwichser.«
    Auch das stimmte. Finn hatte als Sündenbock für alles herhalten müssen, was zwischen ihr und Mia falschlief. »Da waren wir Kinder. Jetzt ist doch alles anders.«
    Â»Ganz offensichtlich.«
    Weitere sechs Wochen vergingen, und von Mia kam kein Wort. Es bedurfte erst einer Hiobsbotschaft, damit sie wieder zusammenfanden. Ihre Mutter hatte ihre Töchter nach Hause gerufen, um ihnen zu sagen, dass die Schwindelgefühle und Kopfschmerzen keine Zeichen von Erschöpfung waren, sondern die Symptome einer Krebserkrankung.
    Mia konnte mit dem Leiden ihrer Mutter überhaupt nicht umgehen. Sie fuhr noch seltener nach Hause, trank und feierte mit neuem Ingrimm und hatte so viel Wut im

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