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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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den Abhang hinunter zu den Wellen geklettert. Finn hatte ihm eine Weile zugesehen. Noah war fraglos begabt, aber was ihn zu einem herausragenden Surfer machte, war seine Unerschrockenheit. Finn bewunderte diese Eigenschaft, doch je länger er Noah zusah, umso mehr wurde ihm bewusst, dass er niemals seinen Frieden mit ihm machen würde. Das lag nicht nur daran, dass er Mias Geliebter war, sondern daran, dass er nicht wusste, was er an ihr hatte. Wenn er an den Strand zurückpaddelte und dort Mia lächelnd auf ihn wartete, die Arme über den gebräunten Knien verschränkt, begriff er nicht, dass er der glücklichste Mann auf Erden war. Wenn er ein Zimmer betrat und sie aufsah, küsste er sie nicht oder legte seine Hand auf ihre. Als er sein Brett eingepackt und nach Bali geflogen war, hatte Noah nicht verstanden, was er hinter sich gelassen hatte.
    Oben in ihrem Etagenbett auf dem Bauch liegend, schrieb Mia:
    Sechs Tage. Und noch immer kein Wort. Morgen fliegen wir nach Neuseeland. Einerseits kann ich es kaum erwarten, dass es losgeht – aber andererseits will ich bleiben, denn so erbärmlich es auch ist, ich will hier sein, falls er wiederkommt.
    In Zimmer vier ist ein junges Paar gezogen. Er hängt seine geschmacklosen Shorts über die Balkonbrüstung. Am liebsten würde ich sie runterreißen, in den Sand werfen, denn da hat Noah immer sein Rashguard getrocknet. Sie aber ist mir noch mehr zuwider: Sie liegt jetzt in dem Doppelbett und spürt die Rille und die Sprungfedern, wenn sie Liebe machen. Am liebsten würde ich sie rausschmeißen, den Raum versiegeln, sie daran hindern, auf meinen Erinnerungen herumzutrampeln.
    Vielleicht ist es doch Zeit für Neuseeland.
    Sie klappte das Tagebuch zu und schob es unter ihr Kissen, dann legte sie sich wieder auf den Rücken und schaute an die rissige Zimmerdecke. Als sie sieben Jahre alt war, hatte Mia unten auf Katies Bett mit seinem schimmernden Baldachin gelegen und versucht, Prinzessin zu spielen. Es war ihr nie wirklich gelungen. Sie hatte sich die vornehmen Trippelschrittchen, die sittsamen Knickse und die hübschen Kleidchen nie richtig vorstellen können, und darum war sie immer wieder dankbar die Leiter zu ihrem Lager hochgeklettert: Dort war sie Entdeckerin unter einem Himmel voller Sterne.
    Die Tür ging auf. Sie hörte das fröhliche Tapsen von Flip-Flops, dann quietschte das Bett. Finn kletterte zwei Sprossen der Leiter hinauf, sein Kopf ragte über die Bettkante. Seine Augen leuchteten. Er grinste. »Ich hab einen Plan.«
    Sie blinzelte. Sie brauchte nur einen Augenblick, dann hatte sie die richtige Antwort parat: »Was brauch ich dafür?«
    Â»Deinen Schlafsack.«
    Sie holte tief Luft und setzte sich auf.
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Ja«, sagte sie und schüttelte die Apathie aus ihren Gliedern. Sie kletterte nach unten, den Schlafsack in den Händen.
    Sie verließen das Hostel in Richtung Reds, Finn ging voraus. Mia spürte den Wind auf ihrer Haut. Es war befreiend, nach draußen zu kommen. Grillen zirpten in den Sträuchern, Eukalyptusgeruch hing in der Luft. Als sie zu den Felsen kamen, hatte sich die Dunkelheit schon herabgesenkt. Sie mussten sich die letzten Meter mit dem Licht der Taschenlampen bahnen. Mias nackte Zehen klammerten sich um die Rundungen der Kalkfelsen.
    Vom Meer her wehte eine frische Brise, und Mias Kleid wickelte sich um ihre Beine. Sie löste ihren Pullover von der Taille und zog ihn an. Sie gingen weiter, bis Finn einen Felsen fand, der groß genug für zwei Schlafsäcke war. »Wir haben in Australien noch nicht zu den Sternen geschaut. Das ist unsere letzte Nacht hier, und ich finde, es wird Zeit.«
    Â»Gute Idee«, sagte Mia und ließ sich auf ihrem Schlafsack nieder.
    Finn zog eine Flasche Rum aus seinem Rucksack und stellte sie mit einem Klirren ab.
    Â»Sehr gute Idee.«
    Sie tranken, lauschten dem Dröhnen der Wellen und sahen gelegentlich hinauf in den weiten Himmel voller Sterne. Mia war froh, dass die süße, dunkle Flüssigkeit die schroffe Traurigkeit in ihrer Kehle ein wenig löste.
    Später legte sie sich auf die Felsen, benützte ihre Arme als Kissen. Ihre Brust weitete sich. Über ihr glitzerten und funkelten die Sterne. »Wie viele, glaubst du, gibt es eigentlich?«
    Finn trank noch einen Schluck und legte sich dann neben sie. »Ich hab mal irgendwo gelesen, dass es im Universum mehr Sterne

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