Die Landkarte der Liebe
die Finger und schob es sich in den Mund. »WeiÃt du, dass du dein Kleid verkehrt herum anhast?« Er grinste, doch er war nicht so entspannt, wie er sich gab.
Mia stellte sich ihm gegenüber hin und drückte sich flach an die Wand. »Hat Noah dir gesagt, dass er nach Bali wollte?«
Finn hörte auf zu kauen. Sein Fuà begann zu wippen, sein Flip-Flop schlug sanft an die Ferse. Finn schluckte, dann sagte er: »Ich hab ihn an dem Morgen gesehen, als er gefahren ist. Du warst schwimmen.«
»Was hat er gesagt?«
»Dass er mit den anderen nach Bali wollte, dass die Vorhersage gut war und ich dir das sagen sollte.«
Ihre Frage kam wie eine Ohrfeige: »Und warum, verdammt noch mal, hast du das dann nicht getan?«
Finn schob den Teller beiseite. »Weil ich wusste, dass dir das nur wehtun würde.« Er schüttelte den Kopf und sagte sanft: »Mia, er hat sich nicht von dir verabschiedet. Ich war nur zufällig in der Küche, als er aufgebrochen ist. Ich hab ihn gefragt, wohin er wollte, und er hatâs mir gesagt.«
»Aber mir hast du es nicht gesagt.«
»Nein.«
»Ich bin darüber fast verrückt geworden, Finn.«
»Das tut mir leid.«
Ihre Hände zitterten. »Ich fasse es nicht, dass du mich angelogen hast.«
Er stand auf und ging auf sie zu. »Mia, er ist einfach abgehauen.«
»Und du hast dich einfach an seinen Platz gedrängt.«
Finn sah bestürzt aus.
»War doch eine groÃartige Gelegenheit: Mia besäuft sich wie üblich â und Finn bietet ihr eine Schulter zum Ausweinen an.«
»Wie kannst du annehmen â«
Die Tür ging auf, und ein junges Paar kam herein. Beide sagten »Hallo« und stellten die Rucksäcke ab, unbeeindruckt von der angespannten Atmosphäre.
»Lass uns nach drauÃen gehen«, sagte Finn.
Eine Gruppe junger Mädchen sonnte sich auf dem verdorrten Rasen. Finn und Mia gingen weiter bis zum Zaun, der im Schatten von einigen Karribäumen lag. Finn verschränkte die Hände im Nacken. »Was du da eben gesagt hast, Mia, stimmt nicht. Ganz und gar nicht. Ich würde nie eine Schwäche ausnutzen.«
Eines der Mädchen hob den Kopf und spähte über den Rand seiner Sonnenbrille. Finn senkte die Stimme. »ScheiÃe, Mia, du behandelst mich, als wäre ich irgend so ein Arschloch, dass dich ausgenutzt hat. Was letzte Nacht geschehen ist, war doch nicht geplant! Das weiÃt du.«
Sie gab keine Antwort. Die Sonne brannte, ihre trockene Kopfhaut juckte. Sie hatte an diesem Morgen noch keinen Schluck Wasser getrunken, und allmählich wurde der Kater richtig schlimm.
»Es tut mir leid, dass ich dir das von Noah nicht ausgerichtet hab. Wir sind immer offen zueinander gewesen, und darum bedaure ich das wirklich. Aber was letzte Nacht passiert ist, hatte nichts mit ihm zu tun.« Er lieà die Hände sinken. »Was letzte Nacht passiert ist, hatte nur mit mir zu tun. Mit meinen Gefühlen. Mir ist auf dieser Reise klar geworden, wie sehr ich dich mag, Mia.«
»Tu das nicht, Finn.«
»Du wolltest doch Aufrichtigkeit, also bitte: Ich bin in dich verliebt.«
»Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, sie spürte den Espresso säuerlich im Magen.
»Ich bin in dich verliebt«, wiederholte Finn, mit offener und ernster Miene. »Und das seit langer Zeit.«
Mia sah zur Seite. Es war die Wahrheit, aber eine, die sie nicht hören wollte, denn durch sie änderte sich alles.
»Ich weiÃ, dass das ziemlich viel auf einmal ist, Mia. Es jagt mir doch selbst eine ScheiÃangst ein. Ich will auf gar keinen Fall unsere Freundschaft aufs Spiel setzen, aber so empfinde ich nun mal, ich kann nichts dagegen tun. Letzte Nacht â«
»â war ein groÃer Fehler.«
Seine Augen weiteten sich.
»Du hast mich wegen Noah belogen. Wieso sollte ich dir noch irgendetwas glauben?«
»Du kennst mich.«
»Ich muss los«, sagte sie und wandte sich um.
»Bitte, lauf nicht weg. Nicht.«
»Ich muss.«
»Mia!«, rief er ihr nach.
Sie blieb stehen.
»Denk daran, zwei Uhr.«
Sie wandte sich um und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an.
»Unser Flug. Neuseeland.«
Wäre das überhaupt noch möglich? Mehrere Stunden neben ihm zu sitzen, als wäre nichts geschehen? In ein anderes
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