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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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ich mich der Beobachtung meiner Mutter nicht entziehen. Ich muss mir schon genug ausdenken, damit Peter, der Kutscher, nicht
     misstrauisch wird. Was hätte er gedacht, wenn du wie durch Hexerei plötzlich unter der Eiche gestanden hättest? Ich glaube,
     dass dann alles aufgeflogen wäre und irgendeine Art von Zeitkatastrophe ausgelöst hätte. Jetzt erkenne ich, wie dumm und verantwortungslos
     ich gehandelt habe. Denn auch wenn Peter nichts gesehen hätte, hätte unsere unvorhergesehene Begegnung das Zeitgefüge dennoch
     gestört, und du würdest mich nicht am 20.   Mai des Jahres 2000 zum ersten Mal sehen, und deswegen würde alles durcheinandergeraten und nichts sich so zutragen, wie es
     sich zuzutragen hätte. Zum Glück – obwohl mich nichts glücklicher gemacht hätte – bist du nicht erschienen, und es gibt nichts
     zu beklagen. Ich nehme an, du bist erst am Nachmittag gekommen, denn am nächsten Tag fand ich dort deinen herrlichen letzten
     Brief. Hoffentlich kannst du mir mein verantwortungsloses Tun verzeihen, Derek , aber ich habe es dir gestanden, weil ich nichts vor dir verbergen will, auch meine Schwächen nicht.
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In der Hoffnung, dass du mir dann ganz sicher verzeihst, schicke ich dir ein von Herzen kommendes Geschenk, damit du weißt,
     wie eine Blume aussieht.
     
    Nachdem die letzte Zeile geschrieben war, stand Claire auf, nahm ihr Exemplar von der
Zeitmaschine
aus dem Bücherregal, schlug es auf und entnahm den Seiten eine Narzissenblüte, die sie zum Trocknen hineingelegt hatte. Dann
     drückte sie einen Kuss auf die zerbrechlichen Blütenblätter und steckte sie zusammen mit dem Brief vorsichtig in den Umschlag.
    Peter stellte auch diesmal keine Fragen. Ohne dass Claire ein Wort zu sagen brauchte, lenkte er die Kutsche zur Anhöhe von
     Harrow. Dort stieg Claire den Hügel hinauf und legte den Brief unbemerkt unter den Grabstein. Dann betrachtete sie die Landschaft
     um sich herum in dem Gefühl, nun Abschied nehmen zu müssen von diesem Ort, der während der letzten Tage ihr Glücksplatz gewesen
     war; von den stillen Wiesen ringsum, die im Morgenlicht mutwillig grünten; von den Weizenfeldern dahinter, die den Horizont
     säumten wie ein goldenes Band. Sie betrachtete den Grabstein von John Peachey und fragte sich unwillkürlich, was für ein Leben
     dieser Mann geführt hatte, ob er die wahre Liebe jemals kennengelernt hatte oder ob er gestorben war, ohne in ihren Genuss
     gekommen zu sein. Sie atmete tief die frische Morgenluft ein, und fast kam es ihr vor, als schwebe der Geruch ihres geliebten
     Derek in der Luft, als hätte sein wiederholtes Erscheinen an diesem Ort eine Art Duftnote hinterlassen und den Platz auf seine
     Art damit geweiht. Aber das war natürlich nur Einbildung, sagte sie sich, hervorgerufen durch ihren verzweifelten |490| Wunsch, ihn wiederzusehen. Sie musste die Wirklichkeit akzeptieren, sich damit abfinden, den Rest ihres Lebens ohne ihn zu
     verbringen. An diesem Nachmittag noch, oder morgen oder übermorgen würde eine unsichtbare Hand ihren letzten Brief von hier
     verschwinden lassen, und danach gäbe es keine weiteren Briefe mehr, nur noch die Einsamkeit, die sich wie ein endloser Teppichläufer
     vor ihren Füßen entrollte.
    Sie ging zur Kutsche zurück und stieg ein, ohne Peter eine Anweisung zu geben. Das war auch nicht nötig. Mit ergebener Miene
     setzte der Kutscher sein Gefährt in Richtung London in Bewegung, sobald sich der Wagenschlag geschlossen hatte. Als die Kutsche
     in der Ferne verschwand, sprang Tom von dem Ast, auf dem er gesessen hatte, und landete neben dem Stamm der Eiche. Von dort
     oben hatte er sie zum letzten Mal gesehen, hätte sie sogar mit ausgestrecktem Arm berühren können. Und jetzt, nachdem er dieser
     Laune nachgegeben hatte, musste er sich für immer von ihr fernhalten. Er zog den Brief unter dem Grabstein hervor, setzte
     sich an den Baumstamm und begann mit bekümmerter Miene zu lesen:
     
    Du hast ganz richtig geraten, Derek , schon bald werden sie die Zeitmaschine verbieten. Es wird für dich keine Zeitreisen mehr geben, bis du den grausamen Salomon
     besiegt hast. Dann wirst du dein Leben riskieren und heimlich die Zeitmaschine benutzen, um in meine Zeit zu reisen. Doch
     eins nach dem andern. Nun will ich dir endlich erzählen, wie unsere erste Begegnung sein wird und was du danach zu tun hast.
     Wie schon gesagt, findet sie am 20.   Mai des Jahres 2000 statt. An diesem Tag wirst du mit deinen
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Männern

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