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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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Salomon in einen Hinterhalt locken. Auf den ersten Blick und trotz der klugen Verteilung deiner Soldaten scheint der
     Kampf für euch kein günstiges Ende zu nehmen; aber sei unbesorgt, denn am Ende wird Salomon dir vorschlagen, den Krieg durch
     einen Schwertkampf Mann gegen Mann ein für alle Mal zu beenden. Nimm seinen Vorschlag ohne Zögern an, mein Geliebter, denn
     du wirst aus diesem Zweikampf als Sieger hervorgehen. Du wirst ein Held, und die Schlacht, die das Ende der Herrschaft der
     Maschinenmenschen bedeutet, wird als der Beginn einer neuen Ära gefeiert. Sie wird sogar zum Touristenziel für Zeitreisende
     meiner Epoche werden.
    Ich werde auch an einer dieser Reisen teilnehmen und, verborgen hinter einem Trümmerhaufen, dich gegen Salomon kämpfen sehen.
     Doch anstatt mit den anderen zurückzugehen, wenn das Duell vorbei ist, werde ich mich in den Trümmern verstecken, um in deiner
     Welt zu bleiben; du weißt ja, dass meine Epoche mich anödet. Dank meiner Unzufriedenheit, von der ich nie gedacht hätte, dass
     sie mir einmal nützen könnte, lernen wir uns also kennen. Ich muss dich aber warnen; besonders romantisch wird unsere Begegnung
     nicht sein, eher peinlich, besonders für dich, Derek. Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Aus deinem recht unpassenden
     Verhalten kann ich aber nur den Schluss ziehen, dass ich dir jetzt nicht mehr darüber erzählen darf, da ich dich sonst vielleicht
     in deinem Vorgehen beeinflusse. Du sollst nur noch wissen, dass ich während unseres kurzen Zusammentreffens meinen Sonnenschirm
     fallen lassen werde, und obwohl du durch die Zeit reisen, mich kennenlernen und mich lieben wirst, wird der Vorwand, unter
     dem du mich zu der Verabredung im Teesalon
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überredest, der sein, dass du mir den Schirm zurückgeben willst. Damit alles so geschieht, wie es zu geschehen hat, musst
     du natürlich in meiner Zeit auftauchen, bevor wir unseren Briefwechsel beginnen. Später wäre es zwecklos, da du mich ja erst
     zum Schreiben animieren musst, wie du weißt. Du musst also am 6 . November 1896 zur Mittagszeit auf dem Markt von Covent Garden sein, um dich am Abend mit mir verabreden zu können. Den Rest
     kennst du ja. Wenn du alles so befolgst, wird der Kreis erhalten bleiben, und alles, was passiert ist, wird passieren.
    Das ist alles, mein Geliebter. In wenigen Monaten wird unsere Geschichte für dich beginnen, für mich endet sie mit dem letzten
     Punkt auf diesem Papier. Aber ich werde mich nicht mit einem «Lebewohl» von dir verabschieden, weil ich immer die Hoffnung
     haben werde, dass du eines Tages doch noch zu mir zurückkehrst. Um mich aufzuspüren, brauchst du nur dem Duft der Blume zu
     folgen, die du in diesem Umschlag findest.
    In ewiger Liebe,
     
    C.
     
    Mit einem ärgerlichen Schnauben faltete Wells den Brief, den Tom ihm gebracht hatte, zusammen und warf ihn auf den Tisch.
     Dann nahm er den Umschlag und kippte ihn auf seiner Handfläche aus, doch in ihm befand sich nichts. Was hatte er erwartet!
     Die Blume war ja nicht für ihn. So saß Wells im schrägen Sonnenlicht des späten Nachmittags in seiner Küche und musste sich
     eingestehen, dass er sich Illusionen gemacht hatte. Es hatte zeitweise zwar so ausgesehen, aber er war doch nicht der Held
     in diesem |493| Idyll zwischen den Zeiten. Er sah sich mit lächerlich ausgestreckter leerer Hand dasitzen, als wollte er feststellen, ob es
     im Haus regnete. Und er konnte nicht umhin, sich wie ein Eindringling in dieser Liebesgeschichte zu fühlen, wie die verfaulte
     Hälfte des Apfels.

|494| XXXII
    Mit größter Behutsamkeit legte Tom die zerbrechliche Blüte zwischen die Seiten des einzigen Buches, das er besaß, dem arg
     mitgenommenen Exemplar des Romans
Die Zeitmaschine
. Er hatte beschlossen, Claires Briefe Wells als eine Art Gratifikation für geleistete Dienste zu überlassen, da er eigentlich
     auch der Ansicht war, dass sie ihm zustanden. Aus demselben Grund hatte er darauf geachtet, die Narzisse im letzten Umschlag
     für sich zu behalten, denn diese Blume, dachte er, war tatsächlich für ihn selbst bestimmt. Und in ihr konnte er besser lesen
     als in allen Briefen.
    Er setzte sich im Bett auf und fragte sich, wie es Claire Haggerty jetzt ergehen mochte, da die Briefphase beendet war und
     sie sich nun damit abfinden musste, mit dem Gedenken an einen Mann aus der Zukunft zu leben. Er stellte sich vor, wie sie
     jeden Tag an ihn dachte und dabei das wirkliche Leben an ihr

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