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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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entscheiden musste. Sie hatte die Tür so heftig zugeschlagen, dass die Rahmen der Bilder schepperten.
    Finn sagte zu ihr: »Mia, ich sehe immer nur dich.«
    Seine Stimme klang sehr ernst. Sie klang nach mehr, als Mia hören wollte.
    Als sie in seine Augen sah, war das pure Nostalgie. Es war berauschend, magisch, so als ob sie vor ihrer Kindheit stehen würde und nur noch den Arm danach ausstrecken müsste – als könnten ihre Hände über die gemeinsamen Erinnerungen streichen, über dieses unbeschwerte Glück.
    Sie hörte, wie die Wellen brachen, sie sah, wie die Sterne funkelten. Die Welt trudelte und taumelte. Mia griff nach seinem Arm, sie musste sich an etwas festhalten, das solide und verlässlich war. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Â»Mia …«
    Seine Stimme sagte alles. Sie küsste ihn erneut, und dieser Kuss ging tiefer, als ob sie sich besser spüren würde, wenn sie sich in ihn hineinfallen ließ.
    Sie sanken auf seinen Schlafsack. Das Haar glitt über ihre Schultern, über sein Gesicht. Ihre Hand wanderte nach unten zu seinen Shorts. Finn hielt sie fest und verflocht seine Finger mit ihren. »Mia, nicht. Nur, wenn du dir sicher bist.«
    In ihr glühte warmer Rum – das war ihr bewusst –, doch da war noch mehr; Mia wusste nicht, was das zwischen ihnen war, sie wusste nur, dass sie es wollte.

Kapitel 17
Katie
Westaustralien, Juni
    Katie hatte den Kopf über das Tagebuch gebeugt, die rechte Hand auf den Mund gelegt, die linke um die Tischkante gekrallt. Sie las, was zwischen Mia und Finn auf einem glatten, roten Felsen vorgefallen war, als das Meer durch die Nacht grollte und die Sterne über ihnen funkelten und ein intimer Moment auf einem Schlafsack den Charakter einer Freundschaft änderte.
    Als sie aufsah, war das Café leer, bis auf die Kellnerin, die, versunken lächelnd, Nachrichten auf ihrem Handy las. Katie griff nach ihrem Cappuccino: kalt. Die Kaffeemaschine mit ihren glänzenden Silberknöpfen zischte auch nicht mehr, der Verkehr vor dem Fenster hatte sich beruhigt. Alles wirkte anders. Katie schaute wieder auf das Tagebuch. Nun verstand sie das ganze Ausmaß von Mias Zorn – auf sie. Und doch würde sie nie bedauern, was zwischen ihr und Finn geschehen war. Denn diese wenigen Monate zählten zu den glücklichsten in ihrem Leben.
    Katie lehnte sich zurück. War ich mit Ed jemals so glücklich? Die Trennung war nun über einen Monat her, und Ed hatte sie seit seiner Rückkehr mehrmals täglich aus London angerufen und flehentliche Nachrichten hinterlassen. Zwei Mal war sie aus Verzweiflung und Einsamkeit schwach geworden und hatte die ersten Ziffern seiner Nummer gewählt, sich dann aber doch überwunden und mit Jess telefoniert, die sie nachdrücklich daran erinnert hatte, weshalb ihre Verlobung in die Brüche gegangen war. Katie hatte geglaubt, in Ed verliebt zu sein, nun aber fragte sie sich, ob sie nicht vielmehr in eine Wunschvorstellung verliebt gewesen war. Ed war intelligent, charmant, erfolgreich, aber überrascht oder gefordert hatte er sie nie. Mit ihm hatte sie nie die ganze Nacht hindurch über Gott und die Welt diskutiert. Mit ihm hatte sie nie so gelacht, dass ihr der Bauch wehtat.
    Das war nur bei einem Menschen so gewesen.
    Mias Schilderung der Nacht mit Finn hatte Erinnerungen aufgebrochen, die Katie wie ein versiegeltes Medaillon an ihrem Herzen trug. Nun ließ sie die Gedanken wandern …
    Katie hob den Deckel vom Grill und bugsierte die letzten geschwärzten Folienpäckchen auf einen Teller. Vorsichtig löste sie eine Ecke ab und bot den golden glänzenden Maiskolben ihrer Mutter an.
    Â»Ich bin mehr als satt«, lehnte Grace ab und klopfte sich mit einer Hand auf den Bauch.
    Â»Mia?«
    Ihre Schwester schüttelte den Kopf. Mia saß im Schneidersitz auf der Bank, die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen, die Hände um eine Tasse Tee gelegt. Katie ärgerte sich über diesen Anblick. Noch immer standen Berge selbst gemachter Chiliburger, Hühner- und Gemüsespieße, knusprige Rosmarinkartoffeln und ein halber Krug Bowle auf dem Tisch. Ihre Mutter hatte den ganzen Morgen lang in der Küche gestanden, zur Feier des Tages, weil beide Töchter das Wochenende bei ihr verbrachten. Falls sie enttäuscht war, dass Mia noch immer den Pyjama trug, ließ sie es sich nicht anmerken.
    Katie

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