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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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»Dein Name ist Joshua Valienté.«
    Ein leises Plopp, und weg waren sie.
    Auf der grasbewachsenen Ebene blieb lediglich ein schleimiger Fleck aus halb getrocknetem Blut und anderen Körperflüssigkeiten zurück, und natürlich das Gras und der Himmel. Aber der Blutgeruch würde schon bald Aufmerksamkeit auf sich lenken.
    *
    Und vor langer, langer Zeit auf einer Welt, so nah wie ein Schatten:
    Eine ganz andere Version von Nordamerika umfing ein riesiges salziges Binnenmeer. In diesem Meer wimmelte es vor mikrobiellem Leben. All dieses Leben diente einem einzigen kolossalen Organismus.
    Und auf dieser Welt, unter einem wolkenverhangenen Himmel, knisterte die Gesamtheit des trüben Meeres mit einem einzigen Gedanken.
    Ich …
    Diesem Gedanken folgte ein weiterer.
    Zu welchem Zweck?

2
    D ie Bank neben dem modern aussehenden Getränkeautomaten war überaus bequem. Schon seit Längerem hatte Jo-shua Valienté nicht mehr so etwas Weiches gespürt; auch dieses wattige Gefühl nicht, das ihn immer befiel, wenn er sich in einem Gebäude aufhielt, in dem der Welt durch das Mobiliar und die Teppiche eine ganz bestimmte Geräuschlosigkeit auferlegt wurde.
    Neben der luxuriösen Sitzbank lag ein Stapel Hochglanzmagazine, aber Joshua wusste auch mit glänzendem Papier nicht besonders viel anzufangen. Bücher? Bücher waren in Ordnung. Joshua mochte Bücher, besonders Taschenbücher: leicht und einfach zu tragen, und wenn man sie nicht noch mal lesen wollte, tja, dann gab es für einigermaßen weiches Papier immer eine gute Verwendung.
    Normalerweise lauschte er, wenn er nichts zu tun hatte, einfach der Stille.
    Die Stille hier war jedoch sehr stumpf und undeutlich, sie wurde von den Geräuschen der profanen Welt beinahe erstickt. Merkten die Menschen in diesem geschleckten Gebäude überhaupt, wie laut es hier war?
    Das Brüllen der Klimaanlagen und Computerventilatoren, das gedämpfte Murmeln aus den Telefonen, gefolgt von den Lauten der Leute, die erklärten, dass sie eigentlich nicht anwesend seien, man aber seinen Namen nach dem Piepton hinterlassen könne, und das wiederum gefolgt von dem Piep. Joshua befand sich im Firmensitz des transEarth-Instituts, einem Zweig der Black Corporation. Das gesichtslose Büro aus Rigips und Chrom wurde von einem riesigen Logo beherrscht. Es stellte eine Schachfigur dar – den Springer. Das hier war nicht Joshuas Welt. Nichts davon war seine Welt. Genau genommen hatte er überhaupt keine Welt. Er hatte sie alle.
    Die gesamte Lange Erde.
    *
    Viele Welten, eine Erde nach der anderen, mannigfach. Mehr Welten, als man zählen konnte, wie von einigen behauptet wurde. Um von einer zur anderen zu gelangen, musste man lediglich einen Schritt zur Seite machen und immer so weiter, eine endlose Kette.
    Für Experten wie Professor Wotan Ulm von der Universität Oxford war das alles eine Quelle gewaltiger Irritation. »Diese vielen Parallel-Erden«, erläuterte er der BBC, »sind in jeder Hinsicht identisch – bis auf die Details. Ach ja, und sie sind alle leer. Genauer gesagt sind sie natürlich voll, hauptsächlich mit Wäldern und Sümpfen. Große, dunkle, schweigende Wälder und tiefe, alles verschlingende, tödliche Sümpfe. Aber es gibt keine Menschen. Unsere Erde ist überfüllt, aber die Lange Erde ist leer. Pech für Adolf Hitler, dass er seinen Krieg auch anderswo nicht gewinnen durfte! – Wissenschaftlern fällt es schwer, über die Lange Erde zu reden, ohne von Mannigfaltigkeiten der M-Branen oder Quanten-Multiversen zu brabbeln. Was, wenn sich das Universum jedes Mal verzweigt, sobald ein Blatt vom Baum fällt, wenn es in jedem Augenblick Milliarden neuer Ableger bildet? Genau das scheint uns die Quantenphysik zu sagen. Dabei geht es nicht darum, dass eine Milliarde Wirklichkeiten erfahren werden müssten; die Quantenzustände überlagern sich wie die Obertöne einer einzelnen Violinensaite. Womöglich entstehen aber unter bestimmten Voraussetzungen – zum Beispiel, wenn ein Vulkan in Aufruhr gerät, ein Komet die Atmosphäre streift, wenn reine Liebe schnöde hintergangen wird –, tatsächlich andere empirische Wirklichkeiten, sozusagen ein Zopf aus lauter Quantensträngen. Vielleicht werden diese Zöpfe dann aufgrund ihrer Ähnlichkeit durch irgendeine höhere Dimension zusammengezogen und eine ganze Weltenkette fädelt sich hintereinander auf. Oder irgendwie so! Aber vielleicht ist das alles auch nur ein Traum, eine kollektive Fantasie der Menschheit.
    Letztendlich stehen wir diesem

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