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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Zeitmessung beruht auf astronomischen Regelmäßigkeiten. Die Mannschaft jedoch wußte schon seit Generationen nicht einmal mehr, was Astronomie überhaupt war.
    Vor Hugh auf den Armaturentafeln befanden sich die jetzt einzigen Zeitmesser im ganzen Schiff – aber es dauerte lange, bis er erfaßte, was ihre Funktion war und welchen Bezug sie zu den anderen Instrumenten hatten. Ehe er das nicht begriffen hatte, konnte er das Schiff nicht lenken. Geschwindigkeit und die damit zusammenhängende Beschleunigung und Flugbahn beruhen auf Zeitmessung.
    Als er diese beiden neuen Begriffe schließlich erfaßt und immer wieder durchgekaut hatte, nahm er sich die alten Bücher im Licht der neuen Erkenntnis noch einmal vor. Jetzt verstand er sie. Und wenn auch nur mit beträchtlichen Beschränkungen und einstweilen lediglich in der Theorie, so war er nun doch so etwas wie ein Astrogator.
     
    *
     
    Hugh suchte Joe-Jim auf, um die Zwillinge etwas zu fragen. Joe-Jim verfügten über einen sehr scharfen Verstand, und wenn sie wollten, konnten sie die komplexesten Probleme lösen. Nur meistens wollten sie nicht.
    Narby war gerade am Gehen, als Hugh kam. Der friedlichen Eingliederung der Muties wegen waren Besprechungen zwischen dem Kapitän und Joe-Jim nahezu an der Tagesordnung. Zu ihrer beiderseitigen Überraschung kamen sie gut miteinander aus. Narby war ein äußerst fähiger Administrator, der nicht vom Ehrgeiz besessen war, alles selbst tun zu wollen, und der seine Untergebenen nicht mit der Peitsche antrieb. Entgegen Narbys Erwartung stellte sich heraus, daß Joe-Jim tüchtigere Mitarbeiter waren als alle, mit denen er je zu tun gehabt hatte. Sie empfanden zwar keine übermäßige Sympathie füreinander, aber sie achteten sich.
    »Gutes Essen, Kapitän«, grüßte Hugh förmlich.
    »Oh – hallo, Hugh«, erwiderte Narby den Gruß und drehte sich noch einmal zu Joe-Jim um. »Ich bekomme dann also noch euren Bericht.«
    »Du kannst dich darauf verlassen«, versicherte ihm Joe. »Es sind im Höchstfall ein paar Dutzend, die sich noch nicht ergeben haben und sich versteckt halten. Wir werden sie entweder fangen oder aushungern.«
    »Störe ich?« erkundigte sich Hugh.
    »Nein. Ich bin ohnehin gerade im Begriff zu gehen. Was macht das große Werk?« Er lächelte aufreizend.
    »Ich komme voran. Zwar langsam, aber sicher. Möchtest du auch von mir einen Bericht?«
    »Das hat keine Eile. Ach übrigens, ich habe den Kontrollraum und den Hauptantrieb, überhaupt die ganze schwerelose Zone als tabu erklärt, und zwar sowohl für Muties als auch die Mannschaft.«
    »Tatsächlich? Vielleicht ist es so auch besser. Außer den Offizieren hat dort oben ohnehin niemand etwas verloren.«
    »Du hast mich nicht ganz verstanden. Das Verbot gilt für die Offiziere ebenfalls, wir selbstverständlich ausgenommen.«
    »Aber – aber – wie wollen wir dann die Wissenschaftler von der Wahrheit überzeugen, wenn wir ihnen nicht die Sterne zeigen?«
    »Genau das meine ich. Ich kann es nicht zulassen, daß meine Offiziere dadurch einen Schock davontragen, während ich noch damit beschäftigt bin, meine Verwaltung zu festigen. Das würde nur religiöse Differenzen heraufbeschwören und die Disziplin beeinträchtigen.«
    Hugh war viel zu erregt und verblüfft, um sofort zu antworten. »Aber es ist doch so wichtig, daß sie die Wahrheit erfahren«, sagte er schließlich. »Deshalb haben wir dich ja zum Kapitän gewählt.«
    »Und als Kapitän steht mir die endgültige Entscheidung zu. Wir wollen keine weiteren Worte darüber verlieren. Du darfst jedenfalls niemanden mit in den Kontrollraum, noch überhaupt in die schwerelose Zone nehmen, bis ich es für ratsam halte. Du mußt eben warten.«
    »So ist es auch besser, Hugh«, warf Joe ein. »Wir dürfen keinen religiösen Aufruhr stiften, solange die Einheit im Schiff nicht hergestellt ist.«
    »Laß mich noch eines klarstellen«, bestand Hugh. »Das ist doch lediglich eine einstweilige Verfügung, nicht wahr?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Na schön«, brummte Hugh. »Aber warte mal – Ertz und ich müssen sofort damit beginnen, Bedienungspersonal anzulernen.«
    »Gut. Gebt mir die Namen, dann lasse ich Passierscheine für sie ausstellen. An wen hast du gedacht?«
    Hugh überlegte. Er selbst brauchte eigentlich keine Hilfe. Obgleich sich im Kontrollraum ein halbes Dutzend Kopilotensitze befanden, genügte es doch, wenn ein einziger auf dem Platz des Chefastrogators das Schiff steuerte. Das gleiche galt

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