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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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Leib, dass sie Katies Anrufe alle ignorierte. Auch Finn drang nicht zu Mia durch. Katie wusste, dass er ihr jede Woche mailte, jedoch niemals eine Antwort bekam. Ohne Finn schien Mia verloren, ohne Richtung, ohne Kompass.
    Schließlich hatte sie geglaubt, dass ihr keine Wahl blieb. Mia war ihre kleine Schwester: Sie ging vor. Katie beendete die Beziehung mit Finn vier Monate und acht Tage, nachdem sie begonnen hatte. Sie tat es in einer Bar in Clapham, damit er nicht das Zittern in ihrer Stimme hörte, als sie log und sagte: »Es war echt nett, aber ich hab das Gefühl, es hat sich irgendwie erledigt.«
    Finn war sofort aufgestanden und hatte sichtbar betroffen die Bar verlassen. Da war es Katie bereits bewusst, dass es ein schrecklicher Fehler war. Sie liebte Finn. Er machte sie glücklich. Dieses Opfer war zu groß. Sie hatte sich ihren Mantel geschnappt und war ihm nachgeeilt. Doch als sie auf die Straße kam, war von Finn nichts mehr zu sehen.
    Mia und Finn fanden schnell zu ihrer alten Freundschaft zurück, so wie Katie es gehofft hatte. Schließlich schlossen auch sie und Mia eine Art Waffenstillstand, die Wut aber legte sich erst bei der Beerdigung ihrer Mutter. Als der Leichenwagen eintraf, kauerte Mia auf dem Treppenabsatz, ein Foto in den Händen. Es zeigte ihre Mutter in einem lachsfarbenen Sommerkleid, ein Windstoß wehte den Rock über die Knie. Sie schaute nach hinten, lächelte, eine Hand schützend über den Augen. Zwei sanfte Lachfältchen umrahmten ihren Mund.
    Â»Sie war so schön«, hatte Katie gesagt.
    Mia hatte zu ihr aufgesehen, eine Heimgesuchte. Mit dem dunklen Haar und dem fließenden schwarzen Kleid hatte ihr Gesicht regelrecht verhärmt gewirkt. »Ich hätte sie fragen sollen, wo es aufgenommen wurde. Worüber sie gelächelt hat. Ich hätte fragen sollen.«
    Daraufhin hatte Katie die Arme ausgestreckt, und Mia war hineingesunken. Sie hatten so verharrt, bis sich der Fahrer des Leichenwagens, der im Erdgeschoss gewartet hatte, räusperte.
    Â»Ich wollt nur kurz Bescheid sagen.« Die Kellnerin riss Katie aus ihren Erinnerungen. »Ich schließe in ein paar Minuten.«
    Â»Ja, natürlich. Entschuldigung.« Katie klappte das Tagebuch zu, stand auf und legte einen Fünfdollarschein als Trinkgeld und Entschuldigung für ihr langes Bleiben auf den Tisch.
    Als sie die klimatisierte Frische des Cafés verließ, kam ihr die Luft draußen überraschend schwül vor. Katie schlenderte durch den Abend, das Tagebuch in ihrer Hand. Ihre Gedanken kreisten immer noch um Finn.
    An dem Tag, als sie Mia nach Heathrow gebracht hatte, hatte sie Finn zum ersten Mal seit Monaten gesehen. Sie war ihm und allem, was sie an ihn erinnerte, mit großem Erfolg aus dem Weg gegangen. Sie hörte nicht mehr Capital Radio, den Sender, bei dem er dank ihrer Hilfe eine Stelle als Juniorproduzent bekommen hatte, und sie mied den North Carriage Drive im Battersea Park, weil dieser Weg an der Andentanne vorbeiführte, unter der sie gepicknickt hatten.
    Sie hatte geglaubt, dass ihre Bemühungen erfolgreich wären, und sich selbst immer wieder dazu gratuliert, doch in dem Moment, als Finn den Flughafen betreten hatte, den Rucksack lässig über eine Schulter geworfen, war es um sie geschehen. Es waren Kleinigkeiten: die Fältchen in den Augenwinkeln, die sich beim Lächeln wie Sonnenstrahlen über sein Gesicht zogen, der unbeschwerte Tonfall, in dem er gefragt hatte: »Katie, kommst du mit?«, der Seifengeruch seiner Haut, als er sie zum Abschied auf die Wange geküsst hatte.
    Als sie vom Flughafen weggefahren war, der Beifahrersitz nun leer, hatte ihr Handy geklingelt. Einen Moment lang hatte sie sich der absurden Hoffnung hingegeben, es wären Mia oder Finn, um ihr zu sagen, sie solle umdrehen und mitkommen. Aber es war Ed. Sie hatte das Handy ins Handschuhfach gelegt und die Musik laut aufgedreht. Und anstatt nach Hause zu fahren, hatte sie die M25 verlassen und war den Schildern »Richtung Westen« gefolgt.
    Nach fünf Stunden Fahrt war sie mit steifen Armen und beginnenden Kopfschmerzen in Cornwall angekommen. Sie hatte vor ihrem ehemaligen Elternhaus geparkt. Zu ihrem Glück waren die neuen Besitzer nicht da. So hatte niemand gesehen, wie sie die Einfahrt betrat und die Hände über die Lavendelbüsche gleiten ließ, die ihre Mutter einst gepflanzt hatte.
    Hinterher war sie nach Porthcray gefahren

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