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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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neuem Kapitän!« rief er. Seine Leute hatten keine Wahl. »Es lebe Phineas Narby, Jordans Kapitän!« salutierten auch sie.
    Die jungen Männer aus Narbys eigener Clique – die Anführer der Gruppe der Rationalisten unter den Priester-Wissenschaftlern – traten hinter Ertz und salutierten ebenfalls. Die Unentschlossenen und die Opportunisten beeilten sich, und stellten sich hinter diese, als sie erkannten, auf welcher Seite die Mehrheit war. Übrig blieben lediglich ein paar Offiziere, die entweder schon zu alt zum Umdenken oder aber streng religiös waren.
    Ertz bemerkte, wie Kapitän Narby sie musterte und sich dann zu Joe-Jim umdrehte. Er legte seine Hand auf Narbys Arm. »Es sind nur wenige, und sie können uns nicht gefährlich werden«, sagte er leise. »Genügt es nicht, wenn wir sie entwaffnen und in den Ruhestand versetzen?«
    Narby sah ihn unwillig an. »Sie leben zu lassen, würde nur neue Meuterei heraufbeschwören. Ich bin durchaus fähig, meine Entscheidungen selbst zu treffen, Chefingenieur.«
    Ertz biß sich auf die Lippe. »Jawohl, Sir.«
    »So ist es schon besser.« Er gab Joe-Jim das Zeichen.
    Die langen Messer machten schnelle Arbeit.
    Hugh hielt sich aus dem Gemetzel heraus. Sein alter Lehrer, Leutnant Nelson, der Dorfwissenschaftler, gehörte zur Widerstandsgruppe. Das war ein Umstand, mit dem er nicht gerechnet hatte.
     
    *
     
    Joe-Jims Kämpfer, durch eine Gruppe hitzköpfiger, von Narby ausgewählter Kadetten verstärkt, durchkämmten die mittleren und oberen Decks. Die Muties, von Natur aus Einzelgänger, die sich im Höchstfall einem Gruppenführer unterstellten, waren keine Gegner für die Taktik Joe-Jims. Auch waren ihre Waffen den seltsamen langen Messern der Angreifer unterlegen.
    Die Kunde eilte durch das Mutieland, daß es klüger war, sich freiwillig den Kämpfern von Zwei-weise-Köpfe zu ergeben, denn wer sich ergab, erhielt gutes Essen, während den anderen der Tod gewiß war.
    Trotzdem war es ein langwieriger Prozeß. Es gab so unendlich viele Decks, so viele Meilen düsterer Gänge, so unzählig viele Kabinen, in denen sich Gegner versteckten konnten. Außerdem ging die Säuberungsaktion immer langsamer vor sich, da Joe-Jim bemüht waren, eine Art Polizeipatrouille zu unterhalten und in jedem Sektor, auf jedem Stockwerk und an jedem Treppenschacht Wachen zurückzulassen, sobald seine Sturmtruppen das Gebiet eingenommen hatten.
    Zur Narbys größter Enttäuschung wurden die Einkörper-Zwillinge in den Kämpfen nicht getötet. Joe-Jim hatten aus ihren Büchern gelernt, daß sich ein General nicht unbedingt den Gefahren des Nahkampfs aussetzen mußte.
    Hugh vergrub sich im Kontrollraum. Die Probleme, die ihm die komplizierten Navigationsgeräte aufgaben, und die Schwierigkeiten der Raumschiffballistik beschäftigten ihn ungemein. Außerdem war ihm die Säuberungsaktion ein Greuel. Er konnte Leutnant Nelsons blutiges Ende nicht vergessen. An Kampf und Tod war er gewöhnt, sie waren auch auf den Unterdecks keine Seltenheit, aber das Gemetzel im Versammlungsraum hatte ihm einen argen Schock versetzt.
    Durch das Studium der Steuerungsanlagen versuchte er auf andere Gedanken zu kommen. Es war etwas, das ihn voll und ganz ausfüllte. Er hatte sich eine Aufgabe vorgenommen, die jeder nicht dafür ausgebildete Erdenmensch als undurchführbar abgelehnt hätte. Selbst ein erfahrener Pilot normaler Raumschiffe hätte sich nicht an die Navigation eines so gewaltigen interstellaren Schiffs herangewagt.
    Das ahnte Hugh Hoyland allerdings nicht. Vielleicht schaffte er es gerade deshalb.
    Allerdings half ihm dabei die Genialität der Konstrukteure. Die meisten Maschinen waren ohnehin so entworfen, daß ihre Bedienung keine großen Anforderungen stellte. Die Schwierigkeiten begannen erst bei der Instandhaltung und Reparatur. Das entfiel jedoch bei den Maschinen und Geräten der Vanguard. Die Steuerungsanlage und der Hauptantrieb bedurften absolut keiner Wartung, da sie keine beweglichen Teile enthielten und so keinem Verschleiß unterworfen waren und auch nicht justiert zu werden brauchten. Hätte Hugh die Funktionsweise der Maschinen und Geräte, mit denen er sich beschäftigte, erst zu verstehen und sie gar zu reparieren lernen müssen, wäre seine selbstgestellte Aufgabe für ihn nicht zu bewältigen gewesen.
    Die Vanguard benötigte deshalb auch kein Wartungspersonal, außer für die nichtlebenswichtigen Hilfsmaschinen wie Rollbänder, Aufzüge, Massage- und Speiseautomaten und ähnliches.

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